Seewölfe - Piraten der Weltmeere 420. Roy Palmer

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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 420 - Roy Palmer


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      Impressum

      © 1976/2018 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-828-7

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Roy Palmer

       Die Rote Korsarin schlägt zu

       Sie zeigt ihre ganze Härte – denn es geht um den Seewolf

       Kapitän Charles Stewart, Kommandant der englischen Kriegsgaleone „Dragon“, hatte sich das Gefecht mit dem düsteren Zweidecker anders vorgestellt. Sein Fehler war, den Gegner zu unterschätzen. Vielleicht hatte er auch gedacht, dieser Zweidecker würde die Flagge streichen – angesichts der drohend ausgerannten Kanonen seiner „Dragon“. Dann hätte man den Zweidecker genauso bequem zusammenschießen können, wie man das mit der „Santa Cruz“ getan hatte. Keine dieser Überlegungen stimmte. Noch schlimmer: Der Kapitän dieses Zweideckers war eine Frau, eine sehr hübsche Eurasierin – und die spielte mit Kapitän Stewart Katz und Maus. Das Ende dieses verruchten Spiels bestand darin, daß der „Dragon“ die Flügel gerupft wurden und sie lahm davonhinken mußte …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Siri-Tong – die Rote Korsarin entschließt sich zum Angriff auf zwei englische Kriegsgaleonen.

      Charles Stewart – der Kommandant der „Dragon“ kümmert sich nicht um sein Schiff, sondern um zwei Goldkisten.

      Sir Robert Monk – dieser Gentleman brütet ein ganz faules Ei aus.

      Sir Henry of Battingham – dieser Nichtstuer bringt es fertig, in den Hauptmars zu klettern, weil er Angst vor Wasser hat.

      Marc Corbett – der Erste Offizier der „Orion“ zeigt, daß er ein ganzer Kerl ist.

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Die Grand Cays am Nordrand der Kleinen Bahama Bank bestanden aus vielen kleinen und winzigen Inseln, die noch nie irgend jemand richtig gezählt hatte. Auch die Aruaks, die zu den seefahrenden Stämmen unter den Indianervölkern gehörten, hatten das nie getan – und schon gar nicht die Spanier oder Portugiesen, die mit ihren Konvois an den Bahamas lediglich vorbeisegelten.

      Auch die Freibeuter und Glücksritter verschiedener Herren Länder waren an den Inselchen nicht interessiert, weil es dort nichts zu holen gab. Ein richtiger Piratenschlupfwinkel wurde hier höchst selten eingerichtet, weil man sich auf den anderen größeren Inseln der Karibik wesentlich besser verstecken konnte.

      Im Prinzip waren diese Grand Cays Niemandsland, also unbewohnt und kaum beachtet. Es mußten schon zwei verrückte Kerle wie Speckled Red und Louis Lamare auftauchen, um die Gegend ein bißchen zu beleben. Der Engländer und der Korse mieden bewußt die Nähe großer und kleiner Häfen und begaben sich selten in Küstensiedlungen, denn sie hüteten ihre beiden kleinen Familien wie einen kostbaren Schatz. Nur wenn sie ihre geflochtenen Körbe, die die Frauen selbst herstellten, zum Kauf anboten, suchten sie die Häfen auf.

      Red und Lamare hatten Indianerinnen geheiratet – Tampa und Onda, die ihnen wiederum zwei Kinder, beziehungsweise eine Tochter, im Falle von Lamare, geschenkt hatten. Tampa und Onda gehörten zum Stamm der Aruaks. Manchmal, wie heute nacht, zog Red seine Frau damit auf, daß sie sich in der Inselwelt doch nicht so gut auskannte, wie man das von den Ureinwohnern des Landes Amerika annehmen sollte.

      „Siehst du“, sagte er grinsend. „Du hast gar nicht gewußt, daß es diese Insel gibt.“

      Sie setzte ebenfalls ein etwas verschmitztes Lächeln auf. Jetzt, da die Gefahr gebannt war, konnte sie wieder lächeln, obwohl sie bis vor wenigen Minuten noch erhebliche Angst gehabt hatte. „Wußtest du es denn, mein starker Krieger?“ fragte sie.

      „Nein, aber ich bin ja auch kein Aruak.“

      „Hör auf“, sagte sie. „Ich bin sicher, daß du noch nicht mal weißt oder ausrechnen kannst, wie groß diese Insel ist.“

      „Man kann fast von der einen Seite zur anderen spucken, so klein ist sie“, sagte er und lachte leise. Dann zog er sie zu sich heran und küßte sie.

      Lamare, der gerade noch sein Boot unter den Mangroven vertäute und tarnte, mußte ebenfalls lachen.

      „Du bist ein Spaßvogel, alter Freund“, sagte er in der Sprache der Aruaks. „Ich habe es immer gewußt.“

      „Trotzdem tut es mir leid, daß wir abhauen mußten“, sagte Red.

      „Warum?“ fragte Onda.

      „Na, wegen der schönen Frau.“

      Tampa und Onda hoben gleichzeitig die Köpfe.

      „Eine Frau?“ fragte Tampa zurück. „Von der hast du vorhin aber nichts erwähnt.“

      „Eine Eurasierin“, sagte Red beharrlich. „Schön wie die Sünde und nackt obendrein. Doch, ich habe von ihr erzählt. Ihr beide habt nur mal wieder nicht richtig zugehört, wie das bei euch oft der Fall ist.“

      „Das kannst du mir nicht vorwerfen!“ zischte Tampa.

      „Das ist eine Lüge“, sagte Onda sanft, aber bestimmt.

      Red sah zu Lamare, dessen Gestalt er im Dunkeln gerade noch erkennen konnte. „Da hast du’s, mein Junge, jetzt sind sie so richtig schön eifersüchtig. Aber wir haben die Eurasierin ja nur beobachtet, wie sie im Lagunensee gebadet hat. Das war alles.“

      „Ihr habt …“ Tampa sprach nicht weiter, sie war empört.

      „Das nehme ich euch nicht ab.“

      „Und doch ist es wahr“, sagte Lamare ernst. Er ließ sich neben ihr nieder und strich seiner Tochter, die wie die beiden anderen Kinder auf dem behelfsmäßigen Lager eingeschlafen war, mit der Hand über die Wange. „Aber man sollte hinzufügen, daß es sich bei der Frau um eine harte, im Kampf geübte Korsarin handelt. Sie ist der Kapitän des Zweideckers.“

      „Und sie hat es diesen Drecksäcken von den beiden englischen Kriegsgaleonen gegeben“, sagte Red grimmig. „Schöne Landsleute sind das. Schämen muß man sich. Solche Kerle versauen das Ansehen von England in der Welt.“

      „Du bist ja richtig wütend“, sagte Lamare.

      „Hast du das noch nicht gemerkt?“ Red blickte auf die See, die sich wie eine polierte schwarze Marmorplatte unter dem weißlichen Licht des Mondes ausdehnte. „Ich wünsche ihnen, daß sie alle absaufen, bis auf die Anständigen natürlich, die sich unter ihnen zu befinden scheinen.“

      „Meinst du wirklich, daß der Zweidecker das Gefecht gewonnen hat?“ fragte Lamare.

      Red


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