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      Impressum

      © 1976/2019 Pabel-Moewig Verlag KG,

      Pabel ebook, Rastatt.

      eISBN: 978-3-95439-946-8

      Internet: www.vpm.de und E-Mail: [email protected]

       Davis J. Harbord

       Im Banne des Magiers

       Er „behext“ seine Opfer – und verkauft sie dann …

       Es war der Kutscher, der bei der Sichtung Sokotras – der Insel östlich querab des Golfes von Aden – aus dem Gedächtnis jene Sätze zitierte, die Marco Polo darüber niedergeschrieben hatte:

       „Alle Leute, sowohl Männer als auch Frauen, gehen beinahe nackend umher; sie haben nur eine karge Bedeckung vorne und hinten. Ihre Religion ist das Christentum, und sie sind auch ordentlich getauft und unterstehen der Führung eines Erzbischofs, der nicht dem Papst von Rom, sondern einem Patriarchen unterworfen ist, der in Bagdad residiert. Die Bewohner von Sokotra beschäftigen sich mehr mit Zauberei und Hexerei als irgendwelche anderen Leute, obwohl ihnen ihr Erzbischof dieses verbietet und er sie für die Sünde exkommuniziert. Doch das kümmert sie wenig …“

       An dieser Stelle brach der Kutscher ab, denn er hatte den warnenden Blick Philip Hasard Killigrews aufgefangen. Doch da war es bereits zu spät.

       Hätte der Kutscher eine Bombe gezündet, wäre die Wirkung kaum anders gewesen …

       Die Hauptpersonen des Romans:

      Achmed al-Salah – Ein arabischer Magier und Gaukler, der nebenbei einen einträglichen Handel betreibt, nur einen sehr miesen.

      Der Kutscher – Zitiert als vielbelesener Mann Marco Polo und setzt damit einige Dinge in Bewegung, die er nicht beabsichtigte.

      Old Donegal – Erlaubt sich ein haarsträubendes Abenteuer, um Marco Polo zu widerlegen.

      Smoky – Der Decksälteste der Arwenacks gerät an den Magier und landet in einem Kellergewölbe.

      Paddy Rogers – Auch er findet sich bei dem Magier ein und schaut hingerissen zu, wie dieser unter seinem Turban eine Taube ausbrütet.

       Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       1.

      Philip Hasard Killigrew seufzte verhalten, legte die Hände auf den Rücken und marschierte von der Achterdecksbalustrade zum Heckschanzkleid – gewissermaßen seiner Crew den Rücken zukehrend.

      Ben Brighton grinste in sich hinein. Er kannte die Taktik seines Kapitäns. Der spielte zunächst einmal den Unbeteiligten und zog sich zurück. Er räumte das Feld, denn er wußte genau, daß die Kerle jetzt zur Sache kamen und das große Palaver beginnen würde.

      Klarer Fall, da waren zwei Stichworte vom Kutscher geäußert worden, nämlich die „karge Bedeckung“ von Männlein und Weiblein auf Sokotra und ihre Beschäftigung „mit Zauberei und Hexerei“. Beide Stichworte lösten auf der Kuhl so etwas wie einen Tumult aus. Die Kerle wollten Genaueres wissen und bestürmten den Kutscher mit ihren Fragen.

      Der Kutscher hatte sich ohrfeigen können. Erst als er Hasards warnenden Blick bemerkt hatte, war ihm bewußt geworden, daß er besser geschwiegen hätte. Aber hinterher ist man ja immer kluger, dachte er erbittert.

      Carberrys dröhnendes Organ übertönte mühelos alle anderen Stimmen. Und es war wieder einmal bezeichnend für den Profos, daß er das erste Stichwort aufs Korn nahm.

      „Was sagst du da, Kutscherlein?“ röhrte er. „Die Weiblein gehen nackicht? Echt nackicht?“

      Der Kutscher knirschte mit den Zähnen. „Du hast nicht genau zugehört, Mister Carberry – ich sagte: ‚beinahe‘, und Marco Polo sprach von einer ‚kargen Bedeckung vorne und hinten‘. Ich verstehe nicht, warum du deshalb aus dem Häuschen gerätst und hier wie ein Stier herumbrüllst. Es dürfte für uns wirklich nichts Neues sein, auf mehr oder weniger bekleidete Eingeborene zu stoßen. Die sind eben nicht so prüde wie wir. Aber du brauchst nur etwas von ‚nackicht‘ zu hören, da steht dir bereits der Schweiß auf der Stirn.“

      „Ist ja auch ’n heißes Thema“, sagte Carberry grinsend und schielte zu Mac Pellew. „Hab ich recht, Mackilein?“

      Der zweite Koch und Feldscher an Bord der „Santa Barbara“ nickte und brummelte: „Hast du, Ed, hast du, fragt sich nur, ob das hübsche Weiberchen sind und sich’s lohnt, mal hinzuschauen. Kann doch sein, daß sie an der Nase einen Ring hängen haben, nicht?“

      Der Profos überlegte und verkündete dann, daß ihn ein Ring an der Nase nicht stören würde, wollte aber vom Kutscher wissen, ob Macs Vermutung richtig sei.

      „Das entzieht sich meiner Kenntnis“, sagte der Kutscher unwirsch. „Im übrigen weise ich darauf hin, daß ich etwas zitiert habe, was von Marco Polo vor hundert Jahren niedergeschrieben wurde. Was also vor hundert Jahren mal war, muß heute nicht noch so sein. Vielleicht sind die Frauen heute alle verschleiert. Wir hocken ja auch nicht mehr als Affen auf den Bäumen.“

      „Ich ganz bestimmt nicht“, sagte der Profos wütend und zugleich darüber enttäuscht, daß der Kutscher das, was er selbst zitiert hatte, schon wieder in Frage stellte oder gar ins Gegenteil verkehrte. „Wenn das so ist, hättest du uns das ja gar nicht erst vorzuquasseln brauchen. Ich nenne das eine bewußte Irreführung und verwahre mich ganz entschieden, daß wir hier von dir veralbert werden.“

      Zustimmendes Gemurmel klang auf, was Carberry ermunterte, dem Kutscher zu empfehlen, sich „seinen Marco Polo“ an den Hut zu stecken.

      Indessen fragte Old Donegal mit glitzernden Augen: „Dann stimmt es also auch nicht, daß sich die Sokotraner mit Zauberei und Hexerei beschäftigen, eh?“

      Jetzt wurde auch der Kutscher rappelig, und er fuhr Old Donegal an: „Mein Gott, woher soll ich das wissen? Ich sagte doch, daß ich aus einem Werk zitierte, das vor hundert Jahren geschrieben wurde. Ich bin kein Hellseher, das überlasse ich dir, verdammt noch mal!“

      „Darum möchte ich auch gebeten haben“, erklärte Old Donegal mit der Überlegenheit dessen, der tagtäglichen Umgang mit Klopf- und Poltergeistern pflegt und die Flöhe husten hört. „Es gehört sich nicht, mit der Geisterwelt Schabernack zu treiben, vor allem, wenn man darüber nicht Bescheid weiß. Schon von Zauberei und Hexerei zu reden, beschwört Unheil herauf …“

      „Tust du ja auch!“ unterbrach ihn der Kutscher wütend.

      „Ich bin damit ja auch vertraut“, entgegnete Old Donegal von oben herab. „Dir empfehle ich, bei deinen Suppen- und Salbentöpfen zu bleiben, aber hier nicht herumzufaseln, was


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