Die Worte des Windes. Mechthild Glaser

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Die Worte des Windes - Mechthild Glaser


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      Inhaltsverzeichnis

       Prolog

       1. Strophe

       1 Ein Sturm zieht auf

       2 Donnerdrache

       3 Ostwind

       4 Entwurzelt

       5 Tanzende Wellen

       2. Strophe

       6 Karottenkaffee

       7 Im alten Leuchtturm

       8 Perlen

       9 Chimären am Strand

       10 Blitzklingen

       11 Pizza-Abend

       3. Strophe

       12 Kesselboot

       13 Kuppelstadt

       14 Fara

       15 Wetterbillard

       16 Audienz

       4. Strophe

       17 Gläserne Hallen

       18 Finsternis

       19 Wiedersehen

       20 Tribunal

       21 Abschied

       5. Strophe

       22 Land in Sicht

       23 Drachenbeschwörer

       24 Im Auge des Sturms

       25 Tsunami

       26 Die Worte des Windes

       27 Wetterleuchten

      So singt der Wind

      in Neumondnächten.

      Die See beweint, was einst geschah.

      Ein holdes Kind

      mit Hexenmächten,

      das kam dem Bösen viel zu nah.

      Verriet sein Volk am Meeresgrund

      und floh, seither fehlt jede Kund’.

      Und Sturmbö klagt

      am Horizont.

      Die Wellen schreiben in den Sand.

      Sei ruhig verzagt,

      wirst nicht geschont,

      Prinzessin von Atlantisland.

      Ein Lied, zu singen in den Gläsernen Hallen

      Verfasser unbekannt

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      Prolog

      Um es gleich vorwegzusagen, es gibt drei Arten von Stürmen: die Kleinen, die Großen und die Anderen.

      Die ersten beiden entstehen zwar auch nicht ohne Magie, doch sie sind etwas, das die Menschen verstehen können. Oder zumindest meinen zu verstehen, indem sie es physikalisch erklären: Luftmassen unterschiedlicher Temperatur, die aufeinanderprallen, elektrostatische Entladungen zwischen Wolken, gerichtete Luftbewegungen, kondensierter Wasserdampf, der auf die Erde tropft …

      Kleine Stürme sind dabei am harmlosesten. Alltägliche Unwetter eben: hier ein Gewitter, dort ein Regenguss. Manchmal haben sie einen entwurzelten Baum oder einen überschwemmten Garten zur Folge. Nichts wirklich Dramatisches. Sie lärmen und leuchten und durchnässen einen bis auf die Haut, sodass man einen Schnupfen bekommt, und das war’s.

      Um einen kleinen Sturm zusammenzubrauen, braucht man lediglich einen Kessel und ein paar Wolken. Die lässt man eine Weile bei geringer Hitze köcheln, dann ruft man ein wenig Wind dazu, um alles gut zu verrühren, und voilà! Wir Hexen lieben die kleinen Stürme. Sie sind sozusagen unser Hauptgeschäft.

      Die großen Stürme hingegen können schon gefährlicher sein. Sie hinterlassen nicht selten eine Spur der Verwüstung. Schiffe geraten ihretwegen in Seenot. Ernten werden vernichtet, Dächer abgedeckt. Flüsse treten über die Ufer, Tsunamis überrollen Küsten. Solche Stürme erschaffen wir nur in Ausnahmefällen. Die Dinger geraten nämlich viel zu leicht außer Kontrolle. Man will vielleicht nur rasch einen ausgedörrten Landstrich bewässern, doch ehe man sich’s versieht, hat man ein regelrechtes Monster losgelassen. Total außer Rand und Band, manchmal nur noch mit einem Blutopfer zu beruhigen. Aber selbst solche Stürme haben trotz ihrer verheerenden Auswirkungen natürlich keinen eigenen Willen, führen nichts im Schilde oder so. Sie sind bloß ziemlich unangenehm.

      Tja, und dann gibt es noch eine dritte Art von Stürmen: die Anderen, wie wir Hexen sie nennen. Stürme, die weit über Regentage oder Naturkatastrophen hinausgehen. Laut unseren Büchern existieren sie zum Glück ausschließlich auf hoher See. Weit weg von den Menschen inmitten einer Wüste aus Wellenkämmen. Es sind Stürme, denen tatsächlich etwas Böses innewohnt. Stürme, die wir auf Leben und Tod bekämpfen müssen und denen selbst die besten unter den Meereshexen unterliegen. Seit Jahrtausenden, seit der Gott des Schicksals, der sie einst auf die Erde losließ, spurlos verschwand, wie es in den Chroniken heißt, so lange schon versuchen wir, die Menschen zu beschützen. Vor den Anderen und dem, was in ihnen haust, und eigentlich ist


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