Als Gott das Licht anmachte. Torsten Ratschat
Читать онлайн книгу.die Einstellung vieler in unserer Gesellschaft in Bezug auf Gott prägt?
Die Bestrafung Gottes trifft nicht nur Adam und Eva, sondern auch die Schlange. In Bezug auf die Schlange ist ein Punkt ganz besonders hervorzuheben. Sie wird als einzige von Gott verflucht. Dies ist besonders gravierend, weil dies letztlich die Vernichtung durch den Nachkommen von Eva bedeutet. Dieser Nachkomme - ich hatte schon angemerkt, dass hier der erste und ein ganz wichtiger Hinweis auf den Messias erfolgt, der das bzw. den Bösen vernichtet - soll der Schlange den Kopf zertreten (vgl. 1. Mose 3, 14 + 15). Gott setzt in besonderer Weise Feindschaft zwischen der Schlange und Eva und ihrer beider Samen oder Nachkommen. Die Schlange wird dem Samen Evas in die Ferse stechen. Wir wissen, dass der Biss der Schlange häufig giftig und schmerzhaft ist, Leid und Schaden zufügt und manches Male zum Tode des Gebissenen führen kann. Um in die Ferse zu stechen oder zu beißen, muss der Angriff von hinten ausgeführt werden. An anderen Stellen steht, dass die alte Schlange auch Satan oder Teufel heißt und ein Menschenmörder von Anfang an ist sowie der Vater der Lüge. Sie verführt – mit Hinterlist und Tücke, mit Gemeinheit und Täuschung - die ganze Welt (vgl. Offenbarung 12, 9 sowie Johannes 8, 44). Ich denke, wenn wir die Welt betrachten, so wie sie heute ist, ist es sicher auch angebracht darüber zu sprechen, dass wir in einer verführten Welt leben. Menschen werden ganz allgemein gesprochen durch Lug und Trug, durch falsche Lehrer und Lehren, durch ungute Führer und Verführer, durch Alkohol und Drogen und durch vielerlei mehr auf Wege und Bahnen des Unglücks, des Leides und/oder des Todes geführt. Das gilt für Einzelne, Gruppen von Menschen sowie manches Mal für ganze Völker und Staaten. Hier ließen sich in unendlicher Zahl Beispiele anführen, sodass diese Aussage sicher kaum bestreitbar ist.
Die Strafe Gottes beinhaltet für Eva viel Mühsal und Mühe in der Schwangerschaft und bei der Geburt. Zudem wird ihr Verlangen nach ihrem Mann sein, aber ihr Mann soll ihr Herr sein (vgl. auch anders in der Elberfelder Übersetzung: "... er aber wird über dich herrschen!"). Dies gibt uns einen Hinweis darauf, dass sich auch etwas in der Beziehung zwischen Mann und Frau verändert. Die Ambitionen und das Verlangen der Frau einerseits und die von Gott verordnete Unterordnung unter den Mann andererseits lassen ein Ringen und einen Wettstreit zwischen Mann und Frau entstehen, wer von beiden das Sagen hat und in der Beziehung dominiert. Dadurch erhöht sich das Streit-, Konflikt- und Trennungs- bzw. Scheidungspotenzial in der Ehe beträchtlich.
Wegen Adams Ungehorsam wird der Ackerboden verflucht. Er soll nicht mehr nur gute Früchte tragen, sondern nun auch in vielfacher Weise Dornen und Disteln hervorbringen. Dadurch wird die Arbeit von Adam erheblich erschwert. Wenn bisher die Pflege und Ernte im Garten Eden relativ leicht, die Frucht vielfältig und ertragreich war, so steht Adam nun viel Mühe, Arbeit und Schweiß bevor, damit er überhaupt genug zum Leben erwirtschaften kann. Er soll darüber hinaus zu gegebener Zeit wieder zu dem werden, von dem er genommen wurde: zu Erde und Staub. Sprich, sein Leben wird ihm genommen werden, er wird sterben. Der Tod wird, wie angedroht, sein Leben beenden (vgl. 1. Mose 3, 17 - 19).
Nun weiß der Mensch, was gut und böse ist. Gott kleidet Mann und Frau mit Röcken aus Tierfellen und vertreibt sie aus dem Garten Eden, damit sie nicht auch noch vom Baum des Lebens essen und dadurch ewig leben (vgl. 1. Mose 3, 20 - 24).
Die weiteren Folgen
Zu diesem Zeitpunkt hat die Schöpfung Gottes bereits aufgehört “sehr gut” zu sein. Die Welt ist nun eine andere geworden. Sie ähnelt bereits mehr der Welt, wie wir sie heute kennen. Die Bibel erwähnt jetzt erstmals konkret die Sünde, die nun in die Welt gekommen ist. Nach der Heiligen Schrift geht es bei der Sünde nicht nur um eine einzelne schlechte Tat oder mehrere böse Handlungen, sondern um eine Macht, die den Menschen in seinem Fühlen, Denken, Reden und Handeln, also in seinem ganzen Sein negativ beeinflusst, beherrscht und versklavt (siehe z.B. Johannes 8, 34). Die Sünde, so die Bibel, hat Verlangen nach dem Menschen; aber der Mensch soll über sie herrschen (1. Mose 4, 7). Aber die spätere Geschichte wird zeigen, dass der Mensch nicht die Sünde, sondern die Sünde den Menschen beherrscht. Und das gilt bis in unsere heutige Zeit.
Wir lesen nun erstmalig von Eifersucht und Wut, von Mord, Rache und Totschlag (1. Mose 4, 6 + 8 + 15 + 23-24).
Die Veränderung der Welt
Adam und Eva waren aus dem Garten Eden hinausgetrieben und der Ackerboden war von Gott verflucht worden. Die Erwirtschaftung des Lebensunterhaltes war für die Menschen mühsam. Der Tod war in die Welt gekommen und begrenzte ab nun die Lebenszeit (vgl. auch Römerbrief 5, 12). Dennoch waren die Lebensbedingungen offensichtlich noch vergleichsweise gut. Menschen der ersten 10 Generationen wurden teilweise weit über 900 Jahre alt (vgl. 1. Mose 5 sowie 1. Mose 9, 28 + 29).
Doch das Verhalten, die Moral und die Lebensweise der Menschen entwickelte sich aus Gottes Sicht zunehmend negativ und sehr unerfreulich. Daher beschloss Gott, die Lebensdauer der Menschen auf 120 Jahre zu begrenzen (vgl. 1. Mose 6,1 - 3). Der moralische Niedergang der Menschheit erreichte in der Folge einen Punkt, an dem es Gott bereute, dass er die Menschen überhaupt gemacht hatte! Er beschloss daher, eine Sintflut über die Erde kommen zu lassen (1. Mose 6, 5 - 1. Mose 7, 24). Es taten sich, so heißt es, die Brunnen der großen Tiefe und die Fenster der Himmel auf (1. Mose 7, 11). Als die Sintflut begann, war Noah 600 Jahre alt. Sein Vater Lamech war bereits etwa 5 Jahre davor verstorben. Bis auf Noah, der ein frommer Mann und ohne Tadel war, seine Frau, seine drei Söhne und deren Frauen, die mit wenigen Exemplaren der Tiere und Vögel jeder Art auf der von Noah nach Gottes Anweisungen gefertigten Arche Schutz suchten, kamen alle Menschen während der Sintflut ums Leben. Möglicherweise auch sein Großvater Metuschelach, der mit 969 Jahren der älteste Mensch war, der je gelebt hat, und der im Jahr der Sintflut starb. Die Welt, so wie Gott sie geschaffen hatte, versank nach etwa 1.656 Jahren unter den Wassermassen der Sintflut (Berechnung nach 1. Mose 5 und 1. Mose 7, 6; 130 Jahre Adam + 105 Jahre Set + 90 Jahre Enosch + 70 Jahre Kenan + 65 Jahre Mahalael + 162 Jahre Jered + 65 Jahre Henoch + 187 Jahre Metuschelach + 182 Jahre Lamech + 600 Jahre Noah = 1.656 Jahre). Das Wasser auf der Erde stieg so hoch, dass selbst alle hohen Berge bedeckt wurden. Die Bibel berichtet, dass das Wasser 15 Ellen (1 Elle = etwa 45 cm) über den Bergen stand (vgl. 1. Mose 7, 19 + 20). Als es aufhörte zu regnen und die Brunnen der Tiefe von Gott verstopft wurden, dauerte es mehr als ein halbes Jahr, bis sich das Wasser verlaufen hatte und die Erde wieder ganz trocken war (1. Mose 8, 1 - 14). Gott schloss mit Noah, seinen Söhnen und mit allen Lebewesen der Arche einen Bund und setzte als Bundeszeichen seinen [Regen-]Bogen in die Wolken (vgl. 1. Mose 9, 8 – 17).
Während Gott dem Menschen im Garten Eden die Gewächse, Samen und Früchte zur Nahrung gegeben hatte (vgl. 1. Mose 1, 29), erlaubte er nun auch ausdrücklich Fleisch und Fisch zur Speise; allerdings sollte das Blut nicht gegessen werden, weil darin das Leben ist (1. Mose 9, 3 + 4). Insofern ist hier nun auch eine Veränderung bei der Ernährungsweise der Menschen festzustellen.
Die Sintflut ist in jedem Fall ein globales Ereignis mit immensen Auswirkungen auf die Erde selber und damit auf die Lebensbedingungen auf ihr gewesen. Die Bibel berichtet jedenfalls, dass die Lebenszeit von Noah ausgehend, der 950 Jahre alt wurde, über seine Nachkommen Zug um Zug deutlich abnahm. So wurde Abram, der Nachkomme Noahs in 9. Generation, nur noch lediglich 175 Jahre (vgl. 1. Mose 11, 10 - 26 sowie 1. Mose 25, 7), Isaak, sein Sohn, 180 Jahre (vgl. 1. Mose 35, 28), Jakob, sein Enkel und Namensgeber für das von Gott auserwählte Volk Israel, 147 Jahre (vgl. 1. Mose 47, 28) und Josef, Abrams Urenkel, nur noch 110 Jahre alt (vgl. 1. Mose 50, 26).
Zum moralischen Zustand des Menschen musste Gott jedoch vor sowie nach der Sintflut feststellen: “ ...das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf” (vgl. 1. Mose 8, 21 mit 1. Mose 6, 5).
Die Entstehung der unterschiedlichen Kulturen
Noah und seine Söhne begannen sich wieder auf der Erde einzurichten und ihre Nachkommen breiteten sich in der Folgezeit aus. Auch wenn nur in einem Nebensatz erwähnt, geschah in der 4. Generation nach Noah etwas sehr Bemerkenswertes. Die Bibel berichtet: “Eber wurden zwei Söhne geboren. Einer hieß Peleg, weil zu seiner Zeit die Erde zerteilt wurde; und sein Bruder hieß Joktan.” (vgl. 1. Mose 10, 25). Manche Ausleger denken, dass damit gemeint ist, dass die Erde buchstäblich in die Kontinente zerteilt wurde. Die traditionelle Auslegung ist hingegen, dass es dabei um die Zerstreuung der Menschen in alle Länder