Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

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Faust II - Johann Wolfgang von Goethe


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weiß, dir komm' ich niemals recht. –

      Wie noch die Frau den Herd versah,

      Da hieß ich Avaritia;

      Da stand es gut um unser Haus:

      Nur viel herein und nichts hinaus!

      Ich eiferte für Kist' und Schrein;

      Das sollte wohl gar ein Laster sein.

      Doch als in allerneusten Jahren

      Das Weib nicht mehr gewohnt zu sparen,

      Und, wie ein jeder böser Zahler,

      Weit mehr Begierden hat als Taler,

      Da bleibt dem Manne viel zu dulden,

      Wo er nur hinsieht, da sind Schulden.

      Sie wendet's, kann sie was erspulen,

      An ihren Leib, an ihren Buhlen;

      Auch speist sie besser, trinkt noch mehr

      Mit der Sponsierer leidigem Heer;

      Das steigert mir des Goldes Reiz:

      Bin männlichen Geschlechts, der Geiz!

      HAUPTWEIB.

      Mit Drachen mag der Drache geizen;

      Ist's doch am Ende Lug und Trug!

      Er kommt, die Männer aufzureizen,

      Sie sind schon unbequem genug.

      WEIBER IN MASSE.

      Der Strohmann! Reich ihm eine Schlappe!

      Was will das Marterholz uns dräun?

      Wir sollen seine Fratze scheun!

      Die Drachen sind von Holz und Pappe,

      Frisch an und dringt auf ihn hinein!

      HEROLD.

      Bei meinem Stabe! Ruh gehalten! –

      Doch braucht es meiner Hülfe kaum;

      Seht, wie die grimmen Ungestalten,

      Bewegt im rasch gewonnenen Raum,

      Das Doppel-Flügelpaar entfalten.

      Entrüstet schütteln sich der Drachen

      Umschuppte, feuerspeiende Rachen;

      Die Menge flieht, rein ist der Platz.

      Plutus steigt vom Wagen.

      HEROLD.

      Er tritt herab, wie königlich!

      Er winkt, die Drachen rühren sich,

      Die Kiste haben sie vom Wagen

      Mit Gold und Geiz herangetragen,

      Sie steht zu seinen Füßen da:

      Ein Wunder ist es, wie's geschah.

      PLUTUS zum Lenker.

      Nun bist du los der allzulästigen Schwere,

      Bist frei und frank, nun frisch zu deiner Sphäre!

      Hier ist sie nicht! Verworren, scheckig, wild

      Umdrängt uns hier ein fratzenhaft Gebild.

      Nur wo du klar ins holde Klare schaust,

      Dir angehörst und dir allein vertraust,

      Dorthin, wo Schönes, Gutes nur gefällt,

      Zur Einsamkeit! – Da schaffe deine Welt.

      KNABE LENKER.

      So acht' ich mich als werten Abgesandten,

      So lieb' ich dich als nächsten Anverwandten.

      Wo du verweilst, ist Fülle; wo ich bin,

      Fühlt jeder sich im herrlichsten Gewinn.

      Auch schwankt er oft im widersinnigen Leben:

      Soll er sich dir? soll er sich mir ergeben?

      Die Deinen freilich können müßig ruhn,

      Doch wer mir folgt, hat immer was zu tun.

      Nicht insgeheim vollführ' ich meine Taten,

      Ich atme nur, und schon bin ich verraten.

      So lebe wohl! Du gönnst mir ja mein Glück;

      Doch lisple leis', und gleich bin ich zurück.

      Ab, wie er kam.

      PLUTUS.

      Nun ist es Zeit, die Schätze zu entfesseln!

      Die Schlösser treff' ich mit des Herolds Rute.

      Es tut sich auf! schaut her! in ehrnen Kesseln

      Entwickelt sich's und wallt von goldnem Blute,

      Zunächst der Schmuck von Kronen, Ketten, Ringen;

      Es schwillt und droht, ihn schmelzend zu verschlingen.

      WECHSELGESCHREI DER MENGE.

      Seht hier, o hin! wie's reichlich quillt,

      Die Kiste bis zum Rande füllt. –

      Gefäße, goldne, schmelzen sich,

      Gemünzte Rollen wälzen sich. –

      Dukaten hüpfen wie geprägt,

      O wie mir das den Busen regt –

      Wie schau' ich alle mein Begehr!

      Da kollern sie am Boden her. –

      Man bietet's euch, benutzt's nur gleich

      Und bückt euch nur und werdet reich. –

      Wir andern, rüstig wie der Blitz,

      Wir nehmen den Koffer in Besitz.

      HEROLD.

      Was soll's, ihr Toren? soll mir das?

      Es ist ja nur ein Maskenspaß.

      Heut abend wird nicht mehr begehrt;

      Glaubt ihr, man geb' euch Gold und Wert?

      Sind doch für euch in diesem Spiel

      Selbst Rechenpfennige zuviel.

      Ihr Täppischen! ein artiger Schein

      Soll gleich die plumpe Wahrheit sein.

      Was soll euch Wahrheit? – Dumpfen Wahn

      Packt ihr an allen Zipfeln an. –

      Vermummter Plutus, Maskenheld,

      Schlag dieses Volk mir aus dem Feld.

      PLUTUS.

      Dein Stab ist wohl dazu bereit,

      Verleih ihn mir auf kurze Zeit. –

      Ich tauch' ihn rasch in Sud und Glut. –

      Nun, Masken, seid auf eurer Hut!

      Wie's blitzt und platzt, in Funken sprüht!

      Der Stab, schon ist er angeglüht.

      Wer sich zu nah herangedrängt,

      Ist unbarmherzig gleich versengt. –

      Jetzt fang' ich meinen Umgang an.

      GESCHREI UND GEDRÄNG.

      O weh! Es ist um uns getan. –

      Entfliehe, wer entfliehen kann! –

      Zurück, zurück, du Hintermann! –

      Mir sprüht es heiß ins Angesicht. –

      Mich drückt des glühenden Stabs Gewicht –

      Verloren sind wir all' und all'. –

      Zurück,


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