Ut oler Welt - Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime - 150 Seiten. Вильгельм Буш

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Ut oler Welt - Volksmärchen, Sagen, Volkslieder und Reime - 150 Seiten - Вильгельм Буш


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der König; »aber,

       lieber Mann, der Mörser, wo ist denn der?« »Mit Verlaub,

       Herr, den Mörser fand ich nicht, so viel ich auch

       gesucht habe.« »Ei Mann!« sprach der König; »wo

       der Stößer ist, da muß doch auch der Mörser sein; du

       möchtest ihn wohl gern für dich behalten?« »Gewiß

       und wahrhaftig, Herr König, den Mörser habe ich

       nicht.« »Ja, warte nur, Bösewicht!« fuhr der König

       voll Zorns heraus; »ich will dich setzen lassen bei

       Wasser und Brot, und nicht eher sollst du loskommen,

       bis du mir kund tust, wo du den Mörser ließest,

       der zu dem goldenen Stößer gehört.«

       Da ließ der König den armen Mann ins Gefängnis

       werfen; der fing an zu klagen und rief in einem fort:

       »Hätt' ich doch meiner Tochter geglaubt!« Als das

       dem König hinterbracht wurde, ließ er ihn vor sich

       fordern und fragte ihn, warum er denn immer riefe:

       »Hätte ich doch meiner Tochter geglaubt!« Da erzählte

       er dem Könige, wie ihm seine Tochter vorhergesagt

       hätte, daß es alles so kommen würde. Sprach darauf

       der König: »Wenn Eure Tochter wirklich so klug ist,

       wie Ihr sagt, so möchte ich sie wohl sehen und auf die

       Probe stellen.« Und sogleich sandte er seine Diener

       aus und ließ sie rufen.

       Als Isabelle nun vor den König kam, redete er sie

       an und sprach: »Ich habe viel von deiner Klugheit

       reden hören, darum will ich dir jetzt eine Aufgabe

       stellen, du sollst zu mir auf mein Schloß kommen;

       nicht nackt und nicht bekleidet, nicht gegangen und

       nicht geritten, nicht zu Pferde und nicht zu Wagen,

       nicht bei Tage und nicht bei Nacht; wenn du das

       kannst, so will ich dich zur Frau nehmen und sollst

       die Königin sein.« Da hat das Mädchen gesagt: ja,

       das wollte sie wohl können und ist fortgegangen.

       Den nächsten Mittwoch nahm sie ein Fischnetz, da

       kroch sie splitternackt hinein, band es einem Esel an

       den Sattel, doch so, daß sie eben mit den großen

       Zehen den Boden streifte und ließ sich hintragen zu

       des Königs Schlosse; so kam sie denn an: nicht nackt

       und nicht bekleidet, nicht gegangen und nicht geritten,

       nicht zu Pferde und nicht zu Wagen, nicht bei Tage

       und nicht bei Nacht, denn es war an einem Mittwoch1

       morgen. Als das der König sah, verwunderte er sich

       zum höchsten über ihre Klugheit und sprach: »Ich

       will dich nun zu meiner Frau annehmen; nur eins muß

       ich mir zuvor noch ausbedingen, daß du mit allem zufrieden

       bist, was ich thue, es mag sein, was es will;

       solltest du aber jemals dawider sein, so werde ich

       dich aus meinem Hause verstoßen.« Das mußte sie

       dem Könige versprechen; der nahm sie dann zur Frau.

       Eine Zeit darnach kriegte die Königin ein kleines

       Kind, das war ein Mädchen. Da sprach der König:

       »Ich will das Kind von der Welt schaffen lassen; wir

       haben doch nur Last davon.« Da bebte der Königin

       das Herz in der Brust vor Schrecken, aber doch blieb

       sie ihrem Versprechen getreu und antwortete: »Wenn

       Ihr es wollt, Herr, so bin ich zufrieden.« So ließ denn

       der König das Kind von seinen Dienern hinwegtragen.

       Es verging eine Zeit, da kriegte die Königin ein

       zweites Kind, das war ein Knabe; und wieder sprach

       der König: »Ich will das Kind von der Welt schaffen

       wir haben doch nur Last davon.« »Wenn es Euer

       Wille ist, Herr, so bin ich zufrieden«, sagte Isabelle,

       ob es ihr gleich an die Seele ging, daß sie sich von

       ihrem lieben, unschuldigen Kinde scheiden sollte. So

       ließ es denn der König durch seine Diener hinwegtragen.

       Die Zeit verging, aber die Königin kriegte nun

       keine Kinder mehr; sie verschloß ihre Traurigkeit in

       der Brust, ohne jemals gegen den König zu murren.

       Nun trug es sich einstmals zu, daß ein Bauer mit

       Mähre über Feld zog, und als er zu eines andern Bauern

       Hofe kam, wo er Geschäfte hatte, band er derweilen

       sein Pferd an einen Wagen, der mit Heu beladen

       war. Da traf es sich, daß die Mähre ein Füllen warf;

       das freute den Mann sehr; als er aber das Füllen mit

       sich hinweg führen wollte, trat der, welchem das

       Fuder Heu gehörte, hinzu und sagte: das ginge nur

       nicht so; das Füllen käme von Rechts wegen ihm zu,

       weil die Mähre an seinem Fuder Heu gestanden hätte,

       als sie das Füllen zur Welt brachte. Weil sie nun darüber

       in heftigen Streit geriethen, so gingen sie zuletzt

       mit ihrer Klage vor den König; der that den Ausspruch:

       daß der das Füllen haben sollte, an dessen

       Wagen die Mähre gestanden hätte. Der Bauer, dem

       das Füllen zugesprochen war, ging mit lachendem

       Munde fort, der andere aber war ganz traurig über des

       Königs ungerechte Entscheidung. Da ward ihm gesagt,

       er solle zur Königin gehen, die wäre sehr klug

       und herzlich gut und könne ihm vielleicht einen nützlichen

       Rath geben. Ging da der arme Bauer zu der

       Königin und stellte ihr seine Sache vor. Da sprach

       sie: »Kaufe dir ein Fischnetz, und Morgen früh, wenn

       der König mit seinen Leuten durch die Stadt gehet,

       ziehe das Netz über die Pflastersteine, als wolltest du

       Fische fangen.« Wenn dich dann der König fragt, so

       antworte ihm: »ebensogut, wie ein Fuder Heu ein Füllen

       werfen kann, ebensowohl kann ich auf dem Pflaster

       hier auch Fische fangen.« Der Bauer that, wie

       ihm die Königin gesagt hatte; und als er nun am andern

       Morgen sein Netz durch die Straßen zog, kam

       der König mit seinen Hofleuten auch bald des Wegs

       gegangen und fragte verwundert: was er denn da

       thäte. »Ich fische,« sagte der Bauer. »Aber, guter

       Freund,« sprach der König, »wie magst du in den

      


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