Eine vernünftige Verbindung. Catherine St.John

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Eine vernünftige Verbindung - Catherine St.John


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sich mit Emily offenbar schnell angefreundet und langweilte die Arme gewiss zu Tode…

      Der Earl brachte einen Toast auf das Brautpaar aus und verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, in absehbarer Zeit zum Urgroßvater gemacht zu werden. Emily errötete anmutig und blickte verlegen in die Runde; der Pfarrer nickte ihr väterlich zu.

      Das Essen war üppig und ausgezeichnet zubereitet; Miles und Emily genossen es sehr, denn im Manor würde es in nächster Zeit nur das geben, was Nate und Deidre mit dem Vorhandenen und dem vorsintflutlichen Herd zustande bringen würden. Nun, Vorräte konnte man bestimmt von den Bauern der Umgebung bekommen, überlegte Emily, genussvoll kauend. Und sie konnte selbst durchaus ordentlich kochen!

      Gab es dort überhaupt noch Bauern? Es konnte sich ja niemand um sie gekümmert haben? Sie musste Miles unbedingt fragen – oder den Earl? Noch gehörte ihm ja alles!

      Nach einer erstaunlichen Dessertauswahl wirkten alle etwas müde – bis auf den Earl, der in die Hände klatschte. „Ich denke, ein paar Tänze brauchen wir schon noch!“

      Lady Fenwick erkundigte sich sogleich, ob Emily das Piano spielen könne, was ihr einen bösen Blick ihres Vaters eintrug.

      Emily hatte gerade begonnen, zu versichern, dass sie spielen könne, als der Earl dazwischenfuhr: „Zu allererst tanzt doch wohl das Brautpaar, nicht wahr?“

       „William spielt auch“, versuchte Emily den beginnenden Streit noch schnell im Keim zu ersticken, „für einen Walzer dürfte es schon reichen, nicht wahr?“

      William bestätigte das. „Einen kann ich sogar auswendig! Oder gibt´s hier Noten?“

      Der Earl grinste. „Noten gibt es, aber wohl keinen Walzer. Spiel eben immer wieder den gleichen…“

      „Auch recht“, fand William, setzte sich an das Piano am Ende des saalartigen Raums und präludierte etwas. Miles führte seine Frau auf das glänzende Parkett vor dem Piano und tanzte mit ihr einmal um den Raum, in sicherem Abstand zur Festtafel, dann forderte der Earl seine Tochter auf und schloss sich an. Emily beobachtete die beiden, soweit sie nicht auf ihre Schritte achten musste, und sie stellte fest, dass der Earl für sein Alter erstaunlich leichtfüßig tanzte, seine Tochter aber wohl nicht allzu begeistert wirkte, dass sie mit dem alten Herrn tanzen sollte.

      Den zweiten Walzer absolvierten Lady Fenwick mit Miles und Emily mit dem Earl – und Miles unterhielt sich sehr angeregt mit seiner Tante, jedenfalls erschien es Emily so.

      Schließlich täuschten die vier Tänzer Erschöpfung vor; den immer gleichen Walzer wollte wohl auch niemand noch einmal hören – und zumindest der Pfarrer schien erleichtert zu sein, dass seine Tanzkünste nicht verlangt waren.

      William und Phoebe saßen jetzt nebeneinander und unterhielten sich etwas stockend, vermutlich tauschten sie sich über die Merkwürdigkeiten der Erwachsenen aus.

      Etwas später erging man sich auf den Parkwegen; Emily hielt Ausschau nach Pflanzen, von denen sie zu gegebener Zeit Ableger vom Earl erbitten wollte. Miles lobte ihren Eifer, er befürchtete nur, dass nach Eastley Hall das Manor noch unbewohnbarer wirken würde als ohnehin schon.

      „Ach, Unsinn! Es wird doch recht vergnüglich werden, das Haus bewohnbar zu machen. Wenn wir hierblieben, was sollte ich wohl den ganzen Tag tun? Ich bin es doch gewöhnt, das meiste selbst in die Hand zu nehmen.“

      „Dann bin ich beruhigt. Ich denke, wir werden gute Kameraden sein, nicht wahr?“

      Sie lachte ihn an. „Gute Kameraden? Ja, unbedingt!“

      Phoebe hielt sich immer noch an William. „Glaubst du, die beiden Kinder verstehen sich gut miteinander?“

      Miles lachte. „Wie ich Phoebe kenne, unterhält sie William damit, wie sie ihre zahlreichen Gouvernanten vergrault hat. Unser Großvater hat wohl wenig Geschick darin, etwas hartgesottenere Damen auszusuchen. Hat sie dich eigentlich schon mit dir unterhalten?“

      „Nun ja… Sie hat mir gratuliert und sich vorgestellt und mir mitgeteilt, mein Kleid sei komisch. Sonst hatte sie vorläufig noch kein großes Interesse. William und du, ihr habt ja wenigstens Pferde als Thema. So etwas müssen Phoebe und ich erst noch finden.““

      „Gibt es beim Manor eigentlich noch Bauern?“, fragte sie einige Minuten später, einen prachtvollen Rosenstrauch betrachtend. „Dort könnten wir manches an Lebensmitteln kaufen, habe ich mir überlegt.“

      „Eine gute Idee! Ein oder zwei Pächter sind noch da. Wahrscheinlich diejenigen, denen zupasskam, ganz unbehelligt arbeiten zu können. Und wahrscheinlich mussten sie auch nicht gerade viel Pacht bezahlen. Ich frage nachher den Großvater, ich sollte ohnehin einige Unterlagen mitnehmen, wenn ich es mir recht überlege. Danke für die Anregung!“

      Er bedankte sich sehr oft bei ihr, fand Emily. Wollte er ganz besonders höflich sein oder war er ihr wirklich dankbar? Sie wusste eigentlich nichts über ihren nagelneuen Ehemann… nun, das hätte sie sich ja denken können, als sie seinen Antrag angenommen hatte! Und musste sie immerzu über das Verhalten ihres guten Kameraden nachdenken? Genügte es nicht, dass sie gemeinsam das Manor wieder in die Höhe brachten, zwei Erben in die Welt setzten und William nach Eton gehen konnte? Wenn er eines Tages Sir William war, brauchte er doch schließlich eine angemessene Bildung!

      Also konnte sie wirklich zufrieden sein. Bei ihrem Vater hätte sie doch ohnehin niemanden kennenlernen können, der als Ehemann in Frage gekommen wäre; und sollte Miles eines Tages ein anderes Interesse entwickeln, musste sie eben darüber hinwegsehen. Haltung hatte sie schließlich, wenn sonst schon nichts!

      Diese sattgelben Rosen würden sich in Easton Manor bestimmt auch gut machen… würden sie wohl einen Gärtner brauchen? Sie fragte Miles, der nickte. „Auf die Dauer gewiss, aber zunächst sollten wir uns wohl die nötigsten Räume vornehmen, meinst du nicht?“

      Sie stimmte artig zu.

      Schließlich erlahmte die Begeisterung der anderen Gäste für das Flanieren an der frischen Luft, also begab man sich wieder nach drinnen, wo Tee und Gebäck serviert wurden.

      Emily seufzte. „Wir haben doch gerade erst gespeist? Ich bringe beim besten Willen nichts mehr herunter.“

      „Ihr müsst euch stärken, schließlich liegt eine große Aufgabe vor euch!“

      Lady Fenwick lachte spöttisch auf und tadelte dann: „Vater, finden Sie das nicht etwas – hm - indezent?“

      Der Earl sah sie an, blanke Unschuld im Blick: „Was ist daran indezent, dass die beiden sich im Manor einrichten werden? Dort dürfte es einiges zu tun geben!“

      „Das Manor? Steht es denn überhaupt noch?“, fragte James leicht verdutzt.

      „So arg ist es auch wieder nicht“, entgegnete Miles. „Es ist schmutzig, sehr vernachlässigt und zum großen Teil unmöbliert, aber damit werden wir zurechtkommen.“

      „Meinst du nicht, dass das für deine junge Frau eine rechte Zumutung ist?“

      „Sehe ich so schwächlich aus?“, fuhr Emily sofort auf.

      James entschuldigte sich verlegen stotternd und seine Mutter mischte sich ein: „Die meisten jungen Damen würden sich gewiss weigern, Möbel herumzuschieben und eine Ruine wiederaufzubauen, vom Schrubben der Böden ganz zu schweigen! Emily, Sie sind doch keine Dienstbotin!“

      „Danke, Mylady, dessen bin ich mir bewusst. Und etwas Personal haben wir nach Easton Manor vorausgeschickt. Samt Besen, Lappen und Schmierseife.“

      Miles gluckste.

      „Wir schaffen das zusammen“, verkündete Emily so abschließend, als hätte sie hinzugesetzt Und jetzt will ich kein Wort mehr zu diesem Thema hören!

      Miles gluckste wieder und der Earl kicherte vernehmlich. „Gut gesprochen, neue Enkelin!“

      „Danke, Sir.“

      Der Nachmittag verlief schleppend. Miles zeigte Emily die Ahnengalerie und wies vor allem auf seine Eltern hin, daneben auch auf Phoebes frühverstorbene


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