Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman. Sissi Merz

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Dr. Brinkmeier Staffel 2 – Arztroman - Sissi Merz


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um Himmels willen, was ist los?« wollte Max bestürzt wissen. »Du weinst? Was ist geschehen? Bitte, sag es mir!«

      Sie brauchte ein paar Sekunden, um sich zu fassen, dann erzählte sie: »Tom Kennedy hat mir vorgeworfen, daß ich alles, was er tut, an dir messe, daß ich diese Station wie einen Schrein zu deiner Erinnerung betrachte. Und ich mußte feststellen, daß das stimmt. Ich… habe es bis jetzt nicht verwunden, daß du fortgegangen bist, Max. Ich habe es mir eingeredet, aber es war eine Lüge. Und nun versuche ich, irgendwie damit zurecht zu kommen. Ich dachte, wenn wir eine Weile nicht telefonieren, dann finde ich vielleicht mein inneres Gleichgewicht wieder, dann werde ich ruhig und weiß endlich, welcher Weg der Richtige für mich ist. Verstehst du das?«

      Max hatte ihr aufmerksam zugehört, nun murmelte er bedrückt: »Ich habe nicht gewußt, daß du so sehr darunter zu leiden hast. Wenn es dir hilft, werden wir für eine Zeit Funkstille halten. Ich will alles tun, damit du dich wieder besser fühlst, Julia. Ach, Liebes, ich fühle mich so hilflos. Hätten wir uns doch nicht trennen müssen, die Situation ist unhaltbar.«

      Julia seufzte schwer auf. »Ich weiß. Aber ich will meine Arbeit hier nicht aufgeben, egal, wie schwer es wird, mit Tom Kennedy eine Basis zu finden. Ich gebe nicht auf!«

      »Das habe ich auch nicht von dir erwartet. Nun, wenn wir eine Weile nichts voneinander hören werden, möchte ich dir noch die Geschichte von unserem Findelkind zu Ende erzählen…«

      Julia lauschte auf Max’ Stimme, schloß die Augen und lächelte selig. Sie spürte, wie sie innerlich wieder ruhig wurde. Und als sie sich verabschiedeten, versprach sie: »Ich melde mich wieder bei dir, Max. Aber bis dahin vergiß bitte nicht, daß ich dich liebe. Mein Herz gehört dir.«

      »Und meines dir.« Er lächelte auch, als er auflegte. Obwohl sich rein äußerlich an ihrer Trennung nichts geändert hatte, spürte Max doch endlich wieder eine tiefe Gewißheit: Seine Liebe zu Julia war unwandelbar. Und diese Gewißheit half ihm, die Sehnsucht ein klein wenig besser zu ertragen.

      *

      Rudolf Graf machte ein griesgrämiges Gesicht, als die Altmagd Rosa ihn wissen ließ, daß Brinkmeiers ihn sprechen wollten. »Der alte und der junge Doktor!« betonte sie, doch der Bauer winkte ab. »Sollen sich schleichen. Ich will keinen sehen.«

      »Jetzt sei halt kein solcher Einsiedler, Rudi«, meinte Josef Brinkmeier da und betrat das Arbeitszimmer des Bauern. Sein Sohn folgte ihm. »Den will ich net sehen!« schimpfte Rudolf gleich. »Der steckt mit dem Berger unter einer Decke.«

      »Beruhige dich, Bauer, wir sind hier, um in Ruhe und vernünftig mit dir zu reden«, unterstrich Max da besonnen. »Wir wollen dir nix, wir sind nur drauf aus, dir zu helfen.«

      »Pah, wer’s glaubt…«

      Josef musterte den Bauern streng. »Jetzt nimm dich mal zusammen, Rudi. Bist doch sonst ein ganz vernünftiger Mensch. Sitzt im Rat, führst deinen Hof, wie es sich gehört. Nur wenn es um die Christa geht, da hakt bei dir was aus. Ist dir noch net aufgefallen, daß du eine ganz wunderbare Tochter hast, wie man sie sich nur wünschen kann? Und einen Schwiegersohn in spe, der einen patenten Jungbauern abgeben tät. Von dem Butzerl ganz zu schweigen.«

      »Bist bald fertig, Sepp? Ich mag dir nämlich nimmer zuhören.«

      »Gleich, es dauert nimmer lang. Die Christa hockt bei uns im Doktorhaus und wartet darauf, daß du ihr endlich die Hand zur Versöhnung reichst. Ist das denn zuviel verlangt? Gibt es einen vernünftigen Grund, weshalb du hier umeinand sitzt und motzt?«

      »Es gibt viele Gründe.« Der Graf-Bauer stöhnte auf. »Und weil ihr mir ja doch keine Ruhe laßt, bevor ich euch die nenne, sollt ihr Bescheid wissen. Die Mutter von der Christa war ein schönes Weib, bildsauber und klug, dazu fleißig. Alles, was ein Mann sich halt wünschen kann. Ich hab’ sie recht von Herzen lieb gehabt, das könnt ihr mir glauben. Aber ich war auch sehr eifersüchtig, konnte mir net denken, daß sie mir treu bleibt. So hat das Verhängnis seinen Lauf genommen. Ich war so lange hinter der Anna her, bis sie es nimmer ausgehalten hat und weggangen ist. Aber meint ihr, ich hätte mich geändert? Ich hatte ja nun die Bestätigung, daß meine Frau mir net treu sein wollte. Und dafür mußte ich sie strafen. Ich hab’ sie lange angefleht, zu mir zurück zu kommen. Und als sie sich schließlich hat erweichen lassen, da hab’ ich sie büßen lassen, jeden Tag. Es war falsch, das weiß ich. Ich hab’ die Anna unglücklich gemacht und mich auch. Und später dann die Christa. Aber ich konnte nicht anders. Ich hatte immer nur Angst, sie zu verlieren.«

      Max wechselte einen betroffenen Blick mit seinem Vater, der dem Bauern riet: »Sei einmal so ehrlich zu deiner Tochter. Du wirst sehen, daß sich dann alles klärt. Das Madel hängt an dir, es wartet nur auf ein gutes Wort. Das tut die Christa schon ihr ganzes Leben lang. Komm halt mit uns ins Doktorhaus und rede mit ihr. Das ist vielleicht deine letzte Chance, endlich das Rechte zu tun und dein Leben doch noch in die richtigen Bahnen zu lenken. Du hast dich überwunden, mit uns zu reden. Da wirst auch deiner Tochter endlich die Wahrheit sagen können.«

      »Ich weiß net…« Rudolf schüttelte den Kopf. »Das kann ich net so einfach, darüber muß ich erst nachdenken. Es ist schließlich nicht so leicht, sich zu ändern.«

      »Versprich mir, daß du wirklich darüber nachdenkst, dann bin ich zufrieden«, bat Josef, woraufhin der Großbauer zustimmte.

      »Ich glaub, du hast heut was erreicht«, meinte Max, als er sich mit seinem Vater auf den Heimweg machte. »Der Graf war fast zugänglich, er scheint sich wirklich Gedanken über die Zukunft zu machen. Da hast den Finger direkt in die Wunde gelegt.«

      »Das muß manchmal sein, auch wenn’s weh tut.« Der alte Landarzt warf seinem Sohn einen fragenden Blick zu. »Wie steht es denn jetzt zwischen dir und der Julia? Hast mit ihr geredet wegen diesem komischen Brief?«

      Max nickte. »Ja, wir haben telefoniert. Ich glaube, die Julia hat mehr unter unserer Trennung zu leiden, als ich zunächst angenommen hab’. Ich lasse ihr jetzt ein bissel Zeit, damit sie wieder zu sich selbst finden kann.«

      »Dann hatte der Brief also doch seinen Sinn.«

      »Freilich. Weißt, Vater, wenn man so weit voneinander entfernt lebt, dann wird es manchmal doch schwierig, die Gedanken des anderen nachzuvollziehen.«

      »Vielleicht solltest die Julia endlich mal besuchen.«

      »Ja, das wünsche ich mir schon lange. Aber momentan wäre das ganz falsch. Sie muß sich mit diesem Kennedy arrangieren. Und das kann sie nicht, wenn sie in Gedanken immer bei mir ist. Wir sollten einfach mal Abstand halten. Ich glaube, das wird uns beiden gut tun.«

      »Wenn du meinst…« Josef war da anderer Meinung, aber es war nicht seine Art, sich in das Leben seines Älteren einzumischen oder ihm gar Vorschriften zu machen. »Die Tina und der Lukas kommen morgen heim. Die Afra hat heut vorgeschlagen, ihnen zu Ehren ein kleines Festessen zu geben. Was hältst davon?«

      »Eine prima Idee. Am Wochenende wollte ich den Lukas und seine Frau sowieso einladen. Die Anna und ich sind schon verabredet.«

      »Da schau her…«

      »Nix, keine Hintergedanken! Und das hat auch nicht das geringste damit zu tun, daß die Julia ein bissel Abstand braucht. Ich möchte nicht, daß du das falsch verstehst, Vater.«

      »Keine Angst, ich verstehe es schon richtig«, versicherte dieser mit einem hintergründigen Lächeln.

      Thomas Berger schaute an diesem Abend etwas früher im Doktorhaus vorbei als sonst, und das aus gutem Grund. »Ich möchte dir unsere Wohnung zeigen, Christa. Der Strohmüller ist einverstanden, daß ich die Stuben ein bissel ausbaue. Ich glaub, man kann was daraus machen. Aber ich möchte erst deine Meinung hören, bevor ich endgültig zusage.«

      »Also schön, schauen wir sie uns an.«

      Das junge Paar war eben abgefahren, als Rudolf Graf erschien. Josef Brinkmeier war nicht wirklich überrascht, ihn zu sehen. Er bat: »Komm rein und setz dich nieder, Rudi. Wir trinken zusammen ein Viertele Wein und warten auf die Kinder.«

      »Was meinst jetzt damit? Ich


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