Truth about Lies. Aly Martinez

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Truth about Lies - Aly Martinez


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      Die Matratze auf dem Boden neben ihrer war jedoch herzzerreißend leer.

      "Wo ist sie?", rief ich und riss River die Decke weg. Sie war wie ein Burrito eingewickelt und fiel zu Boden.

      "Jesus, Cora", klagte sie und rieb sich den Schlaf aus ihren großen, braunen Augen.

      Ich hockte mich vor sie hin und drückte ihr mit einer Hand die Backen zusammen. Ich zwang sie, mich anzusehen und wiederholte langsam: "Wo...ist...sie?"

      Ihre Augen richteten sich auf Savannahs Schlaflager, ein ähnlicher Schrecken, wie er auch mich ergriffen hatte, blitzte in ihrem Blick auf. "Ich... ich weiß es nicht."

      "Ist jemand reingekommen?"

      Sie schüttelte den Kopf.

      "Bist du sicher?"

      Sie klang eher wie ein Kind, so hatte sie sich seit Jahren nicht mehr angehört, und quietschte: "Ja. Glaubst du vielleicht, dass er..."

      Sie brauchte es nicht zu sagen. Was diesen Alptraum anging, war ich ihr weit voraus.

      Ich sog einen, wie ich hoffte, beruhigenden Atemzug ein und versuchte, mich auf die logischste Erklärung zu konzentrieren.

      Aber wir führten kein logisches Leben. Das Schreckliche und Außergewöhnliche war viel normaler als das Gewöhnliche.

      Savannah lebte seit sechs Wochen bei mir, aber es war nicht das erste Mal, dass sie sich hinausgeschlichen hatte. Und, Gott, ich betete, dass sie sich nur rausgeschlichen hatte.

      "Es wird alles gut", beruhigte ich River mit einer Lüge.

      Ihre langen, schwarzen Wimpern schlugen auf und ab, als sie nickte. "Sie hängt wahrscheinlich im ersten Stock rum."

      Toll. Jetzt beruhigte sie mich.

      Ich klopfte ihr auf die Wange und erhob mich. "Du ziehst dich an und ich werde sie suchen gehen. Pack eure beiden Lunchpakete ein. Okay?"

      "Ja", flüsterte sie, statt wie üblich zu streiten.

      Nach einem kurzen Halt, um die Gebäudeschlüssel aus dem feuerfesten Safe in meinem Schrank zu holen, ging ich zur Vordertür hinaus. Der kalte Beton war unangenehm unter meinen Füßen, als ich die Treppe hinunter marschierte. Ich hatte es erst in den zweiten Stock geschafft, als eines der neuen Mädchen, deren Namen ich mir noch nicht gemerkt hatte, versuchte, mich aufzuhalten.

      "Cora!"

      "Nicht jetzt", unterbrach ich sie.

      Sie lehnte sich über das Metallgeländer, als ich hinunterrannte. "In meinem Zimmer tropft Wasser von der Decke."

      Ich zuckte mit den Schultern. Das Gebäude war schon am Zerfallen so, wie es war; wir brauchten keine Flut, um den Prozess zu beschleunigen.

      "Ruf Hugo an!", antwortete ich, ohne langsamer zu werden.

      "Er ist damit beschäftigt, Kerris Klimaanlage zu reparieren."

      "Vergiss die Klimaanlage. Sofern Hugo dieses Gebäude nicht mit seinen bloßen Händen aufrecht hält, hat eine Überschwemmung Vorrang vor allem anderen."

      "Richtig", höhnte sie und verschwand.

      In meiner Eile, in den ersten Stock zu kommen, nahm ich eine Kurve zu eng und rammte mir das Geländer in die Seite. Selbst mit der Bräune, die ich dank einer Frühlingshitzewelle hatte, würde das einen höllisch blauen Fleck hinterlassen. Aber Schmerzen waren für mich nichts Neues. Blutergüsse leider auch nicht.

      "Cora!", rief Brittany, als ich an ihrer offenen Wohnungstür vorbeistürmte.

      "Nicht jetzt!", antwortete ich.

      Sie joggte, um mit mir Schritt zu halten. "Ava ist noch nicht zu Hause."

      Ich starrte zu der Wohnung am Ende des Flurs. "Dieser reiche lateinamerikanische Typ hat sie über Nacht mitgenommen.“

      "Was!", schrie sie. "Warum hat sie mir nichts gesagt?"

      Ich rollte mit den Augen. "Äh, weil der erwähnte reiche Typ dich vor ein paar Wochen über Nacht mitgenommen hatte und nicht noch einmal nach dir gefragt hat, als er Marcos gestern Abend eine E-Mail schickte.“

      "Diese verdammte Schlampe!"

      Ich blickte über meine Schulter und sah, wie sie stock-steif mit geschürzten Lippen in der Mitte des Außenflurs stand.

       Hervorragend.

      "Darüber reden wir später", sagte ich und hämmerte mit den Fäusten an die Tür von Apartment 108. Der Geruch von Gras, der aus der Ritze am Boden wehte, gab mir einen Hoffnungsschimmer. "Chrissy, mach auf!" Ich fummelte an meinem Schlüsselbund auf der Suche nach dem richtigen Schlüssel.

      Angela stolzierte aus ihrer Wohnung nebenan heraus und lehnte sich mit der Schulter an den Türpfosten. Sie war immer noch vollständig bekleidet, mit einem kaum vorhandenen Rock und einem bauchfreien Top.

      "Alles in Ordnung, Cora?", fragte sie.

      Ich klopfte erneut an Chrissys Tür, richtete meine Frage aber an Angela. "Hast du Savannah gesehen?"

      "Nein, aber ich bin erst vor ein paar Minuten nach Hause gekommen." Ihre prallen, roten Lippen verzogen sich zu einem strahlenden Lächeln. "Ich war gestern Abend wahnsinnig beschäftigt."

      Sie wartete auf anerkennende Worte. Etwas, das ich ihr gewöhnlich freiwillig gab, egal wie sehr es mich anwiderte. Aber ich war einfach nicht fähig dazu, während ich mitten in einem Nervenzusammenbruch steckte.

      Nachdem ich endlich den richtigen Schlüssel gefunden hatte, schloss ich die Tür auf und stürmte hinein. Na ja, fast wäre ich hineingestürmt. Die Tür verfing sich am Kettenschloss, so dass ich mit dem Gesicht in das Holz knallte.

      "Verdammte Scheiße...", rief ich aus und hob meine Hand zum Gesicht. Blut tropfte aus meiner Nase. Ohne nachzudenken, wischte ich es am Ärmel meines nagelneuen Bademantels ab.

       Fan-fucking-tastisch!

      Blutend und jetzt wütender als vorher, schrie ich durch die Ritze: "Chrissy! Mach die verdammte Tür auf!"

      Ihr fleckiges Gesicht zeigt sich in dem engen Spalt. "Verdammt noch mal, kann ein Mädchen nicht etwas Frieden finden und... Oh, hey, Cora", schnurrte sie herablassend und enthüllte zwei Reihen gelber Zähne, als sie lächelte.

      Meine Hände ballten sich zu Fäusten an meinen Seiten, und der Wunsch, ihr eine davon ins Gesicht zu knallen, übermannte mich beinahe. "Ist Savannah bei dir?"

      Sie hob einen Joint an ihre Lippen, nahm einen Zug und antwortete dann in einer Rauchwolke: "Was ist mit deiner Nase passiert?“

      "Ich bin nicht in der Stimmung für deinen Blödsinn, Chris. Ist sie bei dir?"

      Ihre rauchige Stimme wurde zuckersüß. "Nun, du hast mir doch gesagt, ich soll sie nicht mehr hier rumhängen lassen."

       Dieses Miststück.

      "Das war keine Antwort auf meine Frage.“

      Ruhe zu bewahren, war meine Spezialität. Wenn man so etwas wie die Hausmutter von über dreißig berufstätigen Mädchen ist, deren Zahl von Tag zu Tag variiert, lernt man, welche Kämpfe man austragen möchte. Fehlt Geld? Du ziehst in die Schlacht. Fehlt ein Lippenstift? Du hältst dich raus. Gibt es Zickenkrieg um einen Kerl? Lass sie es ausfechten. Gibt es Zickenkrieg um einen Kerl, bei dem eine Frau ein Fleischermesser zieht und die andere Frau durch das Gebäude jagt? Lerne, wie man einer Schlampe mit einem Wasserschlauch ein Bein stellt.

      Gehässigkeit war etwas, an das ich mich gewöhnt hatte. Besonders von Chrissy. Aber genau in diesem Moment war ich gefährlich nahe daran, den Vulkan, der in mir brodelte, ausbrechen zu lassen. Ich hatte keine Zeit für ihre kleinen Spielchen. Aber wenn sie spielen wollte... dann würde ich verdammt noch mal gewinnen.

      "Du hast zwei Sekunden, mir zu sagen, ob sie da drin ist, bevor ich Dante anrufe."

      Es war keine


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