Seewölfe - Piraten der Weltmeere 600. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 600 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2020 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-96688-014-5

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Burt Frederick

       Holländer-Gold

       Gegen die Gewalt der Natur hilft aller Reichtum nichts

      Die vier Räder der Kutsche verursachten einen harten Klang von Eisen. Die Hufgeräusche der beiden Gespannpferde dröhnten in den engen Hafengassen, und jedesmal, wenn ein Rad von einem buckligen Pflasterstein abglitt, knallte es wie ein Pistolenschuß.

      Noch lag Dunkelheit über Amsterdam. Nebel kroch aus den Hafenbecken und drang in das Gassen-Labyrinth vor.

      Die Kutsche, schwarz wie die Gespannpferde, verschmolz fast mit der Finsternis. Die schweren Samtvorhänge waren zugezogen. Der Mann auf dem Bock hatte alle Anweisungen seines Herrn befolgt. Er hatte die Lampen nicht angezündet und benutzte keine Hauptstraßen. Dabei mußte er sich auf den Orientierungssinn der Pferde und auf seine Augen verlassen. Der Kutscher hatte Angst. Sein Schicksal war ungewiß.

       Es würde sich entscheiden, sobald sie den Kai erreichten, an dem die „Marijke van Brabant“ lag. Es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder durfte er mit an Bord, oder er kriegte einen Tritt in den Hintern …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Wim Wijninga – der feiste Kaufmann setzt sich aus Amsterdam ab, wo ihm der Boden zu heiß geworden ist.

      Henrietta Wijninga – sie ist das Gegenteil ihres Ehemannes, nämlich ziemlich dünn, und sie hat Haare auf den Zähnen.

      Joop Wijninga – der Sohn der beiden ist ein Hüne – außerdem liebt er die Gewalt.

      Gerrit Beekens – sein Vater wurde von Wim Wijninga in den Tod getrieben, und jetzt verlangt er als Sohn Gerechtigkeit.

      Luise Kerkhoff – als Verlobte von Gerrit Beekens gerät sie in eine prekäre Situation, aus der sie sich nicht aus eigener Kraft befreien kann.

      Philip Hasard Killigrew – der Seewolf unternimmt einen Alleingang und muß aufs Ganze gehen.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      „Sei ganz ruhig, Henrietta“, sagte Wijninga.

      Die Fülle seines Leibes wogte, bebte und erzitterte unter den Stößen der Kutsche. Daran vermochten weder die Lederpolster der Sitze noch die komfortable Federung des Zweispänners etwas zu ändern. Das Straßenpflaster war miserabel. Die kleine Flamme einer Öllampe, durch ein korbartiges Eisengehäuse gesichert, erhellte das Innere des Luxusgefährts nur schwach. Seitenwände, Türen und Dach waren mit abgestepptem rotem Samt gepolstert.

      „Bleibe ruhig“, wiederholte Wijninga und versuchte, den Arm um die Schultern seiner Frau zu legen. Wegen der Enge des Raumes und seines eigenen Umfangs gelang es ihm nicht, und er gab den Versuch auf.

      Die große, hagere Frau an seiner Seite, wandte unwillig den Kopf.

      „Was?“ schrie sie, um den Lärm der Kutschenräder und der Pferdehufe zu übertönen. „Was hast du gesagt?“ Ihr Gesicht war streng – Hakennase, stechende Augen und die zum Knoten hochgesteckten grauen Haare verstärkten diesen Eindruck.

      „Ich sagte“, brüllte ihr Mann, „daß du ganz ruhig sein kannst! Du brauchst keine Angst zu haben!“

      Er trug sein kostbarstes rotes Wams, das mit gold- und silberdurchwirkter Litze bestickt war. Ein weinrotes Samtbarett hing in verwegener Schrägneigung auf seinem kurzen Haarschopf, der zwischen aschblond und grau nicht genau einzustufen war. Wijningas hellblaue Augen ruhten wäßrig hinter den Fettpolstern seiner Wangen.

      Die Frau starrte ihn an, als hätte sie es plötzlich mit einem unbekannten Wesen zu tun, das feist und glitschig aus den Tiefen des Meeres herauf gekrochen war. Im nächsten Moment prustete sie los und hieb sich auf die langen, knochigen Schenkel, die sich selbst unter dem Gewand aus schwerer Wolle abzeichneten.

      „Hast du das gehört, Joop?“ schrie sie. „He, hast du das gehört? Dein Vater sagt, ich brauche keine Angst zu haben! Das sagt er!“ Sie kicherte schrill.

      Joop Wijninga zog die Mundwinkel nach unten. Jede weitere Reaktion ersparte er sich. Er saß seinen Eltern gegenüber, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung – blond, groß, wie ein Schrank aus friesischer Eiche. Seine Mutter hatte diesen Vergleich geprägt. Sie bewunderte ihn – gewissermaßen als Ersatz für den eigenen Mann, an dem es nichts mehr zu bewundern gab, seit er sich mit den Jahren einen zusätzlichen Zentner Körpergewicht angefressen hatte.

      Joop durchschaute die aufgesetzte Heiterkeit seiner Mutter. Er hatte kein Verlangen, sich an den Sticheleien zu beteiligen, mit denen die beiden ihre ehelichen Kämpfe auszufechten pflegten.

      Henrietta Wijninga spürte das Abweisende in der Haltung ihres Sohnes und wandte sich abermals ihrer fetteren Ehehälfte zu. „Tu nicht so scheinheilig! Spiel dich gefälligst nicht auf! Ich hatte keine Angst – im Gegensatz zu dir! Schließlich habe ich einen großen, starken Sohn, der mich beschützt. Wenigstens das habe ich! Andere Frauen können sich rühmen, von einem mutigen, starken Ehemann …“

      „Mutter, sei bitte still!“ unterbrach Joop Wijninga ihren giftigen Wortschwall – allerdings nicht aus Mitleid mit seinem Erzeuger, der starr geradeaus blickte und mit Schmollmund zu erkennen gab, daß er vorläufig nicht mehr gewillt sei, seine Frau zu beachten.

      „Aber …“, setzte Henrietta an.

      „Still!“ fuhr Joop sie mit einer energischen Handbewegung an. Er hatte die Brauen zusammengezogen und horchte scharf in die Roll- und Hufgeräusche, deren Hall zwischen den Hauswänden zum Dröhnen verstärkt wurde.

      Sein Vater sah ihn erschrocken an.

      „Was ist?“ formten seine rosigen Wulstlippen, ohne daß er zu hören war. „Was ist los?“

      „Ich glaube, das verfluchte Pack ist schon wieder hinter uns“, knurrte Joop. Er richtete sich auf, duckte sich unter dem gepolsterten Dach, löschte die Öllampe und zog über den Köpfen seiner Eltern den Vorhang des schmalen Heckfensters beiseite. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er in die Dunkelheit der zu Ende gehenden Nacht.

      Sie hatten bewußt diesen Zeitpunkt gewählt, weil sie gemeint hatten, daß es die Stunde sei, in der bestimmt alle Menschen im Tief schlaf lagen. Es war der Zeitpunkt, zu dem man am unauffälligsten verschwinden konnte. Aber dieser Hundesohn Beekens


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