Seewölfe - Piraten der Weltmeere 306. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 306 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2017 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-703-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Edwin Carberry sah an diesem Tag nachdenklicher aus, als es seine Art war. Der bullige Profos der „Isabella IX.“ hatte sich zum Quarterdecksniedergang an Backbord zurückgezogen, abseits von dem Punkt, um den sich das eigentliche Geschehen abspielte. Für die Affenärsche, so nannte er sie auch in Gedanken, schien es nichts Wichtigeres zu geben.

      Dicke, graugelbe Rauchschwaden stiegen dort auf, gleich neben dem Kombüsenschott.

      Ed Carberry ließ seinen Blick über die Kuhl der stattlichen neuen „Isabella“ gleiten und begann, die Welt nicht mehr zu verstehen. Da ließen sich diese ausgewachsenen Kerls vom Gestank einhüllen und glaubten auch noch fest daran, daß es ein Lekkerbissen war, was die Kombüsenhengste ihnen auftischten. Ja, in der Tat, der Kutscher und Mac Pellew führten sich auf, als hätten sie den einzig wahren Gaumenkitzel entdeckt.

      „Wartet nur ab“, murmelte Carberry vor sich hin, „ich gebe euch noch einen oder zwei Tage, und die verdammten geräucherten Heringe kriechen euch zu den Ohren raus!“

      Sein Blick gewann einen Ausdruck von Traurigkeit, je länger er beobachtete, wie sie dem Kutscher und Mac Pellew die Räucherheringe regelrecht aus den Händen rissen. Das begeisterte Gegröle konnte auch ein wenig auf den Aquavit zurückzuführen sein, von dem es eine Kostprobe gab. Aber eine Entschuldigung für das absonderliche Verhalten der Seewölfe war das nach Meinung des Profos’ noch lange nicht. Er begann, von einem saftigen Brocken Fleisch zu träumen, von einem handfesten Bohneneintopf, der einen drei Tage toten Seelord noch wieder in die Stiefel hob.

      Eine besorgte Stimme riß ihn aus seinen tiefschürfenden Betrachtungen.

      „Alles in Ordnung, Mister Carberry?“

      Der Profos schrak auf, blinzelte verwirrt und hob den Kopf. Philip Hasard Killigrew lehnte sich über die Schmuckbalustrade, und seine eisblauen Augen blickten so besorgt, wie es dem Klang seiner Stimme entsprach.

      „Was sollte nicht in Ordnung sein, Sir?“ entgegnete Ed Carberry mißtrauisch. Normalerweise redete der Seewolf ihn nicht so förmlich an. Wollte er ihn etwa verspotten, was, wie?

      „Ed, ich sehe es dir an der Nasenspitze an. Irgendwas stimmt nicht. Keiner von den anderen hat die Pest oder eine sonstige ansteckende Krankheit. Trotzdem gehst du ihnen aus dem Weg.“ Hasard deutete zu der ausgelassenen Schar seiner Männer, die sich rings um das Kombüsenschott den Heringsrauch um die Ohren wehen ließen.

      „Also gut.“ Ed Carberry richtete sich auf und wandte sich mit einem entschlossenen Ruck dem Seewolf zu. „Wenn du es genau wissen willst, Sir, dann will ich es dir sagen: Es paßt mir ganz und gar nicht, daß diese Kombüsenratten aus unserer sauberen ‚Isabella‘ einen Fischkutter machen wollen. Verdammt noch mal, das paßt mir nicht!“

      Hasard mußte sich ein Lächeln verkneifen.

      „Ed, sei nicht ungerecht. Der Kutscher hat keine Fischernetze eingekauft.“

      „Aber einen dreimal verdammten Räucherofen. Und Ferris Tucker, dieses Rübenschwein von einem Schiffszimmermann, hat ihm auch noch beim Aufbau geholfen.“

      „Warum gibst du nicht Mac Pellew die Schuld?“

      „Keiner hätte auf ihn zu hören brauchen. Mac, dieses alte Schlitzohr, wollte sich mit seinen Bornholmer Räucherheringsgeschichten doch nur aufspielen. Und jetzt haben wir den Salat. In jedem Hafen werden sich die Leute verdrücken, wenn unser stinkender Stinteimer einläuft.“

      „Himmel noch mal, Ed, Mac und der Kutscher werden nicht jeden Tag Heringe räuchern.“

      „Seit Bornholm tun sie nichts anderes.“

      „Auf Vorrat. Als Abwechslung für unseren Speiseplan. Die beiden meinen es nur gut.“

      „Gut?“ knurrte der Profos. „Was soll daran gut sein? Fisch ist gut für Stubenhocker, die zum Arbeiten nur ihren Grips, einen Federkiel und schön saubere Hände brauchen. Deine Männer, Sir, brauchen Mumm in den Knochen, und den kriegen sie nur von einem ordentlichen Happen Fleisch.“

      „Recht hast du, Ed“, sagte der Seewolf geduldig. „Aber einseitige Ernährung ist auch nicht gut. Und du wirst schon sehen, es läuft sich alles von selbst zurecht. In ein paar Tagen haben sie genug von der Heringsräucherei. Warum regst du dich über diese Anfangsbegeisterung auf?“

      Der Profos brummelte Unverständliches, schon halb besänftigt. Wenn nicht mal Hasard sich um den guten Eindruck sorgte, den er mit der „Isabella“ erweckte, wozu sich dann noch aufregen?

      Die Zeiten, so resümierte Ed Carberry mit einem innerlichen Seufzer, änderten sich eben. Heute segelten sie mit einem Heringsräucherofen unter königlich britischer Flagge. Morgen hatte der Kutscher vielleicht die Idee, eine Schnapsbrennerei an Bord einzurichten. Warum nicht gleich eine ganze Farm mit Kühen, Schweinen, Hühnern, Enten?

      Seine Aufmerksamkeit wurde abgelenkt, denn das Stimmengewirr vorn bei Kombüse und Räucherofen legte sich etwas. Blicke richteten sich nach achtern und folgten Philip und Hasard, den Söhnen des Seewolfs. Philip trug in beiden Händen eine Muck, vorsichtig, um nichts zu verschütten. Hasard begleitete ihn mit den würdevollen Schritten eines Menschen, der sich der Bedeutsamkeit seines Auftrags bewußt ist.

      „Wir kriegen Besuch, Ed“, sagte der Seewolf lächelnd. „Hör auf, die beleidigte Leberwurst zu spielen, und vergiß den stinkenden Stinteimer.“

      „Der Teufel soll die kleinen Rübenschweine holen, wenn sie sich wieder was ausgedacht haben.“

      „Haben Sie nicht, Ed. Die anderen haben sie geschickt.“

      Der Profos der „Isabella“ schob sein Rammkinn vor, und ein Grinsen huschte über sein zerklüftetes Narbengesicht. Hasard atmete auf. Es sah so aus, als brauche er mit Edwin nicht länger zu reden wie ein Bauer mit seiner kranken Kuh.

      Die Zwillinge blieben stehen, wechselten einen Blick, sahen erst ihren Vater an und dann den Profos.

      „Wir haben eine Einladung zu überbringen, Mister Carberry.“ Philip junior räusperte sich, und Hasard junior nickte beipflichtend.

      „Ah so, eine Einladung.“ Der Profos kratzte sich am Hinterkopf. Das Ganze mochte harmlos sein. Ganz sicher war er in der Beziehung aber nicht.

      Denn die beiden Söhne des Seewolfs taten mal wieder so, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Ed Carberry kannte seine kleinen


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