Ein ganz normales Leben. Jürgen Heiducoff

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Ein ganz normales Leben - Jürgen Heiducoff


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      Jürgen Heiducoff

      Ein ganz normales Leben

      - In Memoriam Marie Theresia Steigenhöfer -

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Prolog

       Geburt und Kindheit im katholischen Sudetengau

       Eine neue Liebe

       Die Wucht des Krieges

       Umsturz, Vertreibung und Flucht

       Neuanfang im armen und zerstörten Sachsen

       Besuche in der alten Heimat

       Reise in den Westen

       Harte Jahre voller Arbeit und Verantwortung

       Einsamkeit und Glück im Alter

       Einsamkeit und Gram

       Impressum neobooks

      Prolog

       Ein ganz normales Leben

      - In memoriam Marie Theresia Steigenhöfer -

      Die folgende Geschichte ist weder außerordentlich dramatisch, noch spektakulär.

      Trotzdem möchte ich sie veröffentlichen. Denn sie beschreibt ein besonderes Leben – das Leben unserer Mutter.

      Wir sind drei Halbbrüder: Herbert Steigenhöfer, Bernd Schröder und Jürgen Heiducoff. Was eint uns? Wir haben die selbe Mutter. Ihr soll unser Andenken gelten.

      Es wird ein Leben skizziert, das sich von anderen Biografien dieser Zeit nicht wesentlich unterscheidet.

      Es soll stellvertretend für Tausende anderer Lebensschicksale in diesen bewegten Zeiten stehen.

      Besonders für die jüngere Generation könnten Denkanstöße nicht schaden.

      Geburt und Kindheit im katholischen Sudetengau

      Ein ganz normaler Tag mitten im Ersten Weltkrieg im Mai 1916. Am Rande der von Kämpfen und ethnischen Reibereien verschlissenen und sich im Zerfall befindlichen österreich-ungarischen Monarchie, im vom Krieg verschonten Egertal befindet sich das sudetendeutsche Dorf Atschau (Uhostany). Es liegt idyllisch oberhalb der Stadt Kaaden. Dort erblickt ein Mädchen das Licht der Welt. Sie wird auf den Namen Marie Theresia Steigenhöfer hören. Ihre Eltern waren bescheiden lebende Siedler. Sie wohnten am Rande des Dorfes und hatten hinter dem Haus neben dem Obstgarten ein Stück Feld. Haus, Feld und Garten lieferte vor allem der Mutter genügend Arbeit. Der Vater konnte nicht mehr wie früher rackern, denn er war einer der ersten Versehrten des andauernden Krieges. Ein Granatsplitter hatte ihm einen Unterschenkel weggerissen. Zum Pech gehört aber auch das Glück, den Großteil des Krieges zu Hause zugebracht zu haben.

      Es ist eine angenehme Zeit am Ende des Frühlings. Die Bäume stehen in voller Blüte und man könnte im Dörfchen Atschau die Härten dieser Zeit vergessen. An den Sonntagen erschallt aus den Dörfern und Städtchen das Geläut der Glocken. Es ist eine traditionell katholische Region. Von Kind an werden die Leute durch die Kirche beeinflusst. Sie allein gilt als perfekt und unfehlbar. Die Kirche begleitet die Menschen von der Geburt über die Taufe, Firmung, Heiligen Kommunion und Eheschließung bis zur Beisetzung. Sie gibt dem einzelnen Normen vor. Jedoch die gröbsten Verstöße gegen die Gebote, den Krieg und die Vertreibung greift sie nicht an. Diese gelten als höhere Gewalt, die die Menschen zu dulden haben.

      Atschau liegt an den Ausläufern des Duppauer Gebirges. Die Kleinstadt Duppau (Doupov) mit den umliegenden Dörfern war auf Grund seiner Abgeschiedenheit ein einmaliges Zeugnis westböhmischer Geschichte und Kultur. Inzwischen ist diese Kulturlandschaft weitgehend zerstört. Die Stadt Duppau mit ihren Kirchen, Friedhöfen, dem Gymnasium und den verwinkelten Gassen mit den Krämerläden und Handwerkern existiert nicht mehr. Ein Truppenübungsplatz ergriff in den Zeiten des kalten Krieges Besitz von großen Teilen des Duppauer Gebirges. Jagdbomber übten die Bekämpfung von Erdzielen wo einst das städtische und dörfliche Leben stattfand. Sicher wird eine Rekultivierung des Landes erfolgen, aber die Stätten der alten sudetendeutschen Tradition und Kultur sind unwiederbringlich.

      Was wird das Leben dem eben mitten im Krieg geborenen Mädchens bringen? Klar, besser es wäre noch ein Junge geworden, der Haus und Hof führen kann. Vater wollte gern die Viehwirtschaft ausweiten. Neben Hühnern, Enten und Kaninchen sollte eine Kuh und ein paar Schweine für etwas mehr Einkünfte sorgen. Vor Marie sind den Steigenhöfers bereits ein Mädchen und ein Junge beschert worden. Und später sollte noch ein Brüderlein hinzukommen.

      Wer ahnte schon, dass das Leben der Marie einmal der Schwerpunkt in einem E-Book sein wird? Sie führte doch - ein für diese Jahre - fast ganz normales Leben. Es gilt wichtige Fakten und Ereignisse aus ihrem Leben über die Zeiten hinweg für folgende Generationen zu bewahren. Seit ihrer Geburt sind eben gerade einmal reichlich 100 Jahre vergangen. Doch bereits heute sind einige ihrer Daten schon fest im digitalen Zeitalter verankert. So ist das Geburtsdatum Bestandteil vieler Codes und Passworte. Daran hatte in der vordigitalen Zeit keiner gedacht.

      Marie wuchs in dieser ländlichen Idylle oberhalb der schönen Egerstadt Kaaden auf, wurde da getauft und gefirmt. Die Leute waren streng katholisch erzogen und lebten die Regeln der Religion.

      Es bleibt wenig Zeit, um etwa an christlichen Feiertagen Kaadens Parks und Gassen zu besuchen. Nur hin und wieder war neben dem dörflichen Kirchgang auch der Besuch einer der Kaadener Kirchen und Gottesdienste auf der Tagesordnung. Ehrfurchtsvoll betrat klein Marie stets diese Gotteshäuser.

      Marie verbrachte glückliche Kindertage, obwohl auch sie notwendigerweise in die Pflichten der Arbeit in Haus, Hof und Garten eingebunden war.

      Schnell wuchs das Mädel heran, besuchte die Volksschule und ging in die Lehre als Hauswirtschafterin bei begüterten rechtschaffenen Kaadener Bürgern – bei der Familie des Stadtapothekers. Sie wurde neben der Lehre allerdings zu allen möglichen sonstigen Hausarbeiten herangezogen – bis zu 12 Stunden am Tag. Das störte keinen. Den anderen jungen Mädels ging es nicht anders. Mädchen ihrer Herkunft blieben die Türen der Gymnasien verschlossen. Ihr älterer Bruder Eduard besuchte bereits das Gymnasium und sollte studieren. Mit dieser Belastung war das Limit der Familie bereits überschritten.

      Härte und Zorn des Vaters

      Marie war von kleinem Wuchs, aber mit ihren braunen Kastanienaugen ein hübsches Mädchen. Kein Wunder, dass die Buben ihr nachsahen. Ihr tat das gut – völlig normal. Sie war aber zu strenger Keuschheit erzogen. Sexuelle Aufklärung allerdings fand in der keuschen Familie nicht statt.

      Und es geschah was geschehen musste: die kleine Marie war mit knapp 17 Jahren plötzlich schwanger. Ihr sei nicht klar gewesen, wie das passieren


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