EscortLady | Erotischer Roman (Erotik, Erotikroman, Erotik ab 18 unzensiert, sinnlich und heiß). Clarissa Thomas

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EscortLady | Erotischer Roman (Erotik, Erotikroman, Erotik ab 18 unzensiert, sinnlich und heiß) - Clarissa Thomas


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      Impressum:

      EscortLady | Erotischer Roman

      von Clarissa Thomas

      Originalausgabe

      © 2016 by blue panther books, Hamburg

      All rights reserved

      Cover: © Georgijevic @ istock.com

      Umschlaggestaltung: www.heubach-media.de

      ISBN 9783862775651

      www.blue-panther-books.de

       Die ganze Welt ist eine Bühne

      Das Glück ist eine unzuverlässige Freundin. Es spielt nach seinen eigenen Regeln, macht sich rar, wenn wir uns am stärk­sten danach sehnen – und ist doch immer für eine Überraschung gut.

      Es heißt, das Glück sei nicht käuflich. Wir allerdings sind es. Wir spenden Trost, erfüllen Wünsche, schenken Kraft und inspirieren. Wir sind Geliebte auf Zeit, Göttinnen für ein paar Stunden. Wer einmal das Vergnügen hatte, unsere Gegenwart zu erleben, will nicht mehr darauf verzichten. Schnell verfällt man unserem Charme, unseren äußeren wie inneren Reizen, unserer Kunstfertigkeit. Bankkonten werden für uns geplündert, Alibis erfunden, Treueschwüre gebrochen – doch noch nie hat es jemand bereut ...

      ***

      Wir trafen uns in der Lobby seines Hotels.

      James hielt eine aufgeschlagene Ledermappe auf den Knien, konzentriert blätterte er darin, sah höchstens kurz auf, um eine Notiz in sein Smartphone zu sprechen. Nicht einmal hier blieb er von der Arbeit verschont.

      Er war der Prototyp eines Geschäftsmannes, auch wenn seine muskulöse Erscheinung leicht darüber hinwegtäuschen konnte. Unter dem maßgeschneiderten Anzug zeichneten sich mächtige Schultern und kräftige Arme ab, der strahlend-weiße Hemdkragen schloss sich um einen breiten, von starken Sehnen durchzogenen Hals. Ohne die Brille und den akkuraten Wallstreet-Schnitt seines langsam ergrauenden Haares hätte man ihn für einen Fitnesstrainer halten können, der nur zufällig in einem dunkelblauen Dreiteiler steckte und für einen Tag die Rolle des Top-Managers spielte.

      Erst, als ich bereits vor ihm stand, bemerkte James mich. Sein Blick wanderte von meinen schwarzen Pumps über den enganliegenden Bleistiftrock bis zu der tiefdekolletierten Bluse. Erleichtert schloss er die Mappe, stand auf und schenkte mir sein perfektes Lächeln.

      »Ophelia – wie schön, dass du es so spontan einrichten konntest.«

      Wir begrüßten einander mit einer Umarmung, die jedem Außenstehenden unverständlich erscheinen musste; sie war zugleich fremd und vertraut, eine Geste zwischen Freunden, die einander lange nicht gesehen hatten und eine gewisse Zeit brauchten, um den normalen Grad an Herzlichkeit wieder zu erreichen. Nur die Eingeweihten, die Escortdamen und ihre Kunden, kennen diesen speziellen Drahtseilakt.

      »Für dich verschiebe ich gern den einen oder anderen Termin«, erwiderte ich mit einer Stimme, in die sich eine verspielte Sinnlichkeit mischte. Schnell fanden wir in unsere vorgegebenen Rollen. James, der selbstsichere Gentleman, und ich, die Muse, die ihm ein paar Stunden Ablenkung und Erholung von der Last seiner Arbeit sein würde.

      Ein Mann wie er hatte es ganz bestimmt nicht nötig, ein kleines Vermögen für ein paar Stunden sinnlicher Zweisamkeit auszugeben. Allein an der Bar des Hotels hätte er genügend Frauen für ein ganzes Jahr aufreißen können, doch James schätzte unseren diskreten Service – und die Unverbindlichkeit.

      »Frauen bedeuten Verantwortung«, hatte er mir einmal in seiner leicht patriarchalischen Art erklärt, »eine Verantwortung, die ich mir in meinem Job nicht erlauben kann.«

      Obwohl bei weitem nicht jede Frau den kapitalen Fehler beging, Sex mit Liebe zu verwechseln, verstand ich seine Argumentation sofort. Viele meiner Kunden dachten wie James: Sie bezahlten mich für eine Zuneigung und Intimität, die im richtigen Leben niemals ohne Komplikationen und verletzte Gefühle zu haben war.

      »Wollen wir?« James hielt mir galant seinen Arm hin.

      Ich hakte mich bei ihm ein und gab mir alle Mühe, auf meinen hochhackigen Schuhen mit seinen ausladenden Schritten mitzuhalten.

      Im Fahrstuhl übte er sich in entschiedener Zurückhaltung. Kaum ein Blick, kaum ein Wort – wir waren wie zwei Menschen, die der Zufall in dieser kleinen Metallkabine zusammengeführt hatte und deren Wege sich bereits ein paar Stockwerke weiter verlieren würden. Ich kannte James lange genug und wusste von der Verwandlung, die sich mit ihm vollziehen würde, sobald wir unter uns waren. Er konnte bei einem gemeinsamen Essen sehr detailliert über die Besonderheiten des ostasiatischen Aktienmarkts referieren, um dann, nur kurze Zeit später, in der sicheren Sphäre einer Suite, zu dem Tier zu werden, das tagsüber unter der Oberfläche seiner Kultiviertheit schlummerte.

      Mir drängte sich das Bild einer Flasche Champagner auf, Sekunden bevor sich der Korken endgültig unter kundigen Fingern löst und der vorher so gut verborgene Druck schlagartig hervortritt. Auch in mir breitete sich das nervöse Prickeln der Vorfreude aus. Bei aller Erfahrung, die ich mittlerweile in diesem einschlägigen Bereich besaß, war doch jeder Termin etwas Einzigartiges, etwas Unberechenbares ...

      Obwohl James nur ein zweistündiges Private-Date gebucht hatte, war der Umschlag, den er mir überreichte, gut gefüllt. Ich vertraute ihm und machte mir gar nicht erst die Mühe, nachzuzählen. James war sehr spendabel, häufig legte er noch ein beachtliches Trinkgeld dazu, sodass ich in meiner kleinen Handtasche einen Betrag verschwinden ließ, für den andere Menschen einen Monat lang arbeiten mussten.

      Bevor die verspiegelten Türen des Fahrstuhls auseinanderglitten, musterte ich ein letztes Mal mein Erscheinungsbild – doch, ich konnte mit dem Anblick zufrieden sein. Mein langes, hellblondes Haar, die azurblauen Augen, die schlanke Silhouette ... einmal mehr würde ich dem hohen Preis gerecht werden.

      Der Teppich des Flurs schluckte jedes Geräusch. Die Ruhe vor dem Sturm, ging es mir durch den Kopf, doch der Sturm war längst da. Ich spürte es, als James nach meiner Hand griff, so fest und bestimmt, als würde er sie nie wieder loslassen wollen. Nur kurz, um mit der Sicherheitskarte die Zimmertür zu öffnen, trennten sich unsere Finger. Kaum waren wir eingetreten, zogen sich unsere Körper mit einer Kraft, die mehr als nur magnetisch war, zueinander hin.

      Und dann war er da, dieser jedes Mal so großartige Moment des ersten Kusses. Diese eine Sekunde zwischen dem Schließen der Augen und dem Aufeinandertreffen der Lippen, diese Grauzone von Sehnsucht und Erfüllung. Alles schien möglich, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft verschmolzen zu einem einzigen Augenblick. Unsere Münder erkannten einander, das Spiel der Zungen setzte ein – schüchtern zunächst, erkundend nur, um sich schließlich mit ganzer Kraft in die Welle der Erregung zu werfen.

      Die Bewegungen meiner Finger verselbstständigten sich; waren sie eben noch an James’ breitem Nacken beschäftigt, gingen sie nun ihre eigenen Wege, lösten die Krawatte und öffneten den Hemdkragen. Ich wollte diesen Mann, wollte ihn von aller unnötigen Verkleidung befreien und so sehen, wie die Natur ihn geschaffen hatte: groß, stolz und kräftig. Doch dann, mit einer schier übermenschlichen Anstrengung, mäßigte sich James, bremste die eigenen Zärtlichkeiten und wehrte meine sanft ab.

      »Ophelia, warte kurz – es gibt da etwas, das du wissen solltest.«

      James war kein Mann unnötiger Worte. Wenn er etwas zu sagen hatte, erst recht in dieser besonderen Situation, musste es wichtig sein.

      »Ich habe dir doch von dem Angebot aus Japan erzählt, und dass ich mit dem Gedanken spiele, nach Tokyo zu ziehen ... Es fiel mir nicht leicht, aber ich habe eine Entscheidung getroffen.«

      Es dauerte etwas, bis mein Verstand die Bedeutung dieser Worte völlig erfasste. Das, was ich vermutete und mir unmittelbar Angst machte, ließ sich in drei fragenden Worten zusammenfassen. »Du gehst also?«

      James nickte, dann trat er an das Fenster, um meinen Gesichtsausdruck nicht sehen zu müssen. Das Bedauern war aufrichtig, ich spürte, wie sich eine graue Wolke über den Horizont meines Denkens legte.

      »Und wann ... wann wird das sein?«

      »Wenn alles


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