Von Chef zu Chef I. Heidemarie Hirschmann

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Von Chef zu Chef I - Heidemarie Hirschmann


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      Heidemarie Hirschmann

      Von Chef zu Chef I

      Das Sexleben einer Sekretärin – Band I

      Saga

      Von Chef zu Chef I Copyright © 2019 Heidemarie Hirschmann und Verlag All rights reserved ISBN: 9788711717233

      1. Ebook-Auflage, 2019

      Format: EPUB 2.0

      Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für andere als persönliche Nutzung ist nur nach

      Absprache mit dem Verlag gestattet.

      Sex in der vierten Dimension

      Die Turmuhr von Sant’ Agnese schlägt elf, und beim elften Schlag, auf die Sekunde genau, ertönt die Klingel an meiner Tür. Ich weiß, daß Sophia, mein Dienstmädchen, jetzt öffnen geht und daß sie mir gleich den Direttore melden wird, aber ich lege die Feder nicht aus der Hand, ich erhebe mich nicht aus meiner Hängematte, ja, ich greife nicht einmal nach der Tunika, die neben mir über einer Stuhllehne liegt, sondern bleibe so nackt, wie ich bin – denn Anatol Pussich, Direktor einer Kette von acht Kosmetiksalons in den Metropolen Europas, ist mein Sklave.

      Obwohl er mich nur einmal in der Woche besucht, lasse ich ihn warten, den großen eleganten Signor Pussich, denn er ist der Angestellte, und ich bin die Besitzerin der acht Salons. Mag er fünf Tage lang, auf seinen Kontrollreisen, den großen Mann spielen, mag er mit den jungen Assistentinnen schäkern und mit der Direktrice des Salons in Nizza seit Monaten ein Verhältnis haben – bei mir ist er ein Nichts, eine Null, vor der ich mich nicht einmal verhülle. Ich habe ihn schon im Bad empfangen, wie die römischen Damen ihre Haussklaven in die Bäder einließen; er mußte mir Bericht erstatten, während ich massiert wurde und nichts trug außer meiner schwarzen Augenbinde, die ich nicht ablegte, weil das Licht hier, hoch über der Piazza Navona, so hell ist, und weil ich es nicht liebe, den Nacken meines Masseurs zu sehen – er erinnert mich an den eines gewissen Herrn Engelbert Epple, dem ich meinen ersten Kosmetiksalon verdanke.

      Aber ich will nicht vorgreifen: Ich habe mir vorgenommen, alles schön der Reihe nach zu erzählen, das soll mein letzter Racheakt sein, dann will ich mich zufriedengeben. Rein materiell gesehen, könnte ich längst zufrieden sein. Man kann schon von einem Kosmetiksalon leben, wenn man auch die speziellen Wünsche der männlichen Kundschaft erfüllt; von zwei solchen Salons kann man auch dann leben, wenn man anständig bleiben will – nur muß man dann selbst mitarbeiten. Mit acht Etablissements bin ich fein raus und brauche nichts Verbotenes zu tun, weder Kosmetikerinnen ins Haus schicken noch massage esthétique in Paris oder manuelle Massage in München zu machen, ganz zu schweigen von dem, was hier in Rom in den Salons im allgemeinen an Extras geboten wird. Ich bin arriviert; es hat genau acht Jahre gedauert, und ich bin heute fünfundzwanzig. Daß ich jünger aussehe, kann ich nicht behaupten, schließlich war allerlei los in diesen acht Jahren; ja manchmal, wenn ich nach einer langen Nacht vor dem Spiegel sitze und den Puder aus dem Gesicht wische, fühle ich mich schon sehr viel älter. Aber dafür bin ich soweit gekommen, wie andere erst mit vierzig, fünfundvierzig – oder niemals.

      Pussich kommt auf die Terrasse, ich lächle, ich weise auf einen Sessel, denn ich sehe ihm an, daß er lieber stehen bleiben möchte, um mich mit den Augen zu verschlingen, so wie ich da liege, nur mit dem Schreibblock bedeckt, braun, ohne weiße Streifen, mit makelloser Haut, sorgfältig frisiert, eine echte Blondine, deren goldenes Schamhaar sich in winzigen Löckchen kräuselt. Pussich weiß, daß ich ihn verachte, und er genießt diese Verachtung, denn sie ist die einzige Form von Interesse, die er von mir erwarten kann. Ich lese die Gedanken hinter seiner schon ein wenig zu hohen Stirn: er möchte mich aus der Hängematte reißen, mit der Schnur fesseln, über die Balkonbrüstung legen und dann von hinten vögeln, angesichts der langen Piazza Navona mit ihren Palästen, Kirchen und Brunnen, denn Pussich ist ein Ästhet wie alle Sadomasochisten. Danach würde er mir den Finger in den Hintern bohren, weil ich dort für ihn zu eng bin, würde ihn mir in den Mund stecken, damit ich ihn ablecken muß, und sich in die Hängematte legen; er würde Sophia rufen, die mir erzählt hat, daß er ihr immer unter den Rock greift, wenn sie ihm die Tür öffnet und ihn hinausbegleitet, würde mich von Sophia peitschen lassen und von mir verlangen, daß ich ihm hier, in meiner Hängematte, auf meiner Terrasse, einen ablutsche.

      Das alles lese ich hinter der Stirn meines Angestellten, meines Direktors Anatol Pussich, aber es regt mich überhaupt nicht auf. Denn erstens kenne ich das alles, und die Herren Epple und Sachenberger, Grebe und Don Hersch und wie sie alle hießen, waren keineswegs besser oder auch nur appetitlicher als dieser gescheiterte Bonvivant, dem ich zu einem späten Glanz vor halbreifen Wichserinnen verholfen habe. Und zweitens weiß ich genau, daß Pussich ebensogut wie all jene netten Schweinereien zu verüben sich auf die Brüstung der Terrasse schwingen und die fünfzehn Meter auf die Piazza hinunterspringen könnte, denn wenn ich ihn feuere, ist er ruiniert, kann er aufgeben, ist für ihn wie für seine ganze Familie Feierabend bei seinen Vorstrafen und seinen achtundvierzig Jahren.

      Es kann sein, daß er ahnt, wie ich zu meiner Salonkette gekommen bin; seine Freundin, die Direktrice aus Nizza, weiß einiges von mir und meiner Liaison mit dem Herzog von Borgoforte, der schließlich an der ganzen Côte d’ Azur zu bekannt war, um unbemerkt das Zeitliche segnen zu können. Aber was ich von Pussich weiß, ist sehr viel besser, denn jene reizende Münchner Kosmetikassistentin mit den zwei Backfischzöpfen war in dem Augenblick, als Pussich ihr seinen Schwanz in den Mund schob, noch keine sechzehn Jahre alt …

      Ecco, ich wollte doch der Reihe nach erzählen. Also werde ich jetzt Pussich berichten lassen und dann meine Aufzeichnungen zu Rate ziehen, jene zum Teil sehr genauen Notizen, die ich mir als Chefsekretärin mit jener Ausdauer gemacht habe, die man von mir erwartete.

      Es fing natürlich schon in der Schule an. Als ich die Wirtschaftsschule besuchte, kamen eben die ersten kurzen Röcke auf. Kurz! Gegen heute waren sie Heilsarmeekleidung, aber gegen den sogenannten New Look bedeuteten sie doch eine beträchtliche Erweiterung der Perspektive, und wir Gören aus der Möchtegern-Großstadt Augsburg hatten nichts Eiligeres zu tun, als die langen Kittel abzuschneiden.

      Die Herren vom Lehrkörper machten große Augen, die Damen guckten giftig, wenn ein Schwarm von uns Teenagern die Treppen hinaufwippte, und wir brauchten nicht lange, um herauszufinden, daß wir vor allem beim Sitzen im Klassenzimmer unsere Lehrer auf die einfachste Weise in Verwirrung bringen konnten. Nicht einer von diesen wohlgedrillten Superpädagogen war imstande, unbefangen weiterzusprechen, wenn wir die Beine so übereinanderschlugen, daß zwischen Strumpf und Slip ein Stückchen nacktes Fleisch zu sehen war, oder wenn wir gar ein wenig zur Seite rückten und die Beine zweckdienlich spreizten …

      Am schlimmsten war dies alles für unseren jungen Geographielehrer. Er war ohnedies schon verlegen, wenn er vor die Klasse trat, geriet beim Vortrag leicht außer Atem oder fing an zu stottern und lief rot an, wenn er jemanden aufrief. Bis zum Abitur hatte er ein Internat besucht und seit jener Zeit eine Vorliebe für hübsche Knaben bewahrt. Wir Mädchen setzten ihm natürlich um so mehr zu, und eines Tages bekamen wir ihn denn auch in unsere Gewalt.

      Er unterrichtete in Geschichte, Geographie und in Wirtschaftskunde, worin wir alle sehr schlecht waren, weil wir uns sehr viel Zahlen merken sollten und kaum etwas verstanden. Herr Mareiner gab darum in diesem Fach auch Nachhilfeunterricht, sein Gehalt war ja nicht allzuhoch, aber nur für Schüler, nicht für Schülerinnen. Dieter, ein arger Filou, machte mit uns gemeinsame Sache. Als Herr Mareiner an einem Sommernachmittag zum Unterricht zu ihm kam, empfing er ihn im Garten, in der Badehose, und bat den Lehrer in eine Laube unter dem Vorwand, im Haus seien Handwerker an der Arbeit. Wir beobachteten hinter den Weinreben, wie sich Mareiner neben den halbnackten Dieter setzte, beim Unterricht immer näher rückte, dem Jungen den Arm um die Schulter legte und seinen Kopf an sich zog.

      Auf einmal schrie Dieter auf, stieß Mareiner beiseite und rannte aus der Laube, die zerrissene Badehose vor den Pimmel haltend. Das war für uns das Signal. Mit entrüstetem Buhgeschrei stürmten wir die Laube, wo Mareiner saß, hochrot im Gesicht und mit zitternden Lippen.

      „Was haben Sie mit Dieter gemacht?“ fragte ich, obwohl ich es ganz genau wußte.


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