Ein glücklicher Mensch. Группа авторов

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      Die Übersetzung des Buches wurde von „Books from Lithuania“ mit Mitteln des Kulturministeriums der Republik Litauen gefördert.

       Ein

       glücklicher

       Mensch

      MÄRCHEN AUS LITAUEN

      Ausgewählt und ins Deutsche übertragen von Irena Ülkekul

      Mit Illustrationen von Lara Ülkekul

      mitteldeutscher verlag

       Litauische Märchen

       für Klein und vor allem für Groß

       … so wie ich sie weitererzählt habe.

      WIE EIN ARMER ZU WOHLSTAND KAM

      Es lebte einmal ein Mann, der war so arm, dass er überhaupt nichts besaß. Einmal zog er die letzten Kleider an, die er noch finden konnte, und ging in die Welt hinaus. Sobald er jemandem begegnete, fragte er:

      „Warum habe ich nichts?“

      „Hast du Arbeit?“

      „Nein, ich habe keine.“

      „Wenn du keine Arbeit hast“, sagte ein Mann zu ihm, „woher sollst du dann etwas haben?!“

      Der Arme ging weiter und erkundigte sich bei jedem Menschen, dem er begegnete, warum er nichts habe. So kam er in eine Stadt und sah einen Garten. Dort gingen der König und die Königin spazieren. Der arme Mann ging zum König und fragte ihn, warum er nichts habe.

      „Kannst du lesen und schreiben oder beherrschst du ein Handwerk?“, fragte der König.

      „Nein, ich kann weder lesen noch schreiben und ich beherrsche kein Handwerk.“

      „Woher solltest du dann etwas haben, wenn du nichts kannst?!“ Der Arme ging weiter und sah an der Tür des Schlosses die Königstochter sitzen. Er ging zu ihr und fragte sie, warum er nichts habe.

      „Bist du schon verheiratet?“

      „Nein, noch nicht.“

      „Hol dir eine Frau, dann wirst du etwas bekommen“, antwortete die Königstochter. Der Arme lächelte nur und ging weiter. Der König sah, wie der Arme lachte, und war sehr gespannt, was ihm seine Tochter gesagt hatte.

      „Was hat dich dieser Mann gefragt?“, wollte er wissen. „Er fragte mich, warum er nichts habe.“

      „Und was hast du ihm geantwortet?“

      „Das sage ich nicht.“

      „Sag es auf der Stelle!“

      „Ich sage es nicht.“

      Der König drang in sie mit allen möglichen Mitteln, aber es gelang ihm nicht, seine Tochter zu einer Antwort zu bewegen. Dann ließ er den Mann ausfindig machen. Der Arme wurde gesucht, gefunden und zum König gebracht. Der König fragte ihn:

      „Was hast du die Prinzessin gefragt?“

      „Ich habe sie gefragt, warum ich nichts habe.“

      „Und was hat sie dir geantwortet?“

      „Hol dir eine Frau, dann wirst du etwas haben.“

      Der König wurde sehr zornig über seine Tochter.

      „Was heißt denn, hol dir eine Frau“, rief er. „Er ist noch nicht verheiratet und lebt so arm, und was ist, wenn er heiratet und Kinder bekommt? Wie kannst du ihm so einen Ratschlag geben?! Wie kannst du nur? Habe ich dich nicht gut genug erzogen? Hast du keine gute Ausbildung gehabt? Wenn du ihm so einen Ratschlag gegeben hast, dann geh und lebe mit ihm!“

      So jagte der König seine Tochter zusammen mit diesem armen Mann aus der Stadt. Die beiden gingen in eine andere Stadt.

      Die Königstochter sagte eines Tages zu dem Armen:

      „Ich ziehe mich um, und du bringst meine königlichen Kleider dem Kaufmann, bei dem mein Vater Waren holt, und verkaufst sie für so und so viel Taler. Und wenn der Kaufmann fragt, wessen Kleider das sind, sagst du, dass sie deiner Frau gehören.“

      Der Arme brachte die Kleider zum Kaufmann, nannte ihm den Preis, und der Kaufmann fragte ihn, woher er diese Kleider habe.

      „Sie sind von meiner Frau“, entgegnete der Mann.

      „Du hast sie gestohlen!“, beschuldigte ihn der Kaufmann.

      „Sie gehören meiner Frau“, wiederholte der Arme.

      Der Kaufmann wurde zornig, holte die Wächter und ließ den Mann festnehmen.

      „Woher hast du diese Kleider bekommen?“, fragten ihn die Wächter.

      „Sie gehören meiner Frau.“

      „Wenn sie deiner Frau gehören“, sagte der Kaufmann, „dann werde ich dir mein ganzes Hab und Gut geben.“

      Der Arme wurde festgenommen, und der Kaufmann unterschrieb die Zusicherung, dass er sein ganzes Hab und Gut abgeben würde, wenn diese Kleider wirklich dessen Frau gehören sollten.

      „Und wo ist deine Frau?“, fragten die Wächter.

      „Sie wartet draußen vor der Stadt, bis ich zurückkomme.“

      Er führte die Wächter zur Königstochter. Als sie sie sahen, erkannten sie alle sofort. Da sagte die Königstochter:

      „Warum quälen sie diesen Menschen nur so? Das ist mein Mann.“

      Da ließ der Kaufmann den Kopf hängen und musste dem Armen sein ganzes Hab und Gut abgeben.

      So zog der Arme mit der Königstochter in das Haus des Kaufmanns ein. Es mangelte ihnen hier an nichts. Nur die Kleidung passte dem Armen nicht, weil er viel zu dünn war. Und sie brauchten noch etwas Geld.

      Die Königstochter webte eine Schärpe, bestickte sie mit Edelsteinen und schickte den Armen in die Stadt, um sie zu verkaufen. Der Arme band die Schärpe an eine Stange und ging so durch die Stadt. Und in dieser Stadt hatte nur ein Kaufmann ähnliche Schärpen. Er sah den Mann an und fragte, woher er diese Schärpe habe.

      „Sie ist von meiner Frau.“

      „Gib zu, dass du sie gestohlen hast.“

      „Sie gehört meiner Frau“, wiederholte der Arme.

      Inzwischen gesellten sich noch weitere Kaufleute zu ihnen. Und da ein Kaufmann den anderen immer in Schutz nimmt, behaupteten alle einvernehmlich, dass die Schärpe gestohlen wäre. Und der Arme konnte nur noch wiederholen, dass sie seiner Frau gehöre.

      Dann brachte jeder Kaufmann zweitausend Taler und die Kaufleute sagten:

      „Wenn diese Schärpe deiner Frau gehört, dann gehört dieses Geld dir!“

      Und als der Arme die Kaufleute zu der Königstochter brachte, tadelte diese die Kaufleute, warum sie ihren Mann belästigen.

      Die Kaufleute gaben dem Armen ehrerbietig das gesammelte Geld und zogen mit hängenden Köpfen nach Hause.

      Jetzt hatten der Arme und die Königstochter von allem genug: sowohl vom Geld als auch von anderen Gütern – und beide lebten glücklich zusammen.

      Einige Zeit später schickte der König seine Diener in das Haus seines Stammkaufmanns, damit dieser ihm bestimmte Waren verkaufe.

      „Der König selbst soll kommen“, sagte die Königstochter. „Sonst können wir keine Ware ausgeben.“ Die Diener kehrten zurück und sagten, dass es so und so wäre, dass der Kaufmann sich weigere, die Ware herauszugeben, und der König persönlich kommen solle.

      „Wie


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