Seewölfe - Piraten der Weltmeere 67. John Brix

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 67 - John Brix


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      Impressum

      © 1976/2014 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-384-8

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

      1.

      Dumpf dröhnten Axtschläge vom Vorschiff, auf dem Hauptdeck kreischte eine Handsäge. Ferris Tukker hatte sieben Männer der Besatzung abkommandiert, um ihm beim Ausbessern der Schäden zu helfen, welche die „Isabella“ im Gefecht mit einer sizilianischen Galeere erlitten hatte.

      „Paß doch auf, du Walroß! Mußt du mir unbedingt die Bohle an die Birne knallen!“ rief Smoky empört.

      „Selber Walroß!“ schrie der riesige Gambia-Neger Batuti zurück. „Erstens du laufen mir hinein, und zweitens ist kleines Brettchen nicht Bohle!“ Er warf die drei Zoll starke Planke, die er auf der Schulter trug, in die Luft und fing sie spielerisch wieder auf.

      Smoky sprang erschrocken zurück. „Jetzt läßt er mir das Ding auch noch auf die Quanten fallen!“

      Philip Hasard Killigrew grinste. Solange die Männer sich gegenseitig anschrien, war die Stimmung an Bord in Ordnung. Er trat an die Balustrade des Achterdecks und blickte auf das Hauptdeck hinunter. Der Segelmacher und zwei andere Männer waren dabei, das Großsegel zu flikken, das von einer Kettenkugel zerfetzt worden war. Eine Bresche, die von einer anderen Kugel der Galeere ins Schanzkleid gerissen worden war, hatte Ferris Tucker rechteckig zugeschnitten, und jetzt sägte er die Planken zurecht, mit denen sie ausgebessert werden sollte.

      „Der Kutscher hat den Hammel geschlachtet!“ schrie jemand über das Deck. „Er sagt, es gibt Kohl dazu und richtige Klöße!“

      Die Männer brüllten begeistert. Und auch Hasard wurde der Mund wässerig. Genau wie sie hatte auch er sich in den letzten Wochen hauptsächlich von Bohnen und Pökelfleisch ernährt. Und in den Bohnen steckten auch noch schwarze Maden, die das Essen auch nicht gerade bereicherten. Die Durchsuchung einer Galeone aus Ibiza, auf die Keymis und Burton Hasards Zwillinge gebracht hatten, hatte dem Kutscher endlich Gelegenheit gegeben, die mageren Bestände der „Isabella“ wieder aufzufüllen.

      Aber seine entführten Kinder hatte Hasard auf dem Schiff nicht gefunden. Sie waren in der vorhergehenden Nacht von Keymis und Burton auf ein griechisches Kaiki umgeladen worden, das sich auf der Heimreise nach Piräus befand. Hasard und Philip, seine beiden Söhne, das einzige Vermächtnis, das Gwen ihm hinterlassen hatte, als sie starb.

      Hasard und Philip …

      Er sah die Zwillinge wieder vor sich: dunkelhaarig und blauäugig wir ihr Vater, mit dem helleren Teint ihrer Mutter.

      Aber das Bild stimmte nicht mehr. Damals waren sie erst wenige Wochen alt gewesen, und inzwischen steuerten sie auf ihren ersten Geburtstag zu.

      „Schiff voraus!“ rief Luke Morgan aus dem Großmars.

      Hasard zog das Fernrohr auseinander und blickte zu dem Segler hinüber, dessen Rumpf gerade über der Kimm erschien. Es war eine arabische Dau, wie sie auch häufig von den Piraten der Barbarenküste benutzt wurde. Aber hier, im Seegebiet des Osmanischen Reiches, sollte es keine Seeräuber geben.

      Angeblich. Aber auf solche Angaben verließ Hasard sich nie. Das war einer der Gründe, warum er noch lebte.

      „Luv um drei Strich an, Sten“, sagte er zu dem blonden Schweden, der Ruderwache hatte. „Wir wollen dem Burschen lieber ein bißchen aus dem Weg gehen.“

      „Aye, aye, Sir.“ Stenmark drehte das Rad nach Backbord.

      Die „Isabella“ war eins der ersten Schiffe, bei dem der Kolderstock durch ein Radruder ersetzt worden war. Ferris Tucker, der Schiffszimmermann, hatte um das Rad einen stabilen Verschlag gebaut, wahrscheinlich das erste Ruderhaus der Seefahrtsgeschichte.

      Aber heute stand Stenmark ungeschützt am Rad. Bei dem Gefecht in der Straße von Messina war der Besanmast in Trümmer gegangen und hatte das Ruderhaus unter sich zerquetscht. Das ebenfalls stark beschädigte Rad hatte Hasard sofort, erneuern lassen, aber für das Ruderhaus war jetzt keine Zeit, und bei dem milden Südwestwind, der in diesem Herbst 1581 im östlichen Mittelmeer wehte, war es auch nicht so wichtig.

      Sie hatten die Straße von Kythera hinter sich gelassen und segelten auf Kurs Nordnordost in Richtung Piräus.

      Backbord voraus lag die Insel Paralóla, ein schroffer Felsenkegel, die aus dem Wasser ragende Spitze einer unterseeischen Landschaft.

      Die Dau lag jetzt gut drei Meilen vor dem Steuerbordbug. Sie schien auch etwas abgedreht zu haben, um die fremde Galeone mit reichlich Abstand zu passieren. Wahrscheinlich ein Frachtkahn auf dem Weg von Piräus nach der Insel Melos, überlegte Hasard.

      „Nichts von dem Kaiki zu sehen?“ rief er zu Luke hinauf.

      „Keine Spur!“

      Es war auch eine rein rhetorische Frage gewesen. Durch den Zusammenstoß mit der Galeere in der Straße von Messina hatten sie zuviel Zeit verloren, und mit dem Besanmast hatten sie auch einen guten Teil ihrer Geschwindigkeit eingebüßt. Hasard wußte, daß sie das Kaiki vor Piräus nicht mehr einholen würden. Erst an Land konnte er versuchen, die Entführer und seine Kinder wiederzufinden, falls es Keymis und Burton nicht gelang, ihre Spuren sehr gründlich zu verwischen. Sie hatten jetzt immerhin einige Stunden Zeit dazu.

      „Der hält direkt auf uns zu“, sagte Dan O’Flynn empört.

      „Das merke ich auch.“ Hasard warf einen raschen Blick in die Segel. „Luv noch ein bißchen an, Sten. Mal sehen, ob er wirklich was von uns will.“

      Während das Schiff nach Backbord drehte, starrte er durch das Fernrohr zu dem anderen hinüber. Es war eine Karavelle, offensichtlich in Spanien erbaut, aber an ihrem Besanmast wehte die grüne Flagge des Propheten. Ein Schiff der Osmanen, also. Ein Kriegsschiff der Osmanen, berichtigte er sich sofort, als er die Stückpforten ihrer Backbordseite gezählt hatte.

      „Sie meint wirklich uns“, sagte Dan. „Soll ich Gefechtsbereitschaft geben?“

      „Ja. Aber niemand feuert ohne meinen Befehl, verstanden!“

      Dan schwirrte ab, und kurz darauf dröhnten die Kommandos von Al Conray, des Stückmeisters der „Isabella“, über Deck.

      Die Männer liefen zu den sechzehn Culverinen,


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