Unterwegs zum Horizont. Bernd Majewski

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Unterwegs zum Horizont - Bernd Majewski


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vor 8 dort.

      Die Werkstatt erwacht gerade.

      Viele Autos, die auf den Zentimeter in die Werkstatt eingeparkt waren, werden wieder auf die Plätze rund um die Werkstatt verteilt.

      Frühstück hatten wir ausgelassen, um ja pünktlich zu sein. Jetzt haben wir Zeit, Kaffee zu kochen.

      Gegen 8:30 kommt der Servicemann.

      > I´m very sorry, they brought all the spare parts, we ordered yesterday, but they did´nt send your Pieces. I´m so sorry. <

      Scheiße.

      An der Rezeption treffen wir auf einen weiblichen Cerberus:

      Touris wollen wir hier nicht. Die bringen nur unseren Tagesablauf durch-einander. Wir sind ohnehin unterbesetzt, all das steht in ihrem Gesicht.

      Doch dem Techniker ist das alles ein wenig peinlich:

      > Ah, wait, we have a red telefon. If we need urgently, we get ordered piece up to two o clock on the same day. <

      Der Cerberus knirscht mit dem Gesicht, kann aber nicht verhindern, dass unser Servicemann telefoniert.

      Also: Try again at 2 o clock p.am.

      Na denn, wenn wir hier schon gängige Ersatzteile schlecht bekommen, wie soll das erst in Frankreich oder Spanien werden.

      Wir warten.

      Kirche besichtigt.

      Stadthus angeschaut.

      Es regnet zum Glück nicht, ist aber nicht warm.

      Außerhalb der Stadt kennen wir schon ein Plätzchen am Strand, wo man ein Schläfchen machen und spazieren gehen kann.

      Aus Frust habe ich mir ungepulte Krabben gekauft. 200 gr. = 3,80 €. Schweineteuer, aber frische Krabben bekommen wir sonst nicht.

      Krabben, ein kleines Bier, ein Schläfchen.

      Dietlinde liest ein-zwei Seiten und macht dann auch die Augen zu.

      10 vor 2 stehen wir wieder vor der Werkstatt.

      Kein Stoßdämpfer.

      > Please wait. May be in twenty minutes. <

      Und tatsächlich.

      Um 2:30 ist er da. Aber nicht einer, nein, gleich zwei.

      Ich erinnere mich, dass vorn auch gleich zwei ausgetauscht wurden.

      Das muss wohl so sein.

      Der Techniker bestätigt das. Wegen der Schwingung oder so.

      Ungleiche Federung darf wohl nicht sein.

      Bei den Reifen machen die das auch immer paarweise.

      Es wird schon stimmen.

      Ruck zuck, in einer halben Stunde ist alles fertig. Noch mal den Keilriemen der Lichtmaschine nachziehen und der Wagen steht wieder draußen.

      Ich hatte vermieden zu fragen, was das kostet. Dietlinde schimpft. Aber da es sich um eine offizielle Werkstatt handelt, glaube ich nicht, dass die uns abzocken. Die Werkstatt betreut auch Porsche und Belgien ist generell teuer, so rechnen wir mit 400 €.

      Es werden 360. Na gut.

      Kein Schlagen, Rütteln oder Quietschen mehr.

      Ich schaue mir die alten Stoßdämpfer an.

      Die sind wirklich hin. Sie haben immerhin 15 Jahre lang gehalten.

      Meckern kann man da nicht.

      Wir gleiten auf neuen Dämpfern glücklich durch einige Badeorte und machen ein paar Kilometer auf der Schnellstraße gut, da man hier schlecht an den Strand kommt.

      Alles abgesperrt.

      Entweder man muss den Wagen an der Straße stehen lassen und zu Fuß über die Dünen marschieren oder man kann für 1 € je Stunde auf einem Parkplatz stehen.

      Es ist kalt und windig.

      Und dann noch auf einem öden Parkplatz zahlen müssen??

      Frankreich

      Kurz nach Calais finden wir eine Raststelle, auf der wir einen Rundumblick aufs Meer nach Calais und rüber nach England haben.

      In Frankreich sind Raststellen sehr oft großzügig ausgebaut.

      Wohnmobile sind hier extra erwünscht.

      Auf einer solchen stehen wir, weit weg von der Autobahn, auf einer extra für uns freien, kleinen Parkbucht. In der Ferne verschwindet eine schwimmende Stadt, ein Passagierdampfer, hinter dem Hügel. Es ist endlich warm.

      Sonne und Wein.

      Die Englische Küste ist immer klarer zu erkennen.

      Weiße Klippen.

      Aus dem Radio tönt Wagner: Tristan und Isolde.

      Sonnenuntergang über dem Meer.

      Englands Lichter beginnen zu funkeln.

      Alles ist gut.

      6.8.

      Die Nacht ist ruhig.

      Morgens Sonne und englische Felsenküste ganz nah.

      Geschäfte, waschen, Frühstück und los.

      Es wird heute wohl viel Sonne geben.

      Wir genießen noch immer die neuen Dämpfer und biegen bei Abbeville auf die Küstenstraße ab.

      Hügelige Landschaften.

      Die Bauern sind mitten in der Korn- und Flachsernte.

      Die Normandie assoziiert noch immer Krieg.

      Das belastet uns aber nicht.

      Wir suchen Küste und Wasser.

      Die Küstenstraße über Dieppe nach Fécamp erweist sich zwar als gemütliches kleines Sträßchen, aber von Küste ist weit und breit nichts zu sehen.

      Innerhalb von 50 km kann man gerade mal an zwei Stellen ans Wasser. Und da sind natürlich die Franzosen.

      Zu Hauf!

      Die Eröffnung eines Sommerschlussverkaufs mit Schnäppchen ist nichts dagegen. Das Auto in der Sonne parken, 100te von Metern zum Strand traben, um dann inmitten von Fleischbergen am Strand zu liegen, nein danke.

      Nicht mit uns.

      Wir tuckern über Le Havre weiter an Caen vorbei nach Bayeux.

      Südlich Le Havre schwingt sich die Straße mit zwei schönen Brücken über die breite und mächtige Seine, die Lebensader Frankreichs.

      Bei uns wären das Zweckbauten. Zack, zack und rüber.

      In Bayeux gibt es einen riesigen Wandteppich von 50 cm Höhe und 70 Metern Länge zu besichtigen. 58 gestickte Szenen von der Eroberung Englands durch die Normannen (1066), und – doch wieder alte Steine – eine der schönsten Cathédrale Notre-Dame (ab 11. Jahrhundert).

      Unglaublich groß und schön.

      Wie viele Generationen haben daran gebaut und mit Blut bezahlt?

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      Die Normandie ist platt und von Wasserkanälen durchzogen.

      29 °, angenehm.

      Nördlich Bayeux finden wir ein Nachtplätzchen abseits von der Omaha- Ohio - Beaches – so nennen die Franzosen ihre Strände hier - an einem kleinen Kanal.

      Es gibt zwar immer wieder Parkplätze für Wohnmobile, aber die sind nicht sonderlich schön. Wenn es nicht anders geht, aber wenn doch, dann bitte mit Panorama oder so.

      Das Kanalwasser schwappt, die Sonne scheint, es ist angenehm bei Wein, Käse und Baguette.

      Es ist 22 Uhr, es dämmert bereits, da stellt sich forsch ein Holländer vor die Nase unseres Busses.

      Der Platz ist halt sehr begrenzt hier.

      Vater


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