Im Bann des Schattenwaldes. Heike Rau

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Im Bann des Schattenwaldes - Heike Rau


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      Heike Rau

      Im Bann des Schattenwaldes

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Klappentext

       Prolog

       Erster Teil

       Zweiter Teil

       Dritter Teil

       Impressum neobooks

      Klappentext

      Sechs wahre Hexen hat der raffinierte Hexenmeister Rostropow vor dem Scheiterhaufen retten können, indem er die Leute getäuscht und als Scharfrichter durch die Lande gezogen ist. Er hat sich mit ihnen im Schattenwald in einer alten Klosterruine verschanzt und den ganzen Wald mit einem Bann belegt, sodass niemand ihn betreten kann.

      Zuerst sind die Frauen froh, dass die Hexenjagd beendet ist. Doch Rostropow erweist sich als böse und herrschsüchtig. Seine Gedanken gelten seinen zukünftigen Nachkommen, mit denen er seine Macht zurückerobern will.

      Die sechs Hexen sind von diesem Plan nicht begeistert, können aber nicht fliehen, denn der Bann verwandelt sie in Wölfe, sobald sie die Klosterruine verlassen. Sie können nichts tun, wissen aber, dass sie sich, wären sie sieben Hexen, gegen Rostropow zur Wehr setzen könnten.

      Durch die Kristallkugel sehen sie, dass es tatsächlich noch eine siebente Hexe gibt. Tessa wurde kurz vor dem Tod ihrer Mutter unbemerkt in einem dunklen Kerker geboren und lebt nun in einem Dorf bei Pflegeeltern. Zur jungen Frau herangewachsen, ist sie den Dorfbewohnern bald ein Dorn im Auge. Hübsch, wie sie ist, mit ihren langen roten Haaren und den seltsam smaragdgrünen Augen. Angeblich tanzt sie nachts für den Teufel. Die Gerüchteküche brodelt und Lambert, ein Arzt, der die wenigen Dörfer der Gegend betreut, sieht mit Sorge den Hexenwahn wieder aufflammen. Tessa denkt, sie hat Glück, als sie dem Hexenrichter in letzter Minute entkommt. Aber am Rande des Schattenwalds lauern schon die Wölfe.

      Prolog

      Die Menschenmenge stand dicht gedrängt um den Scheiterhaufen. Alle Anwesenden waren neugierig und tuschelten hinter vorgehaltener Hand. Ein Raunen ging durch die Menge, als die gefesselte Hexe endlich unter schwerer Bewachung aus dem Gefängnis geführt wurde.

      „Jetzt gibt es kein Entrinnen mehr!“, schrie eine aufgebrachte Frau. „Du richtest keinen Schaden mehr an!“

      Aber Miranda hatte keine Angst, nicht um sich selbst. Sie ließ sich ohne Gegenwehr die schräg angestellte Leiter zum Scheiterhaufen hinauf schieben. Ein Leinensack wurde ihr unsanft über den Kopf gezogen, um die Menge vor ihrem bösen Blick zu schützen. Eilig, als könnte sie noch flüchten, band man sie an den Pfahl, der aus den Holzscheiten ragte.

      Der Pfarrer der kleinen Stadt redete ein paar Worte, aber die Menge wurde immer unruhiger. „Nun macht schon!“, schrien die Leute. „Wir wollen die Hexe brennen sehen!“

      Der Scharfrichter trat mit einer brennenden Fackel an das aufgeschichtete Holz. Er war zufrieden mit sich. Er hatte Miranda nicht lange foltern müssen. Daumenschrauben hatten genügt, um sie zum Geständnis zu bringen. Er stieß die Fackel in den Holzstoß und bemerkte nicht, wie die ersten Wolken sich zusammenzogen. Als die Scheite anfingen zu brennen, kam ein fürchterlicher Wind auf. Die Menschen sahen sich besorgt um. Ausgerechnet jetzt. Der Sack flog von Mirandas Kopf. Ihre Augen sprühten Funken, als sie zum Himmel schaute. Erschrocken mussten die Zuschauer mit anschauen, wie Miranda ihre Arme zum Himmel hob, als wäre sie nie gefesselt gewesen. „Verflucht seid ihr!“, schrie sie mit donnernder Stimme. Dann schlugen die Flammen, vom Wind angefacht, über ihr zusammen.

      Das Unwetter war nicht mehr aufzuhalten. Die Menschen stoben auseinander, als Dachziegel, Unrat, Äste und brennende Holzstücke auf sie niederprasselten.

      Nachdem Miranda aus dem Gefängnis geführt worden war, trat eine alte Frau durch die Hintertür des Gefängnisses ein. Eine Verkleidung war überflüssig gewesen, denn sogar die Wärter waren hinausgegangen, um dem Spektakel beizuwohnen. Ein einziger Gefangener hatte sich in seiner Zelle befunden, aber der war eifrig bemüht gewesen, sich an den Gitterstäben seines hoch gelegenen Fensters hinaufzuziehen. Vielleicht könnte er ja sehen, was da draußen vor sich ging. Er hatte also kein Auge für die Frau gehabt, die eilig auf Mirandas Zelle zugesteuert war. Sie hatte ihren Holzeimer abgestellt und begonnen, das modrige Stroh, das als Bettstatt gedient hatte, zu durchwühlen, bis sie das kleine Bündel gefunden hatte.

      Miranda hatte das Baby erst vor zwei Tagen geboren. Die ständig betrunkenen Wärter hatten nichts bemerkt. Jammerlaute und Wehgeschrei waren für sie alltäglich. Außerdem mieden sie ohnehin die Nähe der Gefangenen, die als Hexe abgeurteilt waren. Viel, viel schwieriger war es gewesen, die Schwangerschaft vor dem Scharfrichter zu verstecken. Aber da sie in viele Lumpen gewickelt war, hatte er sie nicht nur für schmutzig, sondern auch für fett gehalten. Unter der ersten Folter hatte sie gestanden, sodass der Hexenrichter darauf verzichtet hatte, sie ausziehen zu lassen, um nach Hexenmalen auf ihrer nackten Haut zu suchen.

      Das Baby gab keinen Mucks von sich, als wüsste es genau, dass es still zu sein hatte. Die alte Frau legte es in ihren Eimer zu den Putzlumpen und deckte es zu. Dann trat sie wieder ins Freie. Ein Blick nach oben verriet ihr, dass sie sich beeilen musste. Die Wolken zogen sich bereits zusammen.

      Sie lief aus der Stadt hinaus. Dorthin, wo die Zirkuswagen auf sie warteten.

      „Schnell, schnell!“, rief sie und sprang auf einen der Wagen. „Wir müssen weg, es ist nicht mehr viel Zeit.“

      Als sie sich später umsah, stand eine große schwarze Rauchwolke über den Resten der kleinen Stadt. Die Frau lächelte zufrieden und drückte ihre Enkeltochter liebevoll an die Brust.

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