Seewölfe - Piraten der Weltmeere 96. Kelly Kevin

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 96 - Kelly Kevin


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      Impressum

      © 1976/2015 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      ISBN: 978-3-95439-420-3

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

      1.

      Blaue und weiße Blitze schienen den Himmel aufzureißen gleich riesigen Narben.

      Krachend entlud sich der Donner und vereinigte sich mit dem Tosen der Elemente zu einem Höllenkonzert, als seien Himmel und Meer voll brüllender Teufel. Das Gewitter war gegen den Wind aufgezogen – einen Wind, der jetzt in bösartigen Böen umsprang und die „Isabella VIII“ von Steuerbord querab packte. Ein unheimlich anschwellendes Heulen löste das Donnerrollen ab und durchzitterte die Luft. Unter dem ersten wilden Angriff des Sturms krängte das Schiff bedrohlich nach Backbord über.

      „Abfallen!“ peitschte die Stimme Philip Hasard Killigrews über die Decks. „Fier weg Großsegel und Besan!“

      Männer hangelten sich in fiebernder Hast an den ausgespannten Tauen über die Kuhl. Im Ruderhaus stemmten sich Pete Ballie und Big Old Shane, der ehemalige Schmied von Arwenack, gemeinsam in die Speichen, um das Steuerrad zu drehen. Krachend landete die Großrah an Deck, nachdem Blakky und Smoky das Fall losgeworfen hatten, keuchend stürzten sich die Männer auf das Segel, das sich unter ihren Fäusten aufzubäumen schien wie ein Lebewesen. Dan O’Flynn, Matt Davies und Batuti, der riesige Gambia-Neger, bargen das Lateinersegel an der schrägen Besanrute. Längst hatte der Kutscher das Kombüsenfeuer gelöscht, längst waren alle Luken verschalkt und die sechzehn Culverinen mit Brooktauen doppelt gesichert. Nur noch die Fock blähte sich im Wind, der von Osten heranheulte und Wanten und Pardunen singen ließ wie die zu straff gespannten Saiten einer geisterhaften Harfe.

      Hasard hatte sich an der Schmuckbalustrade des Achterkastells festgelascht, um nicht von überkommenden Seen weggefegt zu werden.

      Sein Blick flog über den schwarzen Himmel, den die Blitze jetzt in rascher Folge aufrissen. Regen rauschte wie ein Vorhang nieder, die „Isabella“ pflügte mit Steuerbordhalsen durch die kochende See. Wellenberge ließen das ranke Schiff in schwindelerregende Höhen klettern. Der Bugspriet ragte in den Himmel, als wolle er die Wolken aufspießen, stieß dann steil nach unten und wurde wieder von neuem aufwärts getragen.

      Die See gebärdete sich wie ein brüllendes Ungeheuer. Pausenlos krachte und rollte der Donner, während die Blitze die „Isabella“ in blaues, zuckendes Geisterlicht tauchten.

      „Ferris! Ed!“ brüllte der Seewolf. „Klar bei die Trossen! Fahrt sie achtern aus, aber laßt die verdammten Dinger nicht ausrauschen! Tempo, zum Teufel!“

      „Aye, aye!“ dröhnte die Stimme des rothaarigen Schiffszimmermanns herüber.

      „Aye, aye!“ brüllte Ed Carberry, der sich in einer Wolke aus phosphorizierendem Gischt über die Kuhl hangelte und unter dem Achterkastell verschwand.

      „Weiterabfallen, Pete! In den Wind mit dem Heck!“

      „Aye, aye!“ schrie der Rudergänger, während er sich zusammen mit dem riesenhaften Schmied in die Speichen des Rads stemmte.

      Ächzend und stampfend legte sich die „Isabella“ vor den Wind.

      Unter dem Achterkastell mühten sich Tucker und Carberry fluchend damit ab, die schweren Trossen auszubringen, die unter Deck um den Besanmast gelegt waren und wie ein riesiger Treibanker wirken würden. Das war ein Trick, den Hasard dem alten John Killigrew von Arwenack abgeschaut hatte. Und der war zwar ein schlitzohriger Satansbraten, aber immerhin ein verteufelt guter Seemann. Die Sache mit den Trossen klappte auch diesmal. Als riesige Schlinge wurden sie nachgeschleppt und hielten das Heck der „Isabella“ im Wind. Sofort stabilisierte sich die Lage des Schiffs. Der Segler lief ruhiger, obwohl der Sturm mit unverminderter Heftigkeit weitertobte.

      Er tobte auch noch Stunden später, als das Inferno aus zuckenden Blitzen und schmetternden Donnerschlägen vorbei war. Undurchdringliche Schwärze verhüllte die kochende See, an Bord sahen die Männer kaum noch die Hand vor Augen. Brecher schüttelten die „Isabella“ durch, krachten gegen die Bordwände, spülten schwarz und drohend über die Decks und liefen rauschend durch die Speigatten ab.

      Längst waren die Seewölfe bis auf die Haut durchnäßt und hatten sogar aufgehört, das Wetter mit den erlesensten Flüchen zu bedenken, da sie ihren Atem dringend anderweitig brauchten. Sie schwitzten und zitterten, schufteten wie die Irren, keuchten sich fast die Lungen aus dem Leib, aber sie wußten, daß ihre „Isabella“ diesen Sturm genauso überstehen würde wie die vielen anderen, die sie schon abgeritten hatten.

      In der tintigen Dunkelheit konnte der Seewolf nicht viel mehr sehen als den hellen Flecken, den die Fock bildete. Flüchtig fragte er sich, wohin es den schwarzen Segler verschlagen haben mochte.

      Das Schiff der Roten Korsarin war hinter ihnen gewesen, doch sie hatten es schon nach den ersten Sturmböen aus den Augen verloren. Und wenn das Wetter anhielt, würden sie es auch so schnell nicht wiederfinden.

      Sie wußten ja selbst schon lange nicht mehr, wo sie sich befanden. Sterne waren am schwarzen Himmel nicht zu sehen. Der Sturm heulte von Osten heran, und zusammen mit der starken Abdrift mußte er die „Isabella“ bereits weit nach Westen verschlagen haben.

      Was dort im Westen auf sie wartete, ließ sich aus den alten chinesischen Karten, nach denen sie segelten, nur sehr ungenau entnehmen.

      Vorerst war das auch Hasards geringste Sorge.

      Das Toben des Sturms steigerte sich noch, das Meer schien entschlossen, sich seine Beute nicht entreißen zu lassen. Der Morgen dämmerte, aber Gischt und Regen verwandelten sein Licht in gestaltloses Grau. Den ganzen Tag über trieb der brüllende, heulende Wind die „Isabella“ vor sich her nach Westen, und auch in der folgenden Nacht kam keiner der Männer dazu, ein Auge zuzutun.

      Sie waren so erschöpft, daß sie den Umschwung nicht einmal sofort bemerkten.

      Hasard spürte es als erster. Die nervenzerfetzende Berg- und Talfahrt wurde unmerklich langsamer, die Pardunen schrillten nicht mehr, als ob sie jeden Moment brechen wollten. Früher als in der Nacht zuvor kündete der erste Grauschimmer im Osten das Nahen des Tages an. Die wilden, alles hinwegfegende Gewalt des Sturms war gebrochen. Ein, zwei Stunden noch, dann war das Schlimmste vorbei, dann würden sie die Trossen wieder einholen können – und auf der Kuhl hoben jetzt auch die anderen Männer hoffnungsvoll die Köpfe.

      „Sieht so aus, als habe uns der Teufel für diesmal wieder ausgespuckt, eh?“ übertönte Ed Carberrys Donnerstimme das Orgeln des Windes.

      „Scheint so!“ schrie Hasard zurück. „Seht mal zu, ob dem Kutscher


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