Seewölfe - Piraten der Weltmeere 239. Burt Frederick

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 239 - Burt Frederick


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-575-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

      1.

      Flach und unregelmäßig, scheinbar wahllos verstreut, duckten sich die Häuser auf der Kuppe des Hügels. Es schien, als hätte ein spielendes Riesenkind seine schmutziggrauen Klötze in die Erde gesteckt, um dem Grün der sanftgeschwungenen Hänge eine Krone aufzusetzen.

      Serrara, so hieß das Dorf. Es war auf der Seekarte eingezeichnet und lag etwa drei Meilen landeinwärts von der Südwestküste der Insel Ischia.

      Dark Joe und seine fünf Begleiter stiegen einen schmalen Serpentinenpfad hoch, der durch Olivenhaine und Weingärten auf das Dorf zuführte. Die untergehende Sonne tauchte die Landschaft in ein rötliches, unwirkliches Licht. Sobald die Männer sich umdrehten und nach Westen blickten, schien das dichte Laub der Olivenbäume in den Sonnenstrahlen zu glühen. Nur bruchstückhaft waren die Fluten des Mittelmeers zu erkennen, von dem sinkenden Feuerball in purpurnes Rot getaucht, das wie eine endlose Fläche flüssigen Metalls erschien.

      Dark Joe wischte sich den Schweiß von der Stirn, als sie die letzte Wegbiegung vor dem Dorfrand erreichten. Es war warm in diesen süditalienischen Breiten, obwohl man schon den Monat November des Jahres 1591 schrieb.

      Die Männer verharrten.

      Jetzt waren sie nur noch etwas mehr als einen Steinwurf weit von den ersten Häusern des Dorfes entfernt, und sie hatten damit nahezu den höchsten Punkt des Hügels erreicht. Fast ohne Steigung führte jetzt der Rest des Weges schnurgerade auf den Ort zu. Weiter landeinwärts erhoben sich die Berge von Ischia und verwehrten den Blick auf den Golf von Neapel.

      Dark Joe wandte sich zu seinen Gefährten um und öffnete den Leinenbeutel, den er auf der Schulter getragen hatte. Er war ein kleiner, krummbeiniger Mann mit dunklen Augen und schwarzem, gelocktem Haar. Wie flink und gefährlich er indessen sein konnte, das wußten seine Kumpane ebenso wie jene, die mit ihm aneinandergeraten waren. Seinen Beinamen verdankte er eben jenen schwarzen Haaren.

      Die Pistole und der Entersäbel an seinem ledernen Hüftgurt zeigten deutlich, daß er ein Mann von ständiger Kampfbereitschaft war. Wie die anderen trug er das Hemd offen. Die Hosen steckten in hohen Stulpenstiefeln.

      Er zog eine Rumflasche aus dem Leinenbeutel, entkorkte sie, nahm einen Schluck und reichte sie weiter. Die Männer tranken ihre Ration mit sichtlichem Wohlbehagen nach dem anstrengenden Marsch, wischten sich mit dem Handrücken über die Lippen und atmeten tief durch. Die Fortbewegung zu Lande war ihnen allen ungewohnt und ganz und gar nicht willkommen.

      Aber Befehl war nun einmal Befehl. Lord Henry hatte angeordnet, daß sie in der nächsten menschlichen Ansiedlung Trinkwasser und möglichst auch Proviant beschaffen sollten. Und er hatte geschworen, daß der Teufel sie holen würde, wenn sie wagten, mit leeren Händen zurückzukehren.

      Der Serpentinenpfad wies tiefe Radfurchen auf. Aber bislang hatten sie noch keinen der Eselskarren gesehen, mit denen hierzulande Lasten befördert wurden. Still war es ohnehin in dem Dorf. Die wenigen Menschen, die hier hausten, schienen keinen Wert darauf zu legen, sich Fremden gegenüber lautstark bemerkbar zu machen.

      Dark Joe dachte daran, wie schwierig es vermutlich werden würde, einen Karren mit wenigstens zwei Fässern zu besorgen, damit sie das Wasser zur Küste transportieren konnten. Nun, an der Bezahlung sollte es nicht scheitern. Dafür waren sie gerüstet.

      Der süßliche Duft von wildwachsenden Kräutern und Gräsern lag in der Luft und wurde von einer sanften Brise gefächert. Niemand arbeitete in den Weingärten. Die Leute aus dem Dorf, so folgerte Dark Joe, genossen entweder noch ihre späte Nachmittagsruhe, oder sie hatten bereits mit dem abendlichen Nichtstun begonnen.

      Von ihrer erhöhten Position aus konnten die sechs Männer jetzt über die Olivenbäume hinweg auf die flachere Küstenzone blicken.

      Dort lag die „Cruel Jane“ vor Anker, Lord Henrys stolze Dreimastgaleone. Im Masttopp wehte die schwarze Flagge mit den gekreuzten weißen Säbeln. Sie alle waren stolz auf dieses Piratensymbol, mit dem sie Angst und Schrekken auf den Weltmeeren verbreiteten.

      Ja, selbst den Großherzog Ferdinando I. de’ Medici hatten sie das Fürchten gelehrt und ihm vor Elba einen Teil seines Schatzes abgenommen. Dieser Reichtum ruhte jetzt im Bauch der „Cruel Jane“. Nach Dark Joes Empfinden sah sie regelrecht satt und zufrieden aus, die stattliche dreimastige Lady.

      Er gewährte den Männern noch einige Minuten Pause, ehe sie den Weg fortsetzten.

      Erst drei Tage waren seit dem mörderischen Gefecht mit der „Isabella VIII.“ vergangen, und ihnen allen steckte diese höllische Begegnung noch in den Knochen. Mit knapper Mühe waren sie dem sicheren Verderben entronnen, nachdem Philip Hasard Killigrew, dieser Lumpenhund, über sie hergefallen war.

      Aber immerhin, einen Anteil am Schatz der Medici hatten sie auf Nummer Sicher. In dieser Hinsicht konnten sie beruhigt sein, denn die „Isabella“ war als Verfolgerin an der nordwestlichen Kimm nicht mehr zu erspähen gewesen. Bevor sie in Ischia an Land gegangen waren, hatte der Ausguck durchs Spektiv bereits Neapel und den Vesuv erkannt.

      Alle Gefechtsschäden, die die „Cruel Jane“ in der Schlacht davongetragen hatte, waren ausgebessert worden. Es mangelte jetzt an Proviant und in erster Linie an Trinkwasser.

      Dark Joe stopfte die Rumflasche zu den anderen Sachen in den Leinenbeutel und gab das Zeichen zum Aufbruch. An der Spitze seiner Gefährten marschierte er dem Dorf entgegen.

      Die Dunkelheit kündigte sich an. Die rote Glut der untergehenden Sonne verblaßte und wechselte in beginnendes Zwielicht über.

      Noch waren die Fensterläden der Häuser geschlossen, und ein Hauch von Feindseligkeit schlug den Männern entgegen. Sie hatten diesen Eindruck, obwohl sie auf Anhieb keine Menschenseele erblicken konnten.

      Ihre Schritte knirschten auf dem feinen Geröll, mit dem die Gasse zwischen den tristen Mauern der Gebäude notdürftig befestigt war. Erst auf den zweiten Blick sahen Dark Joe und seine Piratenkumpane, daß die meisten Haustüren offenstanden.

      Als sie genauer hinsahen, erkannten sie die dunkelgekleideten Gestalten, die dort schweigend und regungslos in den finsteren Korridoren ausharrten. Frauen waren es überwiegend, deren Blicke den fremden Männern folgten. Ihre Kinder und Hunde und sonstiges häusliches Getier mußten sie eingesperrt haben, so verdammt still war es.

      Sämtliche Kerle, so vermutete Dark Joe bei sich, hockten wahrscheinlich in der Trattoria dieses lausigen Nestes und ließen sich den Wein durch die Kehle rinnen.

      Ein leises Gefühl der Beklemmung konnte indessen auch Dark Joe nicht abschütteln. Weshalb, zum Teufel, konnte man in diesem Nest nicht einen anständigen guten


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