Truth about Lies. Aly Martinez

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Truth about Lies - Aly Martinez


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war eine ganz andere Geschichte. Er war zwar ein oder zwei Zentimeter kleiner als sein Gegenüber, aber seine kraftvolle Präsenz warf ihren Schatten weit voraus. Seine Haut war gebräunt und sein kurzes, braunes Haar war durchsetzt mit Strähnen von Mahagoni und Kastanienrot, als ob er viel in der Sonne arbeiten würde. Seine Augen waren blau, aber nicht wie das Indigo meiner Augen. Seine waren... nun, tief, tiefblau und unergründlich. Er besaß die Nase eines römischen Gladiators, vornehm und leicht krumm vom Kämpfen, sein Kiefer scharf geschnitten, mit einem Drei-Tage-Bart. Er war aus einer Million Gegensätze zusammengesetzt, die irgendwie ein brillantes Ganzes bildeten. Er trug die gleiche Uniform wie sein Partner, aber bei ihm war nichts Schlichtes an der Art und Weise, wie sie seine definierten Muskeln betonte oder die komplizierten schwarzen Tätowierungen bedeckte, die von seinen Armen bis zu seinen Handrücken reichten.

      Er sah unglaublich gut aus. Hatte etwas Einschüchterndes an sich. Und war höchstwahrscheinlich als Häftling 401 bekannt.

      Aber das Interessanteste von allem lag in der Tatsache, dass keiner dieser beiden Männer ein Guerrero war.

      Männer durften unser Gebäude nicht betreten. Dies war eine der wenigen Regeln, denen ich zustimmte und die ich strikt durchsetzte. Ein einziger Anruf bei der Polizei - bei den echten Cops, nicht den korrupten, die Dante unter der Fuchtel hatte – würde genügen, um den größten Teil der Bewohner dieses Gebäudes in Handschellen abzuführen - mich eingeschlossen. Und für mich wäre es mein drittes Vergehen. Ich würde nie wieder außerhalb einer Gefängniszelle atmen.

      "Ähm...", murmelte ich. "Wer sind Sie?"

      Marcos blieb neben mir stehen, während Dante sich auf die Couch setzte und anfing, das Koks, das er aus seiner Tasche geholt hatte, in Linien zu teilen.

      Marcos starrte ihn angewidert an, sagte aber nichts. Er räusperte sich und schüttelte den Kopf. "Lern deine neuen Hausmeister kennen. Drew Walker und sein Bruder Penn."

      Ich drehte den Kopf, um ihn anzuschauen. "Es tut mir leid. Gab es eine Seuche, die die gesamte Guerrero-Familie ausgelöscht hat und von der ich irgendwie nichts mitbekommen habe?"

      "Die Anordnung kam direkt von Pop. Sieht aus, als hätte er sich mit Drew angefreundet in der Zeit, in der sie Zellengenossen waren."

      Ah, ja. Ich hatte Recht: Insasse 401.

      Marcos warf mir einen dunklen Blick zu. "Anscheinend haben die Walkers auf dem Bau gearbeitet. Als Pop von Hugos... unglücklichem Unfall hörte, schickte er mir die Nachricht, dass ich sie hier einsetzen soll." Er hielt inne und presste seine Kiefer mit einer Intensität zusammen, die mir Angst um seine Zähne machte. "Er sagte, er vertraue Drew wie einem Sohn."

      Was in Wahrheit bedeutete, dass Manuel Guerrero, Häftling 402, diesem Drew mehr vertraute als seinen eigenen dummen Söhnen. Etwas, das ich nicht schockierend, sondern überaus amüsant fand. Ich tat alles, was ich konnte, um ein Lächeln zu unterdrücken. Genauso wenig gestattete ich mir, zu Drew und Penn zu schauen, nur für den Fall, dass ich meine Lippen doch zu einem Lächeln verziehen würde – was natürlich geschah.

      "Zeig den beiden, wo das Problem liegt", befahl Marcos.

      "Das Problem?", plapperte ich nach, denn im Ernst, er musste schon etwas konkreter werden. Ich hatte jede Menge Probleme.

      Ein lautes Schniefen kam von der Couch, bevor Dante deutlicher wurde: "Dein verdammtes Wasserleck oder was auch immer diesen gottverdammten Ort dazu gebracht hat, wie eine Mülldeponie zu stinken." Er schnippte mit den Fingern nach den Männern und zeigte in den Flur. "Macht euren verdammten Job und findet es heraus."

      Wie zwei gute kleine Lakaien gingen beide Richtung Flur.

      "Es ist in der Küche", rief ich ihnen nach.

      Der Große, von dem ich annahm, es sei Penn, antwortete: "So wie diese Wand aussieht, kommt da wahrscheinlich Wasser vom Badezimmer durch.

       Oh, Scheiße! Scheiße!

      Oh. Fuck. Scheiße.

       Savannah.

      Dinge, in denen ich gut war: Mathe, die Dewey-Dezimalklassifikation und Zeitmanagement.

      Dinge, in denen ich nicht gut war: sechzehnjährige Mädchen vor Psychopathen zu verstecken.

      Ich hatte für diesen Tag so gut ich konnte vorausgeplant. Jedes Mal, wenn Dante hier auftauchte,

      ging er in Rivers Zimmer. Und er kam öfter in mein Zimmer, als ich jemals zugeben - oder mich dran erinnern wollte. Es gab keine Türen an den Schränken, und alle unsere Matratzen lagen auf dem Boden. Was bedeutete, dass es nur wenig Orte gab, wo sie sich verstecken konnte.

      In all den Jahren, in denen ich in dieser Wohnung lebte, war Dante jedoch nicht ein einziges Mal zum Duschen vorbeigekommen.

      Als diese beiden Arschlöcher davon überzeugt waren, das Problem hätte seinen Ursprung im Badezimmer, schoss mein guter Freund Panik durch mich hindurch. Ich lief hinter ihnen her und rief: "Das Badezimmer ist in Ordnung."

      Sie gingen weiter.

      Was mich nur noch nervöser machte.

      "Im Ernst, es ist in Ordnung." Ich blickte über meine Schulter. Marcos war mir zum Glück nicht gefolgt.

      Als wir das Badezimmer erreichten, schlug mein Herz so schnell, dass man es wahrscheinlich auf der Richterskala hätte ablesen können. Sie traten vor mir ein: erst der schlaksige Penn und dann Drew mit seinem muskelbepackten Körper.

      Wir drei passten kaum in dieses winzige Badezimmer, aber ich drängte mich hinein und platzierte mich strategisch zwischen Drews tätowierten Muskelpaketen und der Dusche.

      "Könnte hinter dem Waschbecken undicht sein und über die Wand in den zweiten und ersten Stock laufen", vermutete Penn.

      Die einzige Anerkennung seines Bruders war ein Grunzen.

      "Das Waschbecken!", wiederholte ich ein wenig zu laut für einen so kleinen Raum. "Gute Idee!" Wie auch immer. Solange sie nicht dachten, es käme von der Dusche.

      "Könnte vom Rohr kommen, das zur Dusche führt", schlug einer von ihnen vor. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Murphy's Law zu verfluchen, um zu bemerken, welcher von beiden es war.

      "Es ist nicht die Dusche!", rief ich.

      Sie drehten sich beide um und sahen mich an. Penn schaute mich überrascht an. Drew voller Misstrauen.

      Ich lachte unbeholfen. "Hört mal, ähm... Besteht die Möglichkeit, dass ihr in, sagen wir, einer Stunde wiederkommt? Ich muss wirklich die, ähm... Nein!"

      Drew riss den Vorhang auf und enthüllte Savannah, die sich in der Wanne zu einem Ball zusammengerollt hatte. Ihre Knie waren an ihre Brust geklemmt, und ihre Augen füllten sich mit Schrecken, als ihr Blick von ihm zu mir glitt.

      "Jesus, fuck", murmelte Penn.

      Drew blieb stoisch ruhig.

      Plötzlich wurde Dantes Stimme immer lauter, zusammen mit dem Klang seiner Schritte, die sich den Flur entlang bewegten. "Was zum Teufel schreist du da, Frau?"

      Mit zitternden Händen riss ich den Vorhang zu und flüsterte: "Bitte erzählt ihm nichts von ihr.“ Ich griff nach seinem tätowierten Unterarm und blickte in seine blauen Augen. "Ich werde alles tun, was Sie wollen, wenn Sie sie nur nicht erwähnen." Ich würde mich an den Teufel verkaufen. Das eine Mal würde mich nicht umbringen. Zumindest nicht physisch.

      Schon gar nicht, wenn es sie rettete.

      Als er nicht antwortete, trat ich näher, bis meine Brüste seinen Arm berührten. "Drew, bitte."

      Als ob ich ihn geschlagen hätte, zuckte sein muskulöser Körper zurück.

      Mit einem Blick auf den Vorhang, hinter dem sich Savannah verbarg, und dann wieder zu mir zurück, wartete er schweigend auf eine Erklärung. Aber ich hatte keine zu bieten. Zumindest keine, die ich in den Sekunden, die Dante brauchen würde, um uns zu erreichen, übermitteln könnte.

      "Drew",


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