Truth about Lies. Aly Martinez

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Truth about Lies - Aly Martinez


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Aber dies war kein Leben, vor dem ich einfach davonlaufen konnte.

      Vertrau mir. Ich hatte es versucht.

      Meinen Nasenrücken kneifend, starrte ich auf den betonierten Durchgang und flehte um Hilfe, die niemals kommen würde.

      Zumindest nicht für mich.

      "Cora?"

      Ich schreckte auf und sah River auf der Treppe stehen, einen Becher Kaffee in meine Richtung gestreckt.

      "Wasser tropft aus der Wand in unserer Küche. Ich habe bereits einige Handtücher hingelegt. Aber vielleicht könntest du Hugo bald nach oben schicken."

      Ich suchte in ihren Augen nach einem Hinweis, der darauf hindeutete, dass seine bevorzugte Währung ein Blowjob war. Glücklicherweise fand ich keinen.

      Ich hatte getan, was ich konnte, um sicherzustellen, dass sie in die Schule ging, und versuchte mit allen Mitteln, sie vom Rest dieser Hölle fernzuhalten, aber sie war alles andere als unschuldig. Ihr braunes Haar war zu einem unordentlichen Dutt hochgesteckt, und sie trug einen Rucksack über einer stilvoll zerrissenen Jeans und ein lockeres T-Shirt mit der Aufschrift "I really don't care". Dieses junge, süße Mädchen wurde von dem aufgezogen, was die meisten Amerikaner den Abschaum der Gesellschaft nennen würden. Huren. Nutten. Prostituierte. Wie auch immer man sie momentan nannte. Aber wir waren alle nur Menschen, die in einer beschissenen Situation steckten und niemanden hatten, an den sie sich anlehnen konnten.

      Außer, dass sie sich alle an mich lehnten.

      Plötzlich erinnerte ich mich, warum ich täglich meine Seele opferte.

      Weil ich verdammt noch mal gehofft hatte, dass sie ihre nicht opfern müssten.

      Nachdem ich tief eingeatmet hatte, was nicht nur meine brennenden Lungen entspannte, sondern auch meine Entschlossenheit stärkte, nahm ich ihr den Kaffee aus der Hand und teilte ihr mit, dass Savannah in Ordnung sei.

      "Ich habe es gehört." Ihr Blick schweifte über meine Schulter zu den Frauen, die bereits auseinander gingen. Ihre Probleme waren größtenteils noch immer ungelöst, aber in den meisten Fällen war das der Zustand, der bei ihnen ständig vorherrschte.

      Ich deutete mit dem Kinn zur Treppe. "Komm schon. Ich begleite dich nach unten."

      Sie zog eine dunkle Augenbraue hoch. "Was ist mit der Küche?"

      "Oh, bitte. Es wird mindestens fünf Minuten dauern, bis Hugo seinen Arsch die Treppe hochgehievt hat. Die Zeit habe ich."

      Sie visierte mit gespitzten Lippen ihre schwarzen Chucks an und machte sich auf den Weg zur Treppe. "Warum blutest du?"

      Ich berührte meine Nase mit der freien Hand. Wenigstens war das Blut schon angetrocknet. "Willst du die Wahrheit oder eine Lüge hören?"

      "Die Wahrheit."

      "Ich rannte gegen die Tür. Aber hättest du eine Lüge verlangt, hätte ich gesagt, dass ich einen Ellbogen in die Nase bekam, als ich Chrissy zu Boden rang, kurz bevor ich sie in Fesseln legte und dann ihr Haar als Wischmopp benutzte, um ihre ekelhafte Wohnung zu reinigen.“

      Sie lachte leise, als wir Seite an Seite zur Vorderseite des Backsteingebäudes gingen. Wir blieben am Ende der Hauswand stehen, der unsere Hölle vom Rest der Welt trennte. Als sie ihren Kopf nach hinten kippte, um meinen Blick zu erhaschen, stockte ihr Lächeln. Ich konnte fast die Angst sehen, die über die sanften Kurven ihres olivfarbenen Teints kroch.

      "Hey", beruhigte ich und drückte ihre Schulter. "Was ist los?"

      "Du weißt, dass Chrissy nicht aufhören wird", flüsterte sie.

      "Die anderen, die lassen sich von Savannah nichts gefallen. Aber Chrissy..."

      Der Schraubstock in meiner Brust drohte mir die Rippen zu brechen. Sie sollte sich keine Sorgen um Leute wie Chrissy machen müssen. Aber das war ihre Realität, unabhängig davon, wie sehr ich es hasste.

      "Ich werde mich darum kümmern."

      Ihr Gesicht verblasste. "Bitte ruf nicht Marcos an."

      Ich rollte mit den Augen. "Entspann dich. Ich habe nichts über Marcos gesagt."

      Ihre großen Rehaugen suchten mein Gesicht nach einer Lüge ab. Sie würde sie nicht finden, aber sie war definitiv da, geschickt unter der Oberfläche versteckt, direkt neben dem Berg meiner Ängste und meines Bedauerns.

      Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und drückte sie an mich, leider nicht annähernd lang genug – für keinen von uns. Aber das war alles, was ich ihr geben konnte. "Geh! Verschwinde von hier, bevor du den Bus verpasst. Ich kümmere mich um Chrissy. Du kümmerst dich um Geometrie."

      "Coooora", mahnte sie warnend.

      "Riiiiver", machte ich sie nach und gab ihr einen sanften Schubs in Richtung des schmutzigen Parkplatzes.

      Sie ging rückwärts und hielt ihre braunen Augen auf meine blauen gerichtet. "Du wirst hier sein, wenn ich nach Hause komme, oder?"

      Ich spöttelte: "Bin ich das nicht immer?"

      "Jedenfalls bis jetzt", murmelte sie.

      Schuld brannte wie ein Inferno in meiner Brust, aber ich lächelte durch den Schmerz hindurch. "Ich sehe dich um drei Uhr."

      Sie starrte mich an.

      Ich starrte zurück.

      Eine Million Worte wurden in diesem Moment der Stille gesprochen: Versprechen, Bitten, Entschuldigungen, Erklärungen und alles dazwischen.

      All das war die absolute Wahrheit.

      Genau aus diesem Grund rollten ihr zwei Tränen über die Wangen, als sie ihre Hand hob, sich umdrehte und zur Bushaltestelle rannte.

      2

      Cora

      „Ich möchte, dass Chrissy verschwindet!" Die Rückseite von Marcos` Hand landete in meinem Gesicht.

      Savannah schrie von der Couch aus, als mein Kopf zur Seite schlug und mein Kinn schmerzhaft auf meine Schulter krachte.

      Sein schlaksiger Körper war etwas nach vorne gebeugt, und sein Gesicht verzerrte sich wie das eines Monsters, das er auch tatsächlich war. "Es ist mir scheißegal, was du willst!"

      Es gab eine Zeit, als ich bewunderte, wie schön Marcos war. All die glatten, schwarzen Haare und die dichten Wimpern, die die Augen so dunkel färbten, dass man die Pupillen nicht sehen konnte. Abgesehen davon waren die Guerrero-Brüder alle wunderschön.

      Dante, Marcos und Nicolás waren die Verkörperung des Traums jedes armen Mädchens. Groß und schlank mit gemeißelten Kiefern und starken Schultern, die nicht nur sexy waren, sondern auch vor Kraft strotzten. Dazu kamen die auffälligen Autos, die teure Kleidung und die nicht enden wollende Reihe von Versprechungen, die sie zum Glückstreffer machten. Aber dieses Gold war nur allzu schnell matt geworden, als ich das eigentliche Übel entdeckte, das alle Mitglieder dieser Familie geerbt hatten.

      Alle außer Nic.

      Nachdem ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, straffte ich meine schmerzenden Schultern und sah ihn an. "Ich kann nicht mehr mit ihr umgehen. Ich habe sie gewarnt, Marcos. Wiederholt. Entweder ist sie heute Abend weg oder..."

      Seine geballte Faust schnellte nach vorne und traf mich auf der Stirn. Mein Haaransatz brannte wie Feuer und fühlte sich an, als würde mir die Kopfhaut runtergerissen. Ich unterdrückte einen Schrei, als er meinen Kopf gewaltsam zur Seite drückte.

      "Oder was? Was zum Teufel willst du dagegen tun, Cora?"

      Nichts. Das war alles, was ich tun konnte.

      Aber genau so, wie seine Hand meine Haare hielt, hatte ich die Macht, Marcos in die Mangel zu nehmen. "Was wird Dante wohl sagen, wenn er Savannah mit Chrissy auf der Straße sieht und anfängt, Fragen darüber zu stellen, wie sie hierher gekommen ist?“

      Sein Gesichtsausdruck


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