Buffalo Bill. Michael Franzen
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Michael Franzen
Buffalo Bill
Westernheld und Showmaster
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vor gut 100 Jahren, im Jahre 1917, verstarb einer der berühmtesten Männer Amerikas und wurde in Denver, Colorado zur letzten Ruhe gebettet.
„Buffalo Bill“, mit bürgerlichem Namen William Frederick Cody, verkörpert auch heute noch den Inbegriff des amerikanischen Wilden Westens. In seiner Show Wild West traten echte Indianer und Cowboys, mexikanische Vaqueros, Kosaken, Araber, Reiter in den Uniformen amerikanischer, französischer und deutscher Kavallerieregimenter, Dragoner, Ulanen, Husaren sowie echte Büffel auf und zeigten den staunenden Zuschauern eine atemberaubende Show mit inszenierten Postkutschenüberfällen, Büffeljagden, Kriegstänzen der Indianer und weiteren spektakulären Höhepunkten, darunter Buck Taylor, den „König der Cowboys“, die Meisterschützin Annie Oakley zusammen mit ihrem Ehemann Frank Butler und am Ende sogar den Hunkpapa-Häuptling und „Custer-Bezwinger“ Sitting Bull, der eine Saison lang in Codys Show auftrat und dort von den Zuschauern ausgebuht und angefeindet worden war.
Cody zeigte seinem staunenden Publikum, das den Wilden Westen größtenteils nur vom Hörensagen her kannte, ein lautes und buntes Spektakel, welches mit der Realität des „Good Old West“ nur bedingt zu tun gehabt hatte. Mit seiner „wahren“ Wildwestshow und all den darin vorkommenden Elementen, schuf er eine, aus seiner Sichtweise heraus, reale Widerspiegelung des Wilden Westens, mit seiner Person als dem wohl berühmtesten Kundschafter, der je über die Prärien Nordamerikas geritten war.
Cody wurde geliebt und verehrt, aber auch kritisiert, da er den Wilden Westen in seiner Show romantisiert hatte und weil diese mit der Realität so gut wie gar nichts zu tun gehabt hatte. Zudem hatte er die Indianer, die dort aufgetreten waren, schamlos zu seinen Vorteil ausgebeutet. Allerdings stimmen diese Behauptungen nur bedingt, denn Cody war zumindest bemüht gewesen, seiner Show ein Stück Realismus einzuhauchen. Dass dieses in Bezug auf das große Ganze natürlich nur bedingt realisierbar gewesen war, versteht sich dabei von selbst. Wollte man diese Kritik mit heutigen Maßstäben messen, so gehören wohl die meisten aller Wildwestfilme, die jemals in Hollywood oder anderswo gedreht und in die Kinos gelangt waren, wegen des fehlenden Realismus ebenfalls auf dem „Müllplatz“ des amerikanischen Klischees von „den roten Teufeln“ und den „guten Weißen.“ Dass Cody die indianischen Darsteller in seiner Show zwar nicht reich gemacht, aber immerhin gut behandelt hatte, dürfte dabei ebenfalls kaum in Abrede gestellt werden. Zumindest genossen sie in Codys Show ein besseres Leben, als jenes ihrer Brüder, die in den Reservaten, in denen sie nach ihrer Unterwerfung durch die US-Armee umgesiedelt worden waren, ein eher trostloses und ärmliches Leben führten.
Doch wie genau vollzog sich Codys Lebensweg vom Mann des Westens zum Schauspieler des Ostens, dem bereits als Kind prophezeit worden war, dass er in ferner Zukunft einmal der Präsident der USA oder ein weltweit berühmter Mann werden würde? Diese Frage zu beantworten und den Lebensweg Codys nachzuverfolgen, hat sich der Autor in diesem Buch zum Ziel gesetzt. Machen wir uns daher gemeinsam auf eine Reise zurück in die Vergangenheit und folgen wir den längst verwehten Spuren Buffalo Bill Codys, die in dem Territorium von Iowa ihren Anfang nehmen und die Jahrzehnte später in Colorado schließlich enden sollten.
Neumünster, im April 2017,
der Autor
Herkunft
Folgt man Don Russells Biografie „The Lives and Legends of Buffalo Bill“, so reicht der Stammbaum der Codys weit in die Vergangenheit zurück, bis zu einem Mann namens Philippe (Philip) Le Caude, dessen Nachname laut den verschiedenen zeitgenössischen Aufzeichnungen und je nach Lesart u. a. als Legody, Lagody, McCody, Micody, Codie, Gody bzw. Coady gelautet hatte, woraus sich später schließlich der endgültige amerikanische Name Cody ableiten sollte. Philippe entstammte trotz seines französischen Namens der Isle of Jersey, die neben der Kanalinsel Guernsey seit dem Mittelalter zur englischen Krone gehörte. Am 15. September 1692 heiratete er in der Pfarrei St. Bredales, auf der Isle of Jersey, die von Guernsey stammende Marthe (Martha) Le Brocq und zum Ende des 17. Jahrhunderts hin, wanderte das Ehepaar in die englische Kolonie Massachusetts nach Nordamerika hin aus, wo sie sich 1698 in dem Ort Beverly niederließ. Sie wurden Mitglieder der ersten Kirche von Beverly und stolze Eltern von fünf oder sechs Kindern, die allesamt in dem Ort getauft worden waren. 1720 kaufte Philip ein Stück Land in Hopkinton, Massachusetts, wohin die ganze Familie, wahrscheinlich im Jahre 1722 oder 1723 zog. Dort starb Philip Coady im Jahre 1743 und weitere Generationen von Codys siedelten sich danach in ganz Neuengland und auch darüber hinaus an.
Buffalo Bills Vater Issac Cody wurde als Sohn seiner Eltern Philip J. Jr. (1770-1850) und Lydia Martin Cody am 15. September 1811 in Toronto Township, Peel County, im Oberen Kanada geboren und war das sechste Kind von vier Söhnen und fünf Töchtern. Als er 17 Jahre alt geworden war, zog die ganze Familie auf eine Farm in der Nähe von Cleveland, Ohio, wo Isaac neben seinen Geschwistern aufwuchs. Sechs weitere Jahre später heiratete er Martha Miranda O´Connor, die jedoch 1835 kurz nach der Geburt ihres ersten gemeinsamen Kindes, einer Tochter namens Martha Crane, die am 14. Juni geboren worden war, verstarb. Bereits im selben Jahr heiratete Isaac seine zweite Frau - die aus dem Medina County, Ohio stammende Rebecca Sumner, aber auch diese Ehe war nur von kurzer Dauer, denn Rebecca verstarb ebenfalls früh und die Ehe blieb somit kinderlos.
1839 zog Isaac zusammen mit seinem älteren Bruder Elijah und dessen Familie hinüber nach Missouri. Sie bestiegen zusammen einen Flussdampfer, der sie auf dem Ohio River hinüber nach Cincinnati brachte. Dort lernte Isaac dann seine dritte Frau, die Lehrerin Mary Ann Bonsell Laycock