Seewölfe Paket 33. Fred McMason

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Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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beriet sich kurz in seiner Sprache mit Dargam und Morturi, die eifrig nickten. Auch die anderen nickten spontan.

      „Wir können gleich hier an Land gehen“, sagte er eifrig. „Die Spanier werden uns nichts mehr tun. Sie haben selbst genug zu tun.“

      Wieder lachte er sein dröhnendes Lachen.

      „Gut“, entschied der Franzose. „Dann ankern wir bei jener Landzunge dort drüben. Da haben wir auch die Spanier immer in Sichtweite und können beobachten, was sich tut.“

      Die mauretanische Küste war ihre Heimat, und sie hatten keinerlei Probleme, ihr Dorf wiederzufinden. Sie wurden schon ganz ungeduldig, wie Ribault sah.

      Sie steuerten die Landzunge an, einen nur spärlich und karg bewachsenen Zipfel, der ins Meer ragte.

      Die Segel wurden lose ins Gei gehängt, der Anker gesetzt und ein wenig später das Beiboot abgefiert.

      Ribault ankerte die „Isabella“ so, daß die Dons sie zwar sehen konnten, aber keinen kompletten Überblick über das Schiff hatten. Er tat das ganz bewußt.

      „Die lassen ebenfalls ein Boot zu Wasser“, sagte der Profos nach einem schnellen Blick zu der Kriegsgaleone. „Aber damit werden sie uns wohl kaum auf den Pelz rücken wollen.“

      „Ich nehme an, sie wollen ihren Kasten auf Schäden untersuchen und feststellen, wie tief sie im Schlick sitzen. Von denen haben wir vorerst nichts zu befürchten. Sie werden versuchen zu leichtem und umzustauen, damit sie wieder flott werden.“

      „Was bestimmt nicht einfach sein wird“, pflichtete Carberry bei. „Die werden sich noch wundern, was das für eine Arbeit ist, wenn so ein dickes Rübenschwein erst mal im Schlamm wühlt, kriegt es die Nase nicht mehr so schnell heraus.“

      Dogon und seine versklavten Brüder und Schwestern verabschiedeten sich von jedem einzelnen, bevor sie in die Jolle stiegen.

      „Wir haben euch viel Ärger bereitet“, sagte der hünenhafte Schwarze verlegen. „Aber es gab auch viele Mißverständnisse unter uns. Wir haben euch nicht getraut. Dafür möchten wir uns alle entschuldigen. Ich weiß jetzt, daß es auch bessere Menschen gibt als die dort drüben.“

      „Ihr seid jedenfalls wieder in Freiheit“, erwiderte von Hutten. „Nehmt euch vor den Spaniern in acht, meine Freunde. Sie werden eines Tages zurückkehren, um neue Sklaven einzufallen. Ihr solltet eure Dörfer und Orte besser bewachen, sonst ergeht es euch noch einmal so wie vor einigen Wochen.“

      „Wir werden aufpassen“, versprach Dogon und drückte den Gambiamann Batuti hart an sich. „Dir haben wir viel zu verdanken“, sagte er dann gerührt.

      „Ich war selbst einmal bei ihnen angekettet“, erwiderte Batuti. „Ich kenne die Kerle, und ich weiß, wie Schwarze bei ihnen behandelt werden – wie Affen, genau wie Affen.“

      Die ersten enterten in die Jolle ab, aber ein paar andere, die es nicht mehr erwarten konnten, sprangen übermütig über Bord und schwammen auf den schmalen Sandstreifen zu. Im Wasser winkten und lachten sie noch.

      Dann standen die ersten an Land und warteten auf die anderen, bis sich alle am Ufer versammelt hatten.

      Die Arwenacks winkten ihnen zu, als sich die Kolonne in Marsch setzte.

      Übermütiges Lachen war zu hören. Die befreiten Schwarzen nahmen den Weg an der Küste entlang.

      „Sie können es nicht lassen“, sagte Jean Ribault kopfschüttelnd. „Statt sofort zu verschwinden, müssen sie erst die Dons noch ein bißchen ärgern. In der Beziehung sind sie wie große Kinder. Mitunter sind sie sich gar nicht der Gefahr bewußt, in der sie schweben.“

      So war es auch jetzt wieder. Die Schwarzen hatten unter den Dons genug erleiden müssen, jetzt wollten sie sich noch ein wenig abreagieren.

      Sie standen in zwei großen Gruppen am Strand und drehten den entnervten Dons lange Nasen. Dazu lachten sie aus vollem Hals und begannen zu hüpfen, wenn die Spanier mit den Fäusten drohten.

      Ribault pfiff grell und durchdringend. Als sich ihm die Gesichter zuwandten, winkte er hastig mit der Hand, sie mögen so schnell wie nur möglich verschwinden. Er sah durch den Kieker, daß ein paar Dons mit Musketen bewaffnet waren, und sie jetzt auf Gabelstützen legten.

      Die Schwarzen erkannten wohl, was da passierte und rannten landeinwärts.

      Aber da pfiffen auch schon die Kugeln.

      Don Julios Laune wechselte häufiger als das Wetter.

      Der Harmattan behagte ihm nicht. Er hatte immer das Gefühl, dieser Nordostpassat trockne ihn zur Mumie aus.

      Der Harmattan hatte seine Richtung nicht geändert, wohl aber seine Stärke. Jetzt wehte er wieder heftiger, was der Kommandant mit Niesen und lautem Hüsteln quittierte.

      Er hörte es laut im Schiff rumpeln und dröhnen.

      Das Aufbrummen hatte im Schiffsrumpf keine sichtbaren Schäden hinterlassen. Nirgendwo drang Wasser ein, doch war das kein Grund zur Beruhigung. Trotz allem war das Schiff fast ein halbes Wrack, jedoch nicht wehrlos.

      Im unteren Batteriedeck wurden jetzt die schweren Vierzig-Pfünder nach achtern gebracht, und das ging mit dem entsprechenden Krach vor sich. Es rumpelte und donnerte, als sich die schweren Lafetten über die rauhen Planken bewegten. Dazwischen erklangen laute Kommandos und manch ein verzweifelter Fluch.

      Er schniefte wieder ärgerlich und betastete seine Nase, an der das Blut jetzt getrocknet war. Den Feldscher, der sich um seine Verletzung kümmern wollte, hatte er brüsk abgewiesen, wie es seiner Art entsprach.

      „Diese Hunde“, sagte er inbrünstig, „da liegen sie und belauern uns. Natürlich sind sie schadenfroh. Aber sie sollen sich nur in unserer Nähe zeigen, wir sind noch nicht hilflos und werden ihnen kräftig einheizen, wenn sie sich nähern. Sie ergötzen sich an unserem Unheil.“

      Die „Hunde“ dachten jedoch nicht im Traum daran, sich der hilflos daliegenden Galeone zu nähern. Sie beobachteten nur und segelten nach einer halben Stunde ein Stückchen weiter, bis sie die Landzunge erreichten.

      Dort hängten sie die Segel lose ins Gei und gingen vor Anker. Leider hatten sie sich so gelegt, daß Don Julio nicht alle Einzelheiten erkennen konnte. Ausgerechnet ein Teil des Vorschiffes war hinter der Landzunge verschwunden.

      „Was gibt das denn?“ fragte er quengelig. „Die halten da wohl mit den schwarzen Affen Verbrüderungsfeste ab.“

      „Sieht fast nach einem Abschied aus“, murmelte Pergoza. „Ich nehme an, die Schwarzen sollen an Land gebracht werden, ja, sie haben gerade eine Jolle abgefiert, und die ersten entern ab.“

      „Schwarzes Pack“, fluchte Don Julio. „Den Bastarden haben wir es wohl hauptsächlich zu verdanken, daß wir hier liegen. Diese Affen kennen die Küste genau, weil sie hier zu Hause sind, und sie haben den anderen Bastarden geholfen, uns in die Falle zu locken. Diese schwarze Satansbrut müßte samt und sonders ausgerottet werden.“

      Don Julio und seine Offiziere hatten nichts für Menschen mit anderer Hautfarbe übrig. Das waren Heiden, die sich nicht „bekehren“ lassen wollten. Billige Arbeitstiere waren das, mehr nicht, aber keine Menschen. An dieser Vorstellung hatte sich für Don Julio nie etwas geändert, und es würde sich auch nichts mehr ändern. Er war mit einem Vorurteil immer schnell bei der Hand.

      „Und die helfen ihnen noch“, sagte Pergoza verächtlich. „Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich davon halten soll.“

      „Jedenfalls werden wir dieses Schiff eines Tages aufbringen“, sagte Don Julio sehr bestimmt. „Ich kriege es, das ist ganz sicher, und dann wird die ganze Wahrheit ans Tageslicht kommen.“

      Er blickte wieder durch den Kieker.

      Verblüfft sah er, daß sich Weiße und Schwarze umarmten und zuwinkten. Ein paar Kerle sprangen ins Wasser, andere enterten in die Jolle ab und wurden zum Land gepullt. Weiße pullten die Schwarzen! Don Julio mußte tief Luft holen, um den Anblick zu verdauen.


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