Parzival. Wolfram Von Eschenbach
Читать онлайн книгу.in glühnder Glut.
Man sah daran, wie reich er war.
Da sprach die Königin: »Fürwahr,
25Dich hat ein werthes Weib gesandt
Mit diesem Ritter in dies Land.
Nun muß ichs klug zum Ziele lenken,
Die Andern alle nicht zu kränken,
Die Aventüre hergebracht;
Glück hätt ich Jedem zugedacht,
[82]Denn mir sind Alle Sippe,
Die entstammen Adams Rippe.
Doch ist es Gachmuretens That,
Die den Preis erworben hat.«
5Die Andern übten Ritterschaft
Noch mit solchen Zornes Kraft,
Daß sie walkten bis zur Nacht.
Die Aeußern stießen der Innern Macht
Zurück bis an ihr Pavillon;
10War nicht der Fürst von Askalon
Und Morholt von Irland,
Man war ihnen durch die Schnur gerannt.
Da war gewonnen und verloren:
Die Einen hatten Schmach erkoren,
15Die Andern Preis und Ehre.
Nun ist Zeit, daß man sie kehre
Von einander: Niemand sieht hier mehr.
Der Pfandner giebt kein Licht mehr her.27
Wer trieb' im Dunkeln gern das Spiel?
20Den Müden wird es so zuviel.
Leicht der Finsterniss vergaß
Man dort, wo Gachmuret nun saß,
Als wär es Tag. Das war es nicht;
Doch leuchtend schien manch großes Licht
25Von kleiner Kerzen großer Zahl.
Auf Oelbaumlaub sah man im Saal
Zum bequemen Sitz für Viele
Reiche Polster auf der Diele
Und breite Teppiche davor.
An die Schnüre ritt die Königin vor
[83]Mit Mägdelein und Frauen:
Sie wollten gerne schauen
Den werthen König von Zaßamank;
Ihre Ritter Müdigkeit bezwang.
5Das Tischtuch war schon abgenommen,
Eh sie zu dem Zelt gekommen.
Der Wirth erhob sich gleich vor ihr
Mit gefangener Könge vier;
Etliche Fürsten sah man auch.
10So empfing er sie nach höfschem Brauch.
Er gefiel ihr wohl, als sie ihn sah.
Die Waleisin sprach mit Freuden da:
»Ihr seid hier Wirth, wo ich euch fand,
Und ich bin Wirthin hier im Land:
15Wollt ihr, daß ich euch küssen soll,
So geschiehts mit meinem Willen wohl.«
Da sprach er: »Euer Kuss sei mein.
Wollt ihr diesen Herrn ihn auch verleihn:
Soll Fürst und König des entbehren,
20So darf auch ich es nicht begehren.«
»Wohl habt ihr Recht; es soll geschehn;
Die Herren hab ich nie gesehn.
Sie küsste, die es waren werth:
Das hatte Gachmuret begehrt.
25Nun lud er sie zu sitzen ein.
Der König Brandelidelein
Ihr höfisch dort zur Seite saß.
Grüne Binsen, thauig naß,
Dünn auf den Teppich ausgestreut,
Da saß er drauf, des hier sich freut
[84]Der Waleisen Königin.
Seine Minne zwang ihr doch den Sinn.
So nahe saß er wohl bei ihr,
Sie hob ihn auf und zog ihn hier
5Zur Seite neben sich genau.
Eine Jungfrau war sie, keine Frau,
Die ihn so nahe sitzen ließ.
Wollt ihr nun hören, wie sie hieß?
Die Köngin Herzeleide.
10Ihre Base hieß Rischeide,
Vermählt dem König Kailet,
Dem Muhmensohn von Gachmuret.
Frau Herzeleid gab solchen Schein,
Erlöschen all die Kerzen sein,
15Es war doch hell von ihr genug.
Wenn seiner Freude hohen Flug
Nicht hemmte bittres Herzenleid,
Seine Minne war ihr wohl bereit.
Sie sprachen manches höfsche Wort.
20Nun traten Schenken ein von dort,
Und Gezier von Aßagog,
Dran großer Reichtum Niemand trog,
Das trugen Jungherren ein.
Theure Näpfe mustens sein
25Vom edelsten Gesteine,
Weite, nicht zu kleine;
Sie waren allzumal von Gold,
Einst erworben von des Landes Sold,
Das Eisenhart so manchmal bot
Belakanen in der Minne Noth.
[85]So reichte man das Trinken dar
In manchem Steine hell und klar.
Smaragden und Sardinen;
Darunter auch Rubinen.
5Zu seinem Zelte ritten dort
Zwei Ritter auf ihr Ehrenwort.
Die Aeußern hatten sie gefangen.
Hier kamen sie hereingegangen;
Der Eine war Herr Kailet.
10Der sah, wie König Gachmuret
Da saß, als wär er unfroh.
Da sprach er: »Wie gebahrst du so?
Dein Preis ist doch dafür erkannt,
Frau Herzeleiden und ihr Land
15Hast du dir errungen,
So gestehn hier alle Zungen:
Es sei Breton, sei Irischmann,
Oder wer hier welsche Sprache kann,
Aus Brabant oder Frankreich,
20Einhellig sagen Alle gleich,
Es komme dir bei solchem Spiel
Voraus kein Andrer an das Ziel.
Des les ich hier den wahren Brief,
Da deine Kraft fürwahr nicht schlief,
25Als sie diese Herren bracht in Noth,
Deren Hand nie Sicherheit entbot:
Der