"Take Care!". Hermine Stampa-Rabe

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      „Take Care!“

      Mit dem Fahrrad durch die Staaten. Ein Erlebnisbericht

      Hermine Stampa-Rabe

      published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

      Copyright: © 2012 Hermine Stampa-Rabe

      Illustrationen von Hermine Stampa-Rabe

      ISBN 978-3-8442-2991-2

      Hermine Stampa-Rabe

      Georg-Pfingsten-Str. 19

      D-24143 Kiel

      Tel.: 0431-735565

      e-mail: [email protected]

      Für mein Kläuschen

      !!! Hunde !!!

      Meine größten Angstgegner waren nicht die Berge, sondern die vielen großen Hunde, die mich täglich beißen wollten.

      Kentucky besteht überwiegend aus bewaldeten Bergen, den Appalachen. Verstreut lagen inmitten großer gepflegter Rasen Einfamilienhäuser und landwirtschaftliche Betriebe etwas zurückliegend an der Straße, auf der wir fuhren. Keines dieser Anwesen besaß einen Zaun, um das Grundstück einzufrieden. Gegen ungebetene Gäste hielten alle Hausbesitzer einen oder mehrere Hunde, die frei herumlaufen konnten. Ein Rennradfahrer hätte ihnen vielleicht aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit entkommen können, aber ich mit meinem mit 40 Pfund bepackten Rad war dazu nicht in der Lage. Darum mußte ich mich jedem Hund stellen.

      In Kentucky startete ich mal wieder sehr früh und als Erste. Alle anderen schliefen noch. An diesem einen Tag zählte ich mal alle Hunde, die giftig bellend zu mir auf die Straße gelaufen kamen, um mich zu beißen. Ich kam auf die stattliche Zahl von 37 großen Hunden. Am frühen Morgen konnte ich mich noch mit meinem gekauften Pfeffer-Spray gegen sie verteidigen. Aber plötzlich war die Dose leer. Was nun? Ich suchte nach einem passenden Stock. Über Nacht war ein heftiger Gewittersturm über das Land gezogen. Aber die Bewohner hier reinigten sofort die Straße von allem, was da so heruntergefallen ist. Und Büsche standen nicht am Straßenrand, nur hohe Bäume oder nichts. Aber dann fand ich doch einen schön handlichen Stock. Den steckte ich hinter meinem Fahrradsattel quer unter den Expander, der meinen Schlafsack, die Schlafunterlage und das Zelt auf dem Gepäckträger festhielt. Natürlich verschanzte ich mich bei jeder Abwehraktion so, daß sich mein Fahrrad zwischen dem Hund und mir befand. Mit einem Stock fühlte ich mich wieder stark. Beim nächsten anstürmenden Hund stieg ich vom Rad. Das Tier blieb geifernd und bellend stehen und sah mich dabei böse an. Ich zog den Stock heraus, sah den Hund auch böse an und sagte zu ihm, daß ich ihn schlagen werde. Dabei schwang ich den Stock vor mir zischend durch die Luft und verstärkte das zischende Geräusch noch mit dem Mund. Der Hund kniff seinen Schwanz ein und sauste davon. Nun fühlte ich mich sicher. Ich radelte weiter. So ging es noch dreimal. Aber beim vierten Hund brach mir mein Stock in drei Teile, weil er ausgetrocknet war. Nur ein kurzes Stückchen verblieb mir in der Hand. Der Hund hatte es glücklicherweise nicht gesehen und war schleunigst verschwunden. Nun besaß ich wieder nichts zu meiner Verteidigung. In diesem Gebiet gab es keine Stöcke. Bei den nächsten Hunden versuchte ich es mit freundlichem Reden. Sie blieben wie immer, wenn ich abstieg, in einiger Entfernung bellend stehen. Wenn ich zu ihnen sprach, waren sie ruhig. Stieg ich aber wieder auf mein Rad und wollte weiterradeln, kamen sie in kurzen Sprüngen bellend hinter mir her. Sie waren schneller als ich. Also mußte ich wieder absteigen und mit ihnen sprechen. Wenn ich Glück hatte, kam der Besitzer heraus und rief seinen Hund zurück. Das war aber nur ganz selten der Fall. Dann stellte ich fest, daß ich, während ich mit dem Hund freundlich sprach, ganz langsam mit dem Rad weitergehen konnte. War ich aus seinem Hoheitsgebiet heraus, konnte ich ruhig aufsteigen und weiterfahren.

      Bei einem Einfamilienhaus funktionierte auch dieses Patent nicht. Der große mich giftig angeifemde Hund kam viel dichter an mich heran als die anderen. Ich hätte mir beinahe vor Angst in die Hosen gemacht. Während ich mit dem Hund laut sprach, schaute eine ältere Frau aus dem Fenster. Ich bat sie, den Hund doch bitte ins Haus zu holen. Sie kam heraus und rief den Hund. Der drehte sich noch nicht einmal zu ihr um. Sie kam ganz dicht an ihn heran. Dann lief er aber wieder weiter von ihr weg und bellte giftig weiter in meine Richtung. Ich bat sie, doch einen Stock zu holen, um ihn ins Haus zu treiben. Sie sah sich um, pflückte einen langen Grashalm, der sich vorne hinunterbog und ging damit zu dem Hund, um ihm damit zu drohen. Der sah sie nur verächtlich an und bellte mich weiter giftig an. Sie redete langsam und sanft auf ihn ein. Er ignorierte sie völlig.

      Als ein Autofahrer kam, der mein Notlage sah, war ich bald erlöst. Er stieg aus und jagte den Hund davon. Als ich weit genug entfernt war, holte ich tief Atem. Wie sollte das bloß noch weitergehen? Schließlich hatte ich nicht dauernd soviel Zeit; denn ich mußte doch meinen Campingplatz zeitig erreichen. Im bald zu durchradelnden Wald fand ich einen neuen langen und brauchbaren Stock. So konnte ich mich bis zum Abend meiner Plagegeister erwehren.

      Ich glaube, die Hunde hatten sich an der ganzen Straße morgens schon zugebellt:

      „Da kommt eine kleine Fahrradfahrerin mit vielen roten Packtaschen auf ihrem Rad. Ihr Pfefferspray ist alle und ihr Stock ist zerbrochen. Die könnt ihr ruhig beißen!“

      Vorwort:

      Als ich mir 1986 mein jetzt von mir wieder gefahrenes Rad in Itzehoe bei einem sehr guten Fahrradgeschäft für meine Bedürfnisse bestellte - es sollte leicht, für meine kleine Figur passend, normal große Laufräder, Schutzbleche, Beleuchtung, einen starken Gepäckträger und Bergschaltung haben - erzählte mir der Inhaber, Herr Kaina aus Itzehoe, daß er gerade eine Fahrradgruppe mit guten Rädern für die U.S.A.-Durchquerung von Ost nach West ausgerüstet hätte. Auf meine Frage, wieviel Kilometer das denn seien und er mir erwiderte, so zwischen fünftausend und sechstausend, da dachte ich, daß das doch überhaupt nicht möglich sein könne. Ich für meinen Fall hatte damals eigentlich nur gewöhnliche Wanderfahrten und Ferienfahrten in Deutschlands Süden und den 300 km Marathon rund um den Vättem-see in Schweden im Auge. Aber diese U.S.A.-Durchquerung konnte ich nicht vergessen, eben weil sie mir utopisch erschien.

      Die Jahre gingen ins Land.

      1990 las ich den Bericht eines deutschen Radwanderers, der die amerikanische Pazifikküste entlanggeradelt ist. Da erwachte auch in mir das Abenteuerfieber, diese Strecke zu radeln. 1992 setzte ich meinen Traum mit meiner Tochter Gudrun in die Tat um. Die wunderbare Landschaft und die freundliche Bevölkerung weckten in mir den Wunsch, noch öfter und vielleicht auch länger hier mit dem Fahrrad zu fahren.

      Da ich einem amerikanischen Radsportverein beigetreten war, erhielt ich von dort regelmäßig das Monatsblatt. Hierin las ich schon 1990, daß dieser Verein auch geführte Fahrradexpeditionen quer durch die Vereinigten Staaten unternimmt, die drei Monate dauern, da die Fahrradfahrer mit Packtaschen und Zelt unterwegs sind und auch abends regelmäßig kochen. Von diesem Verein kaufte ich mir Bücher, wie ich trainieren und mich ernähren sollte und setzte alles eisern in die Tat um.

      Zwei Herzen schlugen in meiner Brust: eins für meinen Mann, Kläu-schen, und eins für mein sportliches Abenteuer. Aber das zweite Herz gewann den Kampf. Als ich es meinem Kläuschen behutsam beibrachte, was ich vorhatte, war er schon halbtot vor Angst um mich. Schließlich kann er aus Angst vor einem Absturz nicht einmal mit dem Flugzeug fliegen. Allein schon bei dem Gedanken daran, daß ich zweimal über den Atlantik fliegen mußte, drehte sich bei ihm der Magen um.

      Kläuschen wußte, daß mich das Fahrradfahren glücklich machte und ich immer wieder zu ihm nach Hause zurückkam. Er selbst fuhr auch Fahrradtouren, nur nicht so große und anstrengende, oder wie er sagte: „Nicht solche verrückten!

      In Kiel vertraute ich mich ihm völlig an, wenn wir gemeinsam ausradelten. Er ist ein Wanderführer erster Güte. Waren wir gemeinsam unterwegs, fuhr ich hinter ihm her und konnte bei dem glücklichen Gefühl, in seiner Nähe zu sein, meine Seele baumeln lassen. Er sorgte für alles und bot mir Schutz.

      Schließlich fand er sich notgedrungen mit der Tatsache ab, daß ich die große Fahrradexpedition „TransAmerika mitfahren wollte. Er liebte mich


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