Seewölfe - Piraten der Weltmeere 441. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 441 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-849-2

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Die Wölfin

       Sie verfolgte seine Spur – dann griff sie an

       Luis Carrero, der neue Sklaven für den Silberabbau im Cerro Rico in Potosi beschaffen sollte, war noch nicht zurückgekehrt. Allmählich wurde die Situation für den verantwortlichen Provinzgouverneur prekär – keine Arbeitskräfte, kein Silber. Darum hatte er Order gegeben, Trupps loszuschicken, um Indios einzufangen. Von Arica aus war der Teniente de Mescua mit einem Trupp Soldaten zum Tal von Tacna aufgebrochen – und nicht zurückgekehrt. Ein zweiter Trupp setzte sich dorthin in Marsch, unter Führung des Teniente de Garrida, der zuvor bereits in einem kleinen Fischerort gewütet hatte – erfolglos, denn die Fischer waren klugerweise auf See geblieben. Über drei Hängebrücken führte der Weg nach Tacna, aber bereits die erste Hängebrücke war von den Seewölfen besetzt …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Ben Brighton – behält immer die Ruhe, aber dieses Mal fährt er aus der Haut.

      Luke Morgan – fällt auf einen billigen Trick herein und möchte sich erschießen.

      Mac Pellew – träumt von Heringen und muß Kopfnüsse heilen.

      Luis Carrero – der Sklavenschinder von Potosi entdeckt in der Vorpiek einen rostigen Nagel.

      Plymmie – ihre Artgenossen jagen im Rudel, sie nimmt allein die Spur auf.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       1.

      Luis Carrero war ein an Leib und Seele gebrochener Mann. Wie lange hockte er jetzt schon in der scheußlichen, stinkenden Vorpiek dieses gräßlichen Schiffes, der „Estrella de Málaga“? Wie viele Tage? Er wußte es nicht mehr. Mit dem Zählen hatte er aufgehört. Er schrie und fluchte nicht mehr, begehrte nicht mehr gegen seine Gegner auf. Er sprach auch nicht mehr, sondern blickte nur starr auf die düsteren Planken und das Schott, das ihm die Freiheit verwehrte.

      Das Bilgewasser schwappte unter der Gräting. Jedesmal, wenn es hochschwappte, stieg Carrero der abscheuliche Gestank in die Nase. Schon oft war er kurz davor gewesen, sich zu übergeben. Immer wieder mußte er gegen die Übelkeit ankämpfen. Es fiel ihm schwer, furchtbar schwer.

      Hundeelend war ihm zumute. Einmal war er bereits drauf und dran gewesen, sich zu dem schwarzhaarigen Bastard führen zu lassen und ihn um Gnade zu bitten. Aber der letzte Rest Stolz, den er noch in sich verspürte, hatte ihn daran gehindert.

      Sehr stolz war er einst gewesen – der stolzeste und härteste Mann von Potosi. Nicht einmal Don Ramón de Cubillo, der Provinzgouverneur, hatte ihm Respekt eingeflößt. Mit dem hatte er geredet, wie es ihm paßte. Als Oberaufseher in den Silberminen des Cerro Rico war er ein geachteter und gefürchteter Mann gewesen, und wenn er mit seinen Hunden durch die Stadt zog, buckelten und dienerten die Bewohner vor ihm.

      Aber der Schwarzhaarige – dieser elende Bastard – hatte alles zerstört. Gefangengenommen hatte er ihn, Luis Carrero, denn er brauchte eine Geisel und einen Führer, der ihn nach Potosi brachte. Unter den Namen de Castellano hatte er sich vorgestellt, dieser Halunke, aber sie nannten ihn den Seewolf. Mit seinem richtigen Namen hieß er Killigrew. Ein Engländer also. Und er hatte eine Crew von Hurensöhnen um sich geschart, zu der sogar ein Neger und eine Indianerin gehörten. Wie konnte es geschehen, daß ein verdammter Engländer, der sich, mit solchem Pack einließ, einen stolzen Spanier entwürdigte?

      Nun, Carrero hatte versucht, sich gegen diese Teufelsmeute aufzulehnen. Es hatte keinen Zweck gehabt. Immer wieder war er gescheitert. Von dem gräßlichen Narbenkerl, dem Profos, hatte er sogar eine Tracht Prügel bezogen.

      Dafür sollte der Hund büßen – und auch der Bastard Killigrew und die anderen Kerle mußten über die Klinge springen. Aber wie sollte er es schaffen, sich zu befreien, sich eine Waffe zu besorgen und gegen sie zu kämpfen?

      Unmöglich. Er hatte alles versucht, was in seinen Kräften stand. Jetzt gab es nur noch eine Chance – die letzte. Er sollte dieses Drecksgesindel also durch die Berge führen, nach Potosi. Das würde er auch tun. Aber der Marsch war lang, er nahm mehrere Wochen Zeit in Anspruch. In einer der kalten Nächte, die dort oben herrschten, würde er, Luis Carrero, es schon verstehen, seine Bewacher zu überrumpeln und sich abzusetzen. Dann brauchte er nur noch den Provinzgouverneur zu alarmieren, und sich ein paar Soldaten aus Potosi zu holen – und das große Aufräumen begann.

      Davon träumte Luis Carrero in seinem grimmigen, verdrossenen Schweigen. Aber er wartete vergebens darauf, daß sie ihn holten. Hatten die Schiffe – die „Estrella de Málaga“ und die „San Lorenzo“ – denn nicht längst die Küste nahe Arica erreicht? Was war los? Bootsbewegungen glaubte Carrero registriert zu haben, es schien sich etwas zu tun. Doch ihn schien man vergessen zu haben. Brauchten ihn die Hunde nicht mehr?

      Eine dumpfe Ahnung bohrte in ihm. Wollten sie ihn etwa doch aufknüpfen, an der Nock der Großrah, wie sie es ihm schon mehrfach angedroht hatten? Erhoben sie sich zu Richtern über sein Leben? Wagten sie das wirklich?

      Er spürte, wie ihm wieder einmal der Schweiß ausbrach. Nein, sie hatten kein Erbarmen mit ihm. Er war ihr Feind, wie auch sie seine erklärten Todfeinde waren. Hatte nicht die spanische Krone ein Kopfgeld für die Ergreifung dieses Killigrew ausgesetzt? Ja, Don Ramón de Cubillo hatte einmal – so konnte er sich jetzt wieder entsinnen – erwähnt, für welche englischen Hurensöhne man eine Prämie kassieren könnte, wenn man sie tötete und ihren Kopf Seiner Allerkatholischsten Majestät, Philipp II., überbrachte. Der Name Killigrew war dabeigewesen.

      Wenn es ihm gelang, auszubrechen und Killigrew als Geisel zu nehmen, war alles gewonnen. Nein, unmöglich. Er gab sich nur falschen Hoffnungen hin. Hier, aus dem stinkenden Loch, dem Eingang der Hölle, gelangte er nicht mehr heraus. Nur zum Luftholen. Aber dann sperrten sie ihn gleich wieder ein. Er hatte jede Chance, die es möglicherweise noch für ihn gegeben hätte, verspielt.

      Doch wo befand man sich in der Zwischenzeit? Wo ankerten die beiden Schiffe? Und was hatte der Betrieb zu bedeuten, der in Abständen an Oberdeck herrschte? Von dem, was sie sprachen, verstand Carrero kein Wort, denn er war des Englischen nicht mächtig, während sie Spanisch sehr gut beherrschten. Was hatte dieses Piratenpack vor? Wieder eine dieser Teufeleien? Schier Unglaubliches hatte Carrero erlebt, seit er ihr Gefangener war,


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