Dr. Brinkmeier Staffel 1 – Arztroman. Sissi Merz

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Dr. Brinkmeier Staffel 1 – Arztroman - Sissi Merz


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aber mit Vernunft, net im Zank. Das hat keinen Sinn.«

      Anna Stadler nickte, und Kurt Taschner merkte an: »Wir sollten auch den Umweltaspekt net außer acht lassen.«

      »Schmarrn, ich hab alles im Griff«, behauptete der Burgmüller. »Ihr könnt mir vertrauen, das wird ein gutes Geschäft!«

      »Ohne mich!« Georg Fellner verließ erbost den Nebenraum des Wirtshauses, wo die monatliche Ratssitzung abgehalten wurde. Dem Bürgermeister war das nur recht. »Laßt den Querulanten ziehen, der ist doch aus Prinzip dagegen. Stimmen wir ab und nehmen das Projekt an, dann kann ich mich um alles Weitere kümmern.«

      »Wir können net abstimmen«, erinnerte Anna ihn. »Der Fellner ist fort und der Doktor Brinkmeier fehlt heut.«

      »Außerdem müssen wir das erst besprechen«, meinte der Lehrer.

      Alois Burgmüller verzog ärgerlich den Mund. »Schön, wie ihr wollt. Dann vertagen wir den Punkt. Ich beraume bald eine neue Sitzung an, da haben dann aber alle zu erscheinen!«

      Anna Stadler unterhielt sich noch kurz mit Kurt Taschner, bevor sie den Raum verließ. Alois wollte sie abpassen, aber Dominik Hirtner fragte ihn streng: »Was führst wieder im Schild, Alois? Dieses Projekt hat doch einen Haken, net wahr? Oder liegt es dir nur deshalb am Herzen, weil du den Georg damit ärgern kannst?«

      »Ich bin Geschäftsmann«, behauptete er betont sachlich. »Der Fellner ist mir wurscht.«

      »Na, hast net was Wichtiges vergessen?« Dominik Hirtners kluge graue Augen maßen sein Gegenüber ernst.

      »Du sollst nicht lügen!«

      In diesem Moment verließ Anna Stadler das Wirtshaus, Georg murmelte eine Entschuldigung und wollte ihr nach. Da hörte er, wie einer am Tisch zu seinem Nachbarn sagte: »Der Burgmüller wird sich bald mit dem Fellner vertragen müssen. Spätestens, wenn was Kleines kommt...« Die Mannsbilder lachten dröhnend, Alois aber blieb wie angewurzelt stehen. Er baute sich vor Markus Bichler auf, dem Revierförster von Wildenberg, und forderte: »Das wiederholst bitt schön vor mir!«

      Der Bichler verlor ein wenig an Farbe. Doch als er merkte, daß alle Augen auf ihn gerichtet waren, gab er sich einen Ruck und meinte betont lässig: »Das weiß doch ein jeder im Tal, daß dein Sohn der kleinen Fellner gut ist. Oder willst das bestreiten?«

      »So einen dreckerten Schmarrn hab ich mein Lebtag noch net gehört«, knurrte der Burgmüller. »Das nimmst zurück, oder aber du kannst dir ein anderes Forstrevier suchen, Bichler!«

      Der Waidmann stand auf und erwiderte den Blick des Bürgermeisters furchtlos. »Ich nehm nix zurück, weil es die Wahrheit ist! Erst gestern auf d’ Nacht hab ich die zwei im Forst gesehen. Eng umschlungen und sehr verliebt. Frag doch deinen Sohn, wennst mir net glaubst!«

      Alois starrte sein Gegenüber zornig an, dann meinte er abfällig: »Das tu ich auch. Aber ich warn dich. Einmal noch erzählst Spaßletten auf meine Kosten, dann kannst was erleben!« Damit polterte er aus der Wirtschaft. Draußen war es kühl und frisch. Die klare Nachtluft machte Alois den Kopf ein wenig frei. Ärgerlich stellte er fest, daß Anna Stadler bereits fort war. Doch momentan erschien ihm das nur zweitrangig. Zuerst einmal hatte er nämlich ein ernstes Wort mit seinem Sohn zu wechseln...

      *

      Afra wuselte in ihrer Küche herum, wo allerlei verlockende Düfte in der Luft hingen, als drunten am Klingelstrang gezogen wurde. Fast ließ sie den Kochlöffel in die Soße fallen, nahm rasch die Schürze ab und fuhr sich ordnend durch ihr widerspenstiges graues Haar. Josef Brinkmeier öffnete gerade die Haustür, die alte Hauserin trat mit freudig pochendem Herzen in die Diele. Max reichte seinem Vater die Hand, dieser drückte sie herzhaft, und dann umarmten die beiden sich doch. Afra zog den jungen Doktor ebenfalls in ihre Arme. »Mei, Maxl, gut schaust aus, ganz braun und gesund.« Sie schaute sich um. »Bist denn allein gekommen, wir haben gedacht...«

      »Jetzt laß ihn halt erst einmal ins Haus«, mahnte Josef nachsichtig. Das Herz schlug ihm freudig und wie befreit in der Brust, und noch immer erschien es ihm fast wie ein Wunder, daß sein Sohn tatsächlich heimgekommen war.

      Afra wischte sich verschämt über die Augen. »Ich kümmere mich ums Essen. Hab zur Feier des Tages auch einen Kaiserschmarrn gemacht, wie du ihn magst, Maxl.« Rasch verschwand sie in der Küche, Dr. Brinkmeier bat seinen Sohn in die gute Stube.

      »Hier hat sich gar nix verändert«, stellte dieser überrascht fest. »Es ist so, wie ich es in Erinnerung gehabt habe.«

      »Tja, manche Dinge ändern sich halt nie.« Josef deutete auf einen Sessel. »Setz dich, Bub, und erzähl mir ein bisserl.« Er mochte nun nicht über das reden, was noch zwischen ihnen stand, wollte ihnen das Wiedersehen nicht trüben. »Zum Essen kommen noch der Lukas und die Christel. Ich hoff’, das ist dir recht.«

      Der junge Mediziner lächelte angedeutet, doch in seinen Augen lag die Traurigkeit. »Ich freu mich. Als ich eben im Bus von Berchtesgaden gesessen bin, hab ich doch gespürt, wie mir alles hier gefehlt hat. Ich glaub, es war recht, zurückzukommen.«

      »Das klingt, als würdest es auch ein bisserl bereuen.« Josef schaute seinen Sohn forschend an. »Die Afra hat schon recht, wir haben angenommen, daß die Julia dich begleitet.«

      Max senkte den Blick. Eine Weile herrschte Schweigen in der guten Stube vom Doktorhaus, man hörte Afra nebenan hantieren, sie deckte den Tisch im Eßzimmer. Schließlich seufzte der junge Brinkmeier und gab mit gepreßt klingender Stimme zu: »Die Julia hat die Missionsstation net verlassen wollen. Ich hab sie gebeten, mitzukommen, als meine Frau. Aber das hat sie abgelehnt. Deshalb ist mir der Abschied auch so schwer geworden. In Ruanda hab ich mich fast heimisch gefühlt, verstehst?«

      Josefs Blick wanderte zur Wand und dem Bild seiner seligen Frau. Langsam nickte er und meinte bedächtig: »Wenn man sein Herz verschenkt hat, dann kann man auch in der Fremde heimisch werden. Ich weiß das Opfer, das du gebracht hast, durchaus zu schätzen, Max. Und ich werde dir nie vergessen, daß du gekommen bist, als ich dich am meisten gebraucht hab.«

      »Wenn die Julia mich hätte begleiten wollen, wäre es keine Frage gewesen. Obwohl... ich will ehrlich sein: Die Arbeit dort drunten hat mir auch viel bedeutet. Und zehn Jahre sind eine lange Zeit.« Er lächelte schmal. »Ich werde mich hier erst wieder einleben müssen.«

      »Das geht schneller als du denkst. Weißt, Max, wenn ihr zwei füreinander bestimmt seid, die Julia und du, dann wird sie gewiß eines Tages vor der Tür stehen. Darauf mußt hoffen.«

      »Ich will mir Mühe geben.«

      »Und was uns zwei angeht: ich hab darüber nachgedacht, wie es in Zukunft werden soll. Und ich hab mir fest vorgenommen, dir freie Hand zu lassen. Schließlich haben wir uns schon einmal wegen meinem Dickschädel entzweit. Das soll nimmer geschehen.«

      Als draußen einer am Klingelstrang zog, schlug Max vor: »Darüber reden wir später. Ich möchte jetzt gern unsere Gäste begrüßen. Kommst mit, Vater?«

      »Freilich.« Etwas schwerfällig erhob Josef Brinkmeier sich und folgte seinem Sohn mit eher gemischten Gefühlen in die Diele. Er dachte daran, wie abweisend Lukas auf die Heimkehr seines Bruder reagiert hatte. Und er fragte sich, ob die beiden schon gleich am ersten Tag wieder miteinander streiten würden.

      »Max, wie schön!« Christel Brenner drückte den jungen Arzt und gab ihm ein Busserl auf die Wange. Ihre Augen strahlten wie die eines jungen Madls. »Ich freu mich ja so, du weißt net wie!«

      »Er wird es sich vorstellen können«, brummte Lukas und drückte seinem Bruder knapp die Hand. »Grüß dich, Max. Dann hast dich also tatsächlich von deiner wichtigen Tätigkeit im Busch losreißen können.« Seine Stimme klang ironisch.

      Christel warf dem Bauern, der neben ihr stand, einen tadelnden Blick zu, Max nahm es aber nicht krumm. Er stellte fest: »Ich freu mich, dich zu sehen, Lukas. Bist ganz der alte geblieben. Hast vielleicht was dagegen, wenn ich mir bei Gelegenheit mal den Hof anschaue?«

      »Freilich net. Auch wennst nix verstehst von der Materie. Das war ja schon früher so. Beim Mistschaufeln


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