Seewölfe - Piraten der Weltmeere 167. Kelly Kevin

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 167 - Kelly Kevin


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      Impressum

      © 1976/2016 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-504-0

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1.

       Kapitel 2.

       Kapitel 3.

       Kapitel 4.

       Kapitel 5.

       Kapitel 6.

       Kapitel 7.

       Kapitel 8.

      1.

      Die Hölle tobte.

      Der große Mann, der sich auf dem Achterkastell der Galeone an der Schmuckbalustrade festhielt, war durchnäßt vom Kopf bis zu den Zehen und zeigte grimmig die Zähne. Jene kräftigen, blendendweißen Zähne, die vor Zeiten den Plymouther Kneipenwirt Nathaniel Plymson dazu gebracht hatten, sich zu bekreuzigen und lauthals zu schreien, der Seewolf sei los.

      Jetzt war es das Wetter, dem der Seewolf die Zähne zeigte.

      „Trosse zum Laufen klarlegen!“ brüllte er über das Tosen und Heulen der Elemente hinweg. „Aufpassen, daß sie nicht zu schnell ausrauscht, in drei Teufels Namen!“

      „Klar zum Laufen!“ Ben Brightons Stimme hatte auch schon so manchen Sturm übertönt.

      „Dann ’raus damit! Fier weg Besan! Aufpassen, Pete, wir müssen den verdammten Kahn mit dem Heck in den Wind bringen!“

      Der „verdammte Kahn“ lief unter Fock und Besan Nordkurs, gebärdete sich wie ein durchgehender Gaul und krängte, als wolle er sich die Masten aus dem Leib schütteln.

      Der Sturm orgelte durch das Rigg, spielte seine Höllenmusik auf den zum Zerreißen straff gespannten Wanten und Pardunen, ließ die Rahen knirschen, daß es wie das Ächzen verdammter Seelen klang. Von Südwesten brauste es heran, wo Wasser und Himmel zu einem schwarzen Höllenschlund verschmolzen. Alle Augenblicke schmetterten Brecher gegen die Bordwand, überspülten Sturzseen die Decks, flossen gurgelnd durch die Speigatten ab und durchnäßten die Männer, die sich fluchend an den ausgespannten Tauen festklammerten.

      Batuti und Smoky kämpften sich zum Besanmast und warfen das Fall los, ohne sich erst damit aufzuhalten, die Gaffel langsam abzufieren. Hastig bargen sie das flatternde Segel, und von irgendwoher tauchte der rote Haarschopf Ferris Tuckers auf.

      Hasard hatte keine Zeit, sich zu fragen, wieso sein Schiffszimmermann so auffallend finster den Mast anstarrte.

      Nur noch die Fock stand, und sie drückte den Bug der „Isabella VIII.“ nach Steuerbord herum. Gleichzeitig ließ Ben Brighton die Trosse ausfahren, die achtern unter Deck um den Besanmast belegt war. Ein Ruck ging durch das Schiff.

      Edwin Carberry, der narbengesichtige Profos, brüllte einen ellenlangen Fluch, in dem vorwiegend von Tod, Teufel und diversen Dämonen der Hölle die Rede war. Er war noch nicht ganz fertig damit, da wurden die Bewegungen der „Isabella“ spürbar ruhiger, als sei die alles zerschmetternde Gewalt des Sturms plötzlich gebrochen.

      Dem war nicht so.

      Der Sturm brauste und orgelte, jaulte und pfiff genauso wild wie vorher. Aber im kochenden Kielwasser hing die Schleife der schweren Trosse achteraus, hielt das Heck der Galeone vor dem Wind und wirkte wie ein riesiger Treibanker. Die anrollenden Wellenberge verloren ihre mörderische Gewalt, sobald sie sich der „Isabella“ näherten. Jetzt kamen auch keine Sturzseen mehr über. Nur der eisige Wind fegte noch über die Decks und traf mit voller Wucht die Männer in ihren klatschnassen Kleidern.

      „Himmel, Arsch und Zwirn!“ knirschte Dan O’Flynn, der sich zu Hasard herübergehangelt hatte. „Wenn das so weitergeht, kriegen wir alle das große Zähneklappern!“

      „Und außerdem finden wir uns in der Sargassosee wieder“, knurrte der Seewolf.

      „Auch das noch! Als ob wir nicht …“ Dan verstummte.

      „Deck!“ schrie der Moses Bill – gewohnheitsmäßig, denn im Augenblick nahm er seine Aufgabe als Ausguck nicht vom Mars aus wahr, wo der Sturm ihn wie eine reife Pflaume von der Plattform geschüttelt hätte, sondern befand sich selbst an Deck. „Schiff querab Steuerbord!“

      Hasard fuhr herum.

      Im ersten Augenblick sah er nur Regenschleier, windgepeitschtes Wasser, irisierende Gischtwolken. Der junge O’Flynn, der die besten Augen an Bord hatte, sog scharf die Luft ein. Im nächsten Moment konnte auch der Seewolf die Umrisse des fremden Schiffes in der kochenden See erkennen.

      Ein Schiff unter schwarzer Flagge.

      Eine Galeone mit zerrauften Sturmsegeln, die mit einer wahren Höllenfahrt vor dem Wind dahinbrauste, riesige Wellenberge erkletterte, in schwindelerregende Tiefen stürzte und von neuem aufwärts getragen wurde, als wolle ihr Bugspriet die tief unter dem Himmel dahinjagenden schwarzen Wolken aufspießen. Hasard sah etwas Weißes an der Nock der Großrah tanzen, vielleicht der Rest eines verlorengegangenen Segels. Er kniff die Augen zusammen. Eine Sekunde lang hatte er das Gefühl, daß mit der Galeone etwas nicht stimmte. Die schwarze Piratenflagge? Nein, da war noch etwas anderes, etwas, das er gesehen, aber nicht wirklich aufgenommen hatte. Er starrte hinüber, suchte – doch da jagte das fremde Schiff bereits in ein neues Wellental und verschwand hinter peitschenden Regenschleiern.

      Hasard biß sich auf die Lippen.

      Dan murmelte etwas von „merkwürdiger Kahn“, das im Brausen des Windes unterging. Hinter ihnen hangelte sich Ferris Tucker mühsam an den Manntauen entlang zur Schmuckbalustrade. Das rote Haar klebte ihm naß in der Stirn, er spuckte und fluchte abwechselnd.

      „Hasard!“ schrie er. „Der verdammte Besanmast sieht so aus, als ob er …“

      „Wahrschau!“ gellte Bills Stimme dazwischen. „Der Mast!“

      Hasard wirbelte herum.

      Ferris Tucker brauchte nicht mehr zu erzählen, daß der verdammte Besanmast so aussah, als habe er einen Knacks weg und könne jeden Augenblick brechen.

      Der Augenblick war da.

      Der „verdammte Besanmast“ vollführte eine Verbeugung, krachte aufs Schanzkleid und begrub das Achterschiff unter einem wirren Knäuel von splitternden Rahen, zerfetzten Wanten und Pardunen und flatterndem Segeltuch.

      Hasard reagierte mit einer schnellen Folge von Reflexen, die der Instinkt zuwege brachte.

      Er sah die riesige Gaffelrute auf sich zuwirbeln, warf sich gegen Ferris Tukker und rammte dem verblüfften Dan O’Flynn mit dem ganzen Schwung der Bewegung die Faust in die Rippen. Alle drei gingen zu Boden, was der Zweck gewesen war. Etwa da, wo sich eben noch ihre Köpfe befunden hatten, sauste die Gaffelnock schräg durch die Luft und krachte auf die Balustrade.

      Kleinholz, dachte Hasard erbittert. Aber besser Kleinholz als eingeschlagene Köpfe.

      Die „Isabella“ holte schwer nach Steuerbord über.

      Batuti und Smoky, die eben noch den Besan weggefiert hatten, kugelten über die Planken. Batuti erwischte blindlings ein Manntau. Smoky war zu benommen dazu. Blut


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