Mit Dem Wind. Elizabeth Johns

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Mit Dem Wind - Elizabeth Johns


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      „Conners, übernehmen Sie das Ruder“, befahl Edward dem Ersten Maat.

      „Aye, aye. Ruder übernehmen, Sir“, rief Connor als Antwort.

      Edward führte den Jungen zu seiner Kajüte, wo er einen kleinen Korb mit den restlichen Äpfeln fand. Er hatte keine Ahnung, wie viele Äpfel man für einen oder zwei Kuchen brauchte, aber er wollte die Dame nicht enttäuschen. Er gab Briggs das Körbchen und seufzte ein wenig enttäuscht. Es gab dieses Jahr nicht viele von seinem Landsitz, aber seine Mannschaft würde begeistert sein, wenn es Apfelkuchen als Nachtisch gäbe. Er machte sich im Geiste eine Notiz, dass er beim nächsten Halt Obst für Obstkuchen besorgen musste.

      „Biggs, sorgen die Männer für Unruhe in der Kombüse?“

      „Nein, Sir. Nur die Ratten.“

      „Eine Ratte in der Kombüse?“

      „Im Lagerraum, Sir.“

      „Ich werde mich darum kümmern. Und falls es irgendwelche ungehörigen Kommentare in Gegenwart der Dame oder ihrer Zofe gibt, will ich es wissen.“

      „Aye, aye, Sir.“

      „Soll ich helfen, die Äpfel zu tragen?“, fragte Edward, der sich einen Spaß daraus machte, die Reaktion des Jungen zu sehen.

      „N-nein, Sir.“, der Junge salutierte und machte sich mit dem Obst davon.

      Edward lachte in sich hinein, als Biggs davonstürmte. Diese Reise war bis jetzt die amüsanteste von allen, soweit er sich erinnern konnte. Er hätte nie gedacht, dass Lady Anjou so sehr von ihm eingeschüchtert sein würde, dass sie ihn mied oder störrisch genug, um zu tun, was sie gesagt hatte!

      Sogar die Mannschaft hatte ihre Meinung darüber, eine Dame an Bord zu haben, schnell geändert.

      Es lag wohl daran, dass Lady Anjou und ihre Zofe sich ihre Anwesenheit mit dem Kochen verdienten, und da ihnen nichts Böses passiert war, glaubten sie nun, dass die Frauen ihre Glücksbringer wären. Es gab niemanden, der so abergläubisch oder launisch war wie Seeleute, überlegte er.

      Ein oder zwei Mal, als Edward in die Nähe der Kombüse gegangen war, hatte sich vor ihm eine Mauer aus Männern gebildet, alle mit Entschuldigungen für etwas, um das er sich am anderen Ende des Schiffes kümmern musste, natürlich.

      Es war amüsant, wie sie ihre Meinung geändert hatten und jetzt Lady Anjou beschützen wollten. Er war sich nicht sicher, wie lange er diese Scharade noch laufen lassen sollte. Vielleicht so lange wie nichts passierte. Das Wetter war ungewöhnlich gut gewesen, bis auf das eine Mal, und sie hatten die Hälfte der Strecke in nur vierzehn Tagen zurückgelegt. Würde sie in der Lage sein, ihm den Rest der Reise auszuweichen? Er dachte darüber nach, als er sich frisch machte und seine Kajüte verließ. Er hörte, wie die Mannschaft Haul Away Joe mit ihrem üblichen Schwung sang, wie sie es jeden Tag tat, wenn sie die Decks schrubbte und die Takelage hochzog. Gaffney, der Bootsmann, leitete den Shanty, während er über die Leiter aufs Deck kletterte.

       Als ich ein kleiner Junge war, sagte meine Mutter zu mir,

       Way haul away, we’ll haul away Joe!

       Dass, wenn ich die Mädchen nicht küsse, meine Lippen schimmeln.

       Way haul away, we’ll haul away Joe!

       Und ich segelte auf den Meeren für viele Jahre, ohne zu wissen, was ich versäumte,

       Dann setzte ich meine Segel vor den Sturm und begann zu küssen.

      „Ich hab noch‘n bess‘ren auf Lager!“, sagte Gaffney fröhlich.

      Heute Morgen war es eine neue Melodie, die Edward hörte, weshalb er innehielt, bevor er aufs Deck ging, als Gaffney losgrölte:

       Es war mal ein Mädchen mit Namen An-jou

       Das schönste Mädchen mit Augen so blau.

       Erst fand ich sie viel zu schön

       Doch dann lächelte sie beim Abschied

      Der Reim war nicht perfekt, aber darum ging es nicht. Bei dem Lied wurde gejubelt und gelacht, und dann kam der zweite Vers, der Edward die Sprache verschlug.

       Der Kapitän knurrte, als er die Dame zuerst sah

       Und wir fürchteten schon um unsere Rum-Rationen

       Aber jetzt grinst er nur und sagt „Ey, Kumpel!

       Und ich bin bald auf den Hintern gefallen!

      „Mehr! Mehr!“, riefen die Männer.

       Sie kocht und sie backt für uns

       Und auch wenn es nur die alten Erbsen sind

       Auch angebrannt oder halb gar,

       Dass sie‘s macht, zwingt einen Mann in die Knie!

      Die Männer röhrten vor Gelächter, während sie mit den Füßen trampelten und in die Hände klatschten. Edward hörte zu und musste sich abwenden, um sein Lächeln zu verbergen, für den Fall, dass ihn jemand sehen würde. Es stimmte, dieses winzige Mädchen berührte sein kaum vorhandenes Herz. Er war von ihrer würdevollen Schüchternheit und ihrer ruhigen Beharrlichkeit bezaubert. Jede Faser seines Seins schrie ihn an, sich umzudrehen und fortzulaufen, denn sie sollte Angst vor ihm haben - große Angst. Wenn seine Männer schon erkannt hatten, dass er von ihr angetan war, war es gut, dass sie bald am Ziel der Reise angekommen waren.

      Anjou starrte auf den Korb mit Äpfeln. Sie nahm an, dass es rücksichtsvoll vom Kapitän war, ihr sein persönliches Obst zu geben, obwohl er ihr nichts selbst angeboten hatte, dachte sie in einem Ausbruch von Bitterkeit, der für sie untypisch war. Das Rezept allerdings war für Rhabarber, nicht Äpfel, und sie wusste nicht, ob man das eine durch das andere ersetzen konnte. Wo war Hannah? Sie könnte das wissen. Hannah hatte keine Angst vor Männern, und sie war lieber an Deck an der frischen Luft, als drinnen eingesperrt zu sein. Sie sollte bei Anjou bleiben, aber sie war oft draußen und flirtete mit einem der Maaten; ob erster, zweiter oder dritter, daran konnte sich Anjou nicht erinnern.

      „Biggs? Könnten Sie bitte meine Zofe Hannah bitten, in die Kombüse zu kommen?“

      „Aye, mylady.“

      Während sie auf Hannah wartete, spürte sie, wie etwas gegen ihre Beine rieb, und sie hatte Angst, hinzusehen. Wurden Ratten so groß? Sie versuchte nicht zu schreien, sprang zurück und hörte ein Miauen.

      Sie seufzte vor Erleichterung. Sie sah nach unten auf eine kräftige, graue Katze, die mit bettelnden, goldenen Augen zu ihr hochsah.

      „Also du musst Cat sein“, sagte sie, als sie sich hinkniete, um sie zu begrüßen. An ihrer Hand wurde kurz geschnüffelt und dann rieb die Katze ihren Kopf dagegen. „Du siehst nicht aus wie ein böser Rattenfänger“, überlegte sie. Sie stand auf, als sie ihre Zofe kommen hörte, und die Katze setzte sich zu ihren Füßen.

      „Hannah“, fragte sie. „Weißt du, ob man Äpfel anstelle von Rhabarber für einen Kuchen verwenden kann?“

      „Ich wüsste nicht, was dagegenspricht, mylady.“

      Anjou gab ihr die Liste mit den Zutaten. „Das klingt vernünftig“, sagte Hannah.

      „Aber der Herr würde noch Zimt hinzufügen, Miss.“

      „Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Zimt an Bord haben.“ Sie sah Biggs an, der in dem Topf mit Erbsensuppe rührte. Sie beschloss, selbst danach zu suchen. Sie öffnete den Schrank, in dem sie die Gewürze gefunden hatte. Dort gab es nicht viel. Trotzdem fand sie kleine Gläser mit Muskatnuss und Zimt, versteckt hinter Salz und Pfeffer.


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