Seewölfe Paket 33. Fred McMason

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Seewölfe Paket 33 - Fred McMason


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Hände von den Ohren.

      „Knapp, aber wirkungsvoll. Gut gezielt, Al!“ schrie Hasard durch die aufgeregten Schreie und das befreite Lachen der Arwenacks.

      „Und besser getroffen. Aber der schwere Brocken von Jean Ribault – er hat es ihnen gegeben, den Dons.“

      Sowohl die Karavelle als auch die „Aragon“ führten einen Schlag nach Backbord durch, nach Nordwesten. Sie wollten Zeit gewinnen und sich eine andere Taktik überlegen. Oder halfen sie vielleicht den Männern in den wracken Karavellen?

      Ben Brighton stand plötzlich neben Hasard. Sie peilten durch die Spektive zu den Karavellen hinüber. Keins der Schiffe lief noch Fahrt durchs Wasser. Nur noch die Segel der achterlichen Masten flatterten killend im Wind. Rauchwolken brodelten von beiden Decks in die Höhe.

      Die Karavelle, die den schweren Treffer des Fünfundzwanzigpfünders erhalten hatte, schien langsam vollzulaufen. Ihr Rumpf lag bereits tiefer im Wasser als vor wenigen Minuten.

      „Eins ist sicher“, sagte Ben und nickte, „heute segeln die keine weiten Strecken mehr.“

      „Ich sage, daß sie weder heute noch morgen mehr als eine Kabellänge zurücklegen. Die einen werden sich ins Beiboot retten und hinüberpullen.“

      „Die sind wir los!“ rief Batuti von der Kuhl her. „Für immer.“

      Al Conroy, die Zwillinge und Don Juan de Alcazar wuchteten die Lafetten der leergeschossenen Culverinen zurück. Rohrputzer und Auswischer klapperten, grauer Rauch trieb aus den Mündungen.

      „Unsere Silberschiffe?“ fragte sich der Seewolf laut.

      „Sehen zu, wie wir ihr Geschäft erledigen“, erwiderte Ben Brighton.

      Ob auch auf den Galeonen die Geschütze feuerbereit waren, konnte aus dieser Entfernung nicht erkannt werden. Aber unverändert bewegten sich die Schiffe in einer Linie weiter, als ginge das, was am achterlichen Ende des Konvois passierte, die Señores nichts an.

      „Seltsam, überaus seltsam“, meinte Dan O’Flynn und zuckte ratlos mit den Schultern.

      Die Galeone und die Karavelle waren nach Backbord abgefallen und kämpften sich nach Nordwesten, um in Luv der verfolgten Schiffe zu gelangen. Die Entfernung vergrößerte sich und war zu weit für ein Gefecht.

      Vom Grätingsdeck aus sahen Ben und Hasard, wie auf dem wrack geschossenen Schiff ein Boot abgefiert wurde, wie die Seeleute in größter Eile das Beiboot bemannten und dann abstießen, um zu dem anderen Havaristen hinüberzupullen.

      „Sie geben ihr Schiff auf“, murmelte Hasard und bemerkte, wie sich eine größere Rauchwolke auszubreiten begann. Der Wind drückte sie zunächst auf die Wellen hinunter, dann wirbelte sie, dünner werdend, in die Höhe.

      „Eine verlustreiche Verfolgung für die Dons!“ rief Old Donegal triumphierend auf der Kuhl.

      „Das hätte ich ihnen schon vor einem Tag sagen können“, polterte der Profos. „Vernagelte Rübenschweine, spanische.“

      „Aber auf dich hört ja mal wieder niemand, wie?“ warf Bob Grey lachend ein.

      „Genauso ist es“, knurrte Carberry. „Und was jetzt? Feierabend für heute, Sir?“

      Hasard lachte laut und herzhaft, dann erwiderte er, für jedermann an Deck deutlich zu verstehen: „Nicht, bevor sich unsere beiden Freunde achtern nicht gegenseitig selbst versenkt haben, Ed.“

      Al Conroy hob die leergeschossene Drehbasse aus der Gabelung, trug sie wie ein Kind in beiden Armen hinunter auf die Kuhl und hockte sich auf die Stufe des Niederganges. Dann fing er an, den Lauf zu putzen und das kleine Geschütz neu zu laden. Er verwendete wie immer äußerste Sorgfalt auf diese Arbeit. Er sagte sich, daß er genug Zeit dazu hatte.

      Die „Wappen“ und die „Isabella“ blieben an Steuerbord der schnellen Schebecke und passierten gerade den Raum zwischen der letzten und vorletzten Galeone.

      Länger als sechs Stunden würde es nicht mehr dauern, bis wieder die Nacht begann. Vermutlich rechneten sich die Spanier für die Dunkelheit mehr Erfolg aus.

      Sie gaben nicht auf, diese Verrückten, obwohl sie mitangesehen hatten, wie treffsicher sich der Gegner wehrte.

      Auch wenn es sich tatsächlich um englische Spione oder gar Piraten handeln sollte, als Spanier verkleidet.

      Hasard junior beugte sich hinüber zu seinem Vater, stocherte mit einem Holzspan zwischen den Zähnen und sagte: „Daß wir Weihnachten zu Hause sein werden, das war wohl einer deiner gefürchteten Scherze, Dad?“

      Hasard lächelte, packte seinen Sohn um die Schulter und zog ihn an sich.

      „Ja, ein Scherz. Andererseits“, er ließ eine Pause eintreten und lehnte sich gegen das Schanzkleid, „wer weiß, was noch alles passiert. Was oder wer uns aufhält. Der Nordatlantik und die See zwischen England und den Niederlanden sind voller Schiffe. Es sollen auch böse Piraten darunter sein. Ich denke, daß wir allerhöchstens in einem Monat in London sind.“

      „Nicht früher?“ fragte der Sohn.

      Sie trugen mittlerweile ihre gewohnten Jacken über der spanischen Verkleidung. Der Wind hatte wieder aufgefrischt. Das Meer war von unzähligen weiß schäumenden Köpfen auf den Wellenkämmen übersät. Gurgelnd und heulend brach sich der Südost im Rigg. Die Leinwand stand prall und hart. Hasard hatte die Segel vom vordersten und hintersten Pfahlmast wegnehmen und die Rahruten abfieren lassen. Das Großsegel reichte. Jetzt waren sie so schnell wie die Galeonen – oder so langsam.

      Die Karavelle und die Galeone hatten alles gesetzt, was an Leinwand an Bord war. Sie arbeiteten sich an Backbord, schwer stampfend, aber schnell, weiter nach Luv. Spätestens in der Abenddämmerung würden sie einen Punkt erreicht haben, von dem aus sie in bester Angriffsposition waren.

      „Vielleicht auch früher“, erwiderte der Seewolf. „Du wirst sagen, ich weiche aus. Mag sein. Ich möchte nichts versprechen, was ich nicht halten kann. In ein paar Tagen fängt der Dezember an.“

      „Reichen wir mit dem Essen? Das Wasser?“ bohrte der Zwilling weiter.

      „Der Koch sagt, es reicht. Am Schluß trinken wir Wein und Rum statt Wasser.“

      „Und die Spanier?“

      „Für die Dons gilt das gleiche“, erwiderte der Seewolf hart. „Sie haben keine andere Wahl.“

      Hasard junior versprach in durchaus glaubwürdigem Ton: „Ab sofort wasche ich mich nicht mehr. Nur mit Salzwasser. Dann haben wir eine wirkliche Chance, unterwegs nicht zu verdursten.“

      „Mit genau diesem Versprechen habe ich gerechnet. In London müssen wir die Schebecke ausräuchern und die spanischen Fetzen verbrennen. Wir werden mehr stinken als eine Londoner Themseratte.“

      Hasard junior nickte.

      „Aber wir werden reich sein und noch lange nicht verdurstet.“

      „Das hängt davon ab, wie viele der Silbergaleonen diese abenteuerliche Fahrt überstehen“, schloß der Seewolf halblaut. „Es kann noch viel passieren. Und es wird viel passieren, das weiß ich.“

      Wieder verging eine Stunde, und die nächste verstrich ebenso ereignislos. Der Wind schien an Stärke noch zuzunehmen. Stürme im Atlantik zu dieser Zeit waren häufig. Jeder an Bord hatte längst damit gerechnet. Ob sie nun vom offenen Atlantik kamen oder aus der Biscaya, spielte eine untergeordnete Rolle. Wie die Schebecke mußten auch die Galeonen mit Wetter und See fertig werden. Sie schossen nicht gerade wie Schweinsfische durch die Wellen, aber auch die schwerfälligen, tief im Wasser liegenden Schiffe mit ihren runden Bäuchen legten gute Etmale zurück.

      Leider auch die beiden Verfolger, sagte sich Hasard.

      Aber er fürchtete sie nicht mehr. Er war sicher, daß sie im Schutz der Dunkelheit angreifen würden. Er versuchte sich vorzustellen, was Hernando Ferrer, der fanatische Mönch, sich dachte, nachdem er die Folgen des kurzen Seegefechts miterlebt hatte.


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