Gedanken zur Sozialen Kompetenz als zentrale Ressource in der ambulanten Altenpflege. Bernd Großmann
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Bernd Großmann
Gedanken zur Sozialen Kompetenz als zentrale Ressource in der ambulanten Altenpflege
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Inhaltsverzeichnis
Human Ressourcen und allgemeine Ressourcen
Anforderungen versus Arbeitsbedingungen
Bewältigungsstrategien und Ressourcenproblematik
Salutogenese versus Pathogenese
Stress- und Belastungsforschung pathogener Orientierung
Stressforschungen durch Hans Selye
Stresskonzept nach Lazarus und Launier
Mentale Belastungsforschung im Produktionsbereich – nach Eissing
Psychische Belastung in helfenden Berufen - nach Marquard et.al.
Ressourcenorientierte Belastungsforschung im Ansatz der Salutogenese
Salutogenetische Stressforschung durch Williams
Ressourcen und fördernde sowie behindernde Faktoren im Arbeitsbereich der Pflege und medizinischen Versorgung
Durch sozialwissenschaftliche Ansätze im Forschungsbereich medizinischer und Pflegerischer Berufe, die sich durch einen erweiterten Blickwinkel bezüglich der gesellschaftlichen und personenbezogenen Rahmenbedingungen von früheren medizinischen und psychologischen Ansätzen unterscheiden würden, könnte ein Schwerpunkt auf eine Erweiterung des Wissensspektrums im Kontext Dienstleistungsgesellschaft, Personenbezogene Dienstleistungen, allgemeine Ressourcen und die immer noch andauernde Diskriminierung in so genannten klassischen Frauenberufen zu weiteren Erkenntnissen führen. Die Veränderungen beispielsweise im Arbeitsfeld Altenpflege bezogen auf vorhandene Ressourcen und die damit einhergehenden positiven sowie negativen Faktoren, die in der Ausübung der Arbeit zum Tragen kommen waren bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts kaum bekannt.
Bekannte Forschungsansätze, die in den Bereichen Arbeitssicherheit oder Stress- und Belastungsforschung liegen, beziehen sich hauptsächlich auf Vorgänge im Kontext von Produktion. Auch die im Dienstleistungssektor oder auch speziell im personenbezogenen Dienstleistungssektor angesiedelten Forschungen bedienen sich vornehmlich stark operationalisierter Begrifflichkeiten wie Stress, Belastung, mentale Belastung, „burn out“ und anderer. Ob die Aussagen der beforschten Personen und Personenkreise sich unter einzelne dieser Begriffe fassen lassen, ohne dass wesentliche Aussagemomente verloren gehen, ist in Frage zu stellen. Hier ist u.a. klärungsbedürftig, wie die einzelnen Aussagen zu interpretieren und ob Inhalte mit den operationalisierten Begriffen annähernd deckungsgleich oder diese „Worthülsen“ unterschiedlich gefüllt sind. Das adäquate Mittel, dieses herauszufiltern, wäre die Anwendung einer qualitativen, interpretativen Methode im Rahmen eines sozialwissenschaftlichen Forschungsansatzes, der über eine psychologische oder medizinische Sichtweise hinausgeht. Positive sowie negative Veränderungen der Arbeitsbedingungen aus Sicht der betroffenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind noch zu einem großen Teil unerforscht. Eine wissenschaftliche und auch eine politische Neubewertung scheint dringend geboten.
Da in den aufgezeigten Arbeitsbereichen ein Leidensdruck besteht, der u. a. in einer geringen zeitlichen Berufsverweildauer seinen Niederschlag findet, ist hier nicht nur ein volkswirtschaftlicher Schaden zu verzeichnen, sondern es muss auch politisch eine Erneuerung der Humanisierung der Arbeitswelt, hier insbesondere im Bereich der personenbezogenen Dienstleistungen gedacht werden. „...Wenn es stimmt, daß die den schlimmsten Formen des Leidens zugrunde liegenden ökonomischen und gesellschaftlichen Mechanismen ,...,...,nur schwer zu hemmen oder gar zu verändern sind, so gilt auch, daß jedwede Politik, die die vorhandenen,...,wenn auch noch so bescheidenen Handlungsmöglichkeiten nicht vollständig ausschöpft, der unterlassenen Hilfeleistung an Personen in Not bezichtigt werden darf.“ (Bourdieu, Pierre, in Bourdieu et. al., Konstanz 1997, S. 826) Diese gilt auch für die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen, die auf diesen Gebieten Forschung betreiben und Grundlagen für die politische Umsetzung erarbeiten sollen.
Philosophische Grundgedanken
Nach dem philosophischen Weltbild des Verfassers funktionieren alle Systeme in einem Spannungsfeld gegensätzlicher dualer Polaritäten. Mag man diese als „Plus und Minus“ - „ying und yang“ - „hell und dunkel“ - „gut und böse“ - „Hoch- und Tiefdruckgebiet“ oder in anderer Form benennen, alle streben danach, das jeweils andere dieser Dualismen auszugleichen, zu überdecken, zu überflügeln und somit das System auf Dauer zum kollabieren zu bringen. Dieser Überlebenskampf der Extreme führt, sollte eines die Oberhand gewinnen, unweigerlich zur Auflösung beider. Ein Überleben beider hängt folglich von der Einhaltung eines, innerhalb der verschiedenen Systeme unterschiedlich ausgeprägten, Toleranzbereiches ab. Je ausgewogener die beiden Partner oder Gegenspieler sind desto harmonischer und ungefährdeter funktioniert das System. Dabei ist das konkurrierende Verhalten innerhalb bestimmter Toleranzgrenzen ein durchaus notwendiges Moment um das System zu erhalten. Völlige Harmonie bedeutet Stagnation. Eine solch völlige Harmonie, sollte es sie denn überhaupt geben, würde die Funktion eines Systems auch zum Erliegen bringen.
Sollten die Grundannahmen dieses Konstrukts des Funktionierens von Systemen ein brauchbares Erklärungsmodell darstellen, müsste dieses auch auf Systeme wie das Leben insgesamt oder das Zusammenleben von Menschen im Speziellen anwendbar sein. Bezogen auf die Ressourcenproblematik würde dieses bedeuten, dass ein Hauptaugenmerk darauf zu richten ist, ob eine noch relativ ausgeglichene Bilanz im Ressourcenbereich besteht, wie die einzelnen Ressourcenbereiche sich gegenseitig bedingen, oder ob und in welchen Bereichen das System bereits der Kollapsgrenze nahekommt.
Dabei sollten verschiedene Ressourcenebenen Berücksichtigung finden z.B.:
1 Persönliche Ressourcen (z.B. Rückhalt in der Familie, Gesundheit)
2 Ideelle Ressourcen (z.B. Zeit, Teamgeist, Personalpflege)
3 Finanzielle Ressourcen (z.B. Entlohnung, f. Mittel)
4 Personelle Ressourcen (z.B. Anzahl der Personen