Der bittere Weg Teil 1. Jens Otto Holländer

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Der bittere Weg Teil 1 - Jens Otto Holländer


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und ich war innerlich Lichtjahre entfernt, bis ins letzte Atom entspannt und genoss den IST Zustand.

      Der springende Punkt

      Ich war berauscht und gleichzeitig sehr nüchtern. Es gab nichts, was ich nicht hätte tun können. Lesen, arbeiten, sonst etwas. Alles war machbar und absolut o.k. All die Nebenwirkungen, die Saufen und Kiffen mit sich brachten, hatte Heroin nicht und ich war mir sicher, dass keiner merken würde, ich hätte was intus. Das Heroin schuf einen Zustand der Gelassenheit und des Wohlbefindens. Genau das hatte ich wohl durch Drogen gesucht. Es passte zu mir, wie zwei Legosteinchen aufeinander. Natürlich ging mir auch durch den Kopf, welche Gefahr es für mich bedeutete, eine Heroin Einkaufsmöglichkeit zu haben. Und dazu noch so eine attraktive. Bisher war das Heroin immer zu mir gekommen, durch zufällige Bekanntschaften oder Gelegenheiten. Nun hatte ich angefangen bewusst nach ihm zu suchen und es auf Anhieb gefunden. Das war der springende Punkt. Ich gelobte mir aufzupassen, dass mir die Kontrolle nicht entglitt und schob solche Bedenken beruhigt von mir. Ich fand es sogar bemerkenswert, dass ich schon in diesem Stadium meiner Bekanntschaft mit Heroin auch an die Gefahren dachte und fühlte mich nun umso mehr, als Herr im Spiel. Sicher, ich spielte in einem höheren Level, aber ich war der Master oft the game. Dieses Feeling war viel zu schön, um daran kaputt zu gehen, und ich verglich es mit der Fahrt in einem Rennwagen. Schnell fahren, aber den Fuß über der Bremse.

      Passender wäre der Vergleich, in ein Flugzeug zum Fallschirmsprung zu steigen- mit kaputtem Schirm.

      Einstweilen aber merkte ich noch gar nichts, geschweige denn freien Fall, sondern ich saß glückselig im Straßencafe und überlegte, was mit diesem wunderbaren Frühsommertag anzufangen wäre. Ich beschloss meinem guten Freund Jogi einen Besuch abzustatten.

      Jogi war erst Lehrling und nun seit Jahren Kfz Geselle bei Merz&Papst, Stuttgart. Sie verkauften und warteten ausschließlich, Morgen, Aston Martin, Bentley, Rolls Royce. Er war ein Eigenbrötler und Junggeselle. Er sehnte sich nach einer Frau, was er nie zu gegeben hätte und seine spröde Art stand jeder lockeren Kontaktaufnahme im Weg. Umso mehr schätzte ich ihn als Freund. Einmal hatte er eine unglückliche Liebe, aber mehr ergab sich nicht. Er stand sich selbst im Weg. Wäre er nicht mit Mite 30 gestorben, ich bin mir sicher, er hätte jemand kennengelernt.

      Sein Chef, lief ständig mit einer karierten Schottenmütze zwischen den Luxuskarossen herum und soff sich langsam zu Tode. Einige Jahre später fiel er im Suff von seiner Segelyacht in Finnland und ertrank.

      Jogi arbeitete von Mo bis Fr um 17 Uhr und in seiner Freizeit tüftelte er an Elektrogeräten und Röhrenradios rum. Er baute mir aus einem alten Philips Radio und Plattenschrank eine Box für die E-Gitarre. Oft spielten wir zusammen irgendwelche Blues Stücke. Er trank gerne Bier und war auch den Pulvern, ab und an sehr zugetan.

      Jogi wohnte in Stuttgart Botnang. Früher ein eigenes Dorf, hinter den Hügeln des Stuttgarter Westens. Er bewohnte dort ein Einzimmer Apartment im Erdgeschoß, mit separater Küche und extra Bad/WC.

      Auf Klingel oder Telefon reagierte er nur, wenn er Lust drauf hatte, aber irgendwie gelang es mir immer, zu ihm vor zu dringen.

      Ihn würde ich nun besuchen, denn er hatte Urlaub.. Ich trank meinen kalten Kaffee aus, zahlte, schwebte zu Vespa, stieg wieder ab und kotze in die Begrünung.

      Dann zog ich den Helm doch auf, ließ den Roller an, den ich mir vor einem Jahr nagelneu gekauft hatte und düste los in Richtung Botnang.

      Vor Wohlbefinden fuhr ich Schlangenlinien und betrachtete die Ampeln nur als unverbindliche Empfehlung, was angesichts des kaum vorhandenen Verkehrs, es war noch nicht mal Mittag, kein Problem war.

      Ein herrlicher Tag

      Zehn Minuten später fuhr ich durch das verschlafene Botnang. Ich mochte diesen Stadtteil und hatte seit Jahren immer wieder Freunde von hier. Außerdem hatte ich meine Lehrzeit hier verbracht und meine Stammpizzeria lag hier.

      Ich stellte den Roller ab, klingelte.

       Ja. Hallo?

       Tach, ich bins.

      Der Öffner summte und ich trat ein. Drei Stufen, dann rechts und man stand vor der Wohnungstüre.

      Jogi hatte gerade am Schreibtisch an etwas gebastelt und war recht aufgeräumter Stimmung.

       Und sonnst?

       Joooo.- sagte er.

       Und was gibt es Neues?

       Was solls geben.- leicht genervt- willst ein Bier?

       Nee.

      Ich gab mir Feuer, setzte mich in eines der zwei braunen Sofas, die er mal aus dem Verkaufsraum seiner Firma geerbt hatte. Dann erzählte ich ihm, von meinem Heroinerlebnis, vor zwei Wochen.

      Er erwiderte leicht bedauernd, dass der Kontakt zu seinem Bekannten, der alle halbe Jahr mal was Braunes besorgt hatte, abgebrochen war.

       Wenn du eine hochlassen willst, gib mir mal Klinge und deine Kunststoffplatte.

       Hast Du etwa was da?

      Ich hatte schon das Pack in der Hand und hielt es hoch.

      Er war wie ausgewechselt.

       Hey, kannst Du mir was verkaufen- fragte er

       Ich kann Dir sogar was schenken, wenn Du mir endlich das Werkzeug gibst.

      Im Nu hatte ich alles und machte uns zwei Lines, für ihn eine fette. Dann plapperten wir beide los. Woher, Wie, Wann und immer wieder Freude. Ich blieb zwei Stunden und fuhr dann gegen halb drei, bei herrlichem Sonnenschein, die ca. 3,5 km nach Hause. Ich ließ Jogi noch für 80 Mark was da.

      Das Wetter war bombig. Wegen mir hätte aber auch ein Schneesturm sein könnenn, denn nach der zweiten Nase war ich nun richtig verladen. Die Fahrt war ein Genuß, ich musste aufpassen, dass ich vor Wohlbefinden nicht die Augen schloss. Nun hatte ich doch ein wenig Sorge, dass Yvonne etwas merken würde und vielleicht fragen würde, wo ich her käme. Tat sie aber nicht, denn sie war gar nicht da.

      Oben in meiner Dachwohnung war es heiß und stickig, also schnappte ich mir Sonnenbrille, Buch, Creme, Kippen und Feuer und nun doch ein Bier und ging in den Garten hinterm Haus. Er war nicht sehr groß, aber schön bewachsen und es gab sogar einen 2qm großen Tümpel. Ein Mini Biotop mit Frosch und Libellen. Hier hörte man nichts vom Straßenverkehr und konnte herrlich relaxen.

      Ich lag, mal in der Sonne, mal im Schatten, las U.Eco, trank Schlückchen weise Bier und ging stündlich hoch zum kotzen.

      Gegen sechs kam Yvonne mit ihrem Sohn Marvin, 1 Jahr alt. Nicht mein Kind, aber ich mochte ihn gerne.

      Ich heizte den Grill an, Yvonne machte einen großen Salat und zwei befreundete Paare, (alles frühere Freunde von mir), kamen zum essen und wir verbummelten einen lauen satten Sommerabend.

      Marvin war, überwacht mit dem Babyfon längst im Bett. Im Stockdunkel und leicht angeheitert stolperten wir durchs Treppenhaus. Ich nahm ihr das Weinglas aus der Hand, warf die Zigarette ins Waschbecken und bugsierte sie in Richtung Bett.

      Obwohl ich immer noch vom H verladen war, wurde ich ziemlich scharf. Wir zogen uns gegenseitig aus und liebten uns seit längerer Zeit mal wieder. Ausgiebig, bestimmt eine Stunde lang.

      Später erwachte ich. Ich war zufrieden mit dem Leben, fast glücklich. Ich betrat im Wohnzimmer den Balkon, nackt wie ich war, und rauchte eine Camel. Und ich dachte an das Briefchen mit Heroin. Ich lächelte nicht mehr.

      Am kommenden Tag, Montag hatte ich ja frei. Yvonne war schon längst mit Marvin unterwegs. Ich hatte sie nicht gehen hören, sondern nur im Halbschlaf mitbekommen, wie sie mir einen Kuss gab und tschüss sagte. Ich war noch zweimal nachts erwacht. Beide Male galt der erste Gedanke dem Heroin.

      Als ich erwachte, war es zehn. Ich fühlte mich leicht benommen und hatte einen Nikotinkater,


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