Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 473 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-881-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Auf Reede vor Havanna

       Der Ankerplatz erschien ruhig – doch nachts änderte sich das

       Da lagen sie also wie auf einem Serviertablett – vier aufgelaufene spanische Handelsgaleonen, von den Dons schleunigst verlassen und nunmehr eine Beute für Philip Hasard Killigrew und seine Männer. O ja, einen Fang hatten sie bereits abgeborgen, nämlich den dicken Don Antonio de Quintanilla. Aber nun sollten die vier „Aufbrummer“ ausgenommen werden, und sie hatten bestimmt keine Sägespäne oder Kohlköpfe geladen. Der Seewolf selbst kletterte auf eine dieser Galeonen, um ihre Ladegüter zu besichtigen. Aber wenn er und seine Arwenacks geglaubt hatten, da sei keine Menschenseele mehr an Bord, dann war das ein Irrtum. Aus dem Vorschiff waren Stimmen zu hören, aus der verrammelten Vorpiek, da hatte man Männer eingeschlossen – und angekettet …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Don Antonio da Quintanilla – seine Aussichten, jemals Vizekönig zu werden, sind rapide gesunken.

      Philip Hasard Killigrew – hat zwar viel erreicht, sorgt sich jetzt aber um seinen Mann in Havanna.

      Jean Ribault – hat mit der „Goldenen Henne“ Havanna angesteuert, darf aber nicht einlaufen.

      Renke Eggens – vertritt Jean Ribault als Kapitän und hat eine Menge Ärger.

      Ein Teniente – vertritt die Hafenbehörde von Havanna, verhält sich aber recht sonderbar.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Ganz deutlich sah Don Antonio de Quintanilla, der Gouverneur von Kuba, die Szene vor sich. Im ehrwürdigen Escorial wurde er von Seiner Allerkatholischsten Majestät, Philipp II. von Spanien, empfangen und zum Vizekönig von Neu-Spanien und Neu-Granada befördert und gekrönt. Eine Versammlung von mehreren hundert durchlauchten und hochwohlgeborenen Herrschaften klatschte dezent Beifall. Dann wurde getafelt, und ihm, Don Antonio, fiel die Ehre zu, direkt zur Rechten seines Königs zu sitzen.

      Daß Don Antonio de Quintanilla seinen König nach Strich und Faden betrogen hatte, spielte in diesem Zusammenhang keine Rolle. Nicht der Rede wert – Don Antonio kannte keine Skrupel, was diese Tatsache betraf. Selber essen macht fett, war seine Devise und sein Lebensgrundsatz zugleich.

      Dafür trat er den anschaulichen Beweis an. Don Antonio war rundum so fett und gewichtig, daß er sich beispielsweise nicht wie ein normal beschaffener Mensch an Bord eines Schiffes begeben konnte. Aufentern war nicht drin – man mußte ihn hochhieven. Abentern konnte er auch nicht. Man mußte ihn mit dem Ladegeschirr umständlich abfieren.

      Das „Umladen“ des dicken Gouverneurs von der spanischen Galeone, auf der er sich befunden hatte, an Bord der „Isabella IX.“ hatte sich ähnlich vollzogen: Philip Hasard Killigrew, der Seewolf, hatte Don Antonio mittels des Besanfalls der Galeone hochgehievt und zu seinem Schiff hinüberbefördert. Somit war der Dicke der Gefangene des Seewolfs und hatte in der Vorpiek zu schmoren – und der große Traum von Ruhm und Reichtum zerplatzte wie eine Seifenblase.

      Don Antonio schloß die Augen und stöhnte. Er versuchte, die Gedanken an die „Galgenstricke“ und „Hurensöhne“ zu verdrängen, die dort draußen nur darauf warteten, ihn zu zerfleischen. Das Mißgeschick, diesen Teufeln in die Hände zu fallen, war nur ein Intermezzo. Irgendwann erschienen die Kriegsschiffe, die den Konvoi der Galeonen begleitet hatten, und schossen die Piraten samt ihrer Schiffe kurz und klein. Dann wurde er, Don Antonio, wieder befreit, und die Überfahrt nach Spanien konnte nach dieser unerfreulichen Unterbrechung fortgesetzt werden. In Spanien wartete Philipp II., und der König ahnte nicht, daß ihm sein Gouverneur de Quintanilla pfundweise Gold und Schmuck unterschlagen hatte.

      Don Antonio stieß einen jammernden Laut aus. Es gelang ihm nicht mehr, sich all den Prunk und die Festlichkeiten, die spiegelblanken Fußböden des Escorial und das schmale, ernste Gesicht seines Königs vorzustellen. Reine Illusionen – die Wirklichkeit sah anders aus. Die Wirklichkeit waren diese Hunde, die ihn bewachten, allen voran der schwarzhaarige Riese mit dem silbergrauen Schläfenhaar, der wilden Narbe im Gesicht und den eisblauen Augen. Sie würden ihn erschießen, aufhängen oder erstechen. Das war Don Antonios Schicksal.

      Der Katzenjammer befiel Don Antonio. Er preßte die schwammigen Hände vor das teigige Gesicht und wimmerte, als lege man ihm schon jetzt die Schlinge um den Hals. Welche Hoffnungen hatte er denn noch? Daß ein Wunder geschah? Wunder gab es nicht – und diese Bande von Schnapphähnen ließ ihn nicht mehr aus den Fingern. Der Teufel sollte den Anführer holen, der so ähnlich aussah wie Arne von Manteuffel! Und Don Juan wünschte der Dicke die Pest und die Cholera gleichzeitig an den Hals. Aber es nutzte alles nichts. Er war ihnen ausgeliefert und verloren.

      Sie wollten von ihm wissen, wo er auf Kuba sein geheimes Schatzversteck hätte. Das hatte Don Antonio zu seinen Gunsten auszuspielen versucht. Vergeblich – sie ließen sich auf keinen Kuhhandel ein. Entweder verriet er es ihnen, oder sie knüpften ihn auf. Vorher aber durfte er bei ihrem Dominikanerpater noch beichten, wie ihm der schwarzhaarige Teufel kalt verkündet hatte.

      Don Antonio spürte, wie er wieder am ganzen Leib zu zittern begann. Es schüttelte ihn – sein Dreifachkinn und sein Bauch, alles wackelte. Er kämpfte dagegen an, konnte es aber nicht unterdrücken. Es war stärker als er. Die Angst beschleunigte seinen Atem. Er keuchte. Es war eng in dem stickigen, übelriechenden Raum. Don Antonio hatte das Gefühl, er müsse ersticken. Am liebsten hätte er laut geschrien.

      Matt Davies, der zu diesem Zeitpunkt vor dem Schott der Vorpiek Wache hielt, hörte die Laute, die der Dicke ausstieß, und schüttelte immer wieder den Kopf. Wie konnte ein Mensch nur so haltlos sein! Dabei hatte Don Antonio in Havanna und anderswo bewiesen, daß er ein skrupelloser Geschäftemacher und ein eiskalter, harter Gegner war. Nur dann allerdings, wenn er nicht seine eigene Haut zu Markte tragen mußte. Jetzt hatte er keine Schergen und Lakaien, keine Seesoldaten und Seeleute um sich, die für ihn den Kopf hinhielten. Er war auf sich allein angewiesen.

      Statt sich wie ein Mann in sein Schicksal zu fügen, hatte er auf den Knien um Gnade gewinselt. Seit Don Antonio wußte, daß Don Juan de Alcazar mit zu der „Bande von Galgenstricken“ gehörte, war es um seine Fassung geschehen. Dieser Don Juan, dem der Gouverneur in Havanna einen Mord anzuhängen versucht hatte, kannte noch weniger Gnade als der schwarzhaarige „Bastard“.

      So waren die Zukunftsaussichten


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