Jenseits des Himalaya. Murdo MacDonald-Bayne

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Jenseits des Himalaya - Murdo MacDonald-Bayne


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gelernt hatte, und als er zufrieden erkannte, dass die Reise nicht ver­gebens war, sagte er: „Ich bin wirklich froh über deine erfolgreiche Reise, aber du weißt, es ist nicht das

       Wirkliche

      . Es ist richtig, dass du die okkulten

       Wissenschaf­ten

      kennengelernt hast, aber du verstehst, dass die

       Wahrheit

      größer ist als alle diese Dinge.“

      Ich sagte: „Ja, das weiß ich, und es wird mir jeden Tag klarer“, und dann fragte ich: „Wie ist es mit den Einsiedlern in den Ber­gen, haben sie die

       Wahrheit

      gefunden?“

      „Nein, mein Sohn“, antwortete er, „du kannst die

       Wahrheit

      nicht auf dem Berg oder dem Meer finden und auch nicht, indem du Karotten isst oder dich den ganzen Tag auf deinen Bauchnabel konzentrierst. Du kannst sie auch nicht finden, indem du der Welt davonrennst, weil du die Welt bist. Es gibt keine Isolation, sie ist nur in des Menschen Denkweise erschaffen worden, sie ist die große Illusion. Zu diesem Zwecke habe ich dich hierher gebracht, damit du all das Falsche erkennst und dann wissen wirst, was das

       Wirkliche

      und das

       Wahre

      ist. Wenn du das Falsche nicht selbst verstehst, kann ich es dir nicht begreiflich machen. Du hast jahrelang im Ok­kulten geplanscht, darum möchte ich, dass du das

       Wirkliche

      und das

       Wahre

      gründlich kennenlernst, damit du frei sein kannst.

      Du wirst es niemals verstehen, mein Sohn“, fuhr er fort, „durch einen Glauben mittels bloßer Meditation oder durch Suggestionen; weder durch die okkulten Kräfte noch in der Zukunft oder in der Ver­gangenheit kann es gefunden werden, denn die Vergangenheit ist eine Erinnerung und die Zukunft ist eine Hoffnung, die mit Angst vermischt ist. All das stammt aus dem Geist, aber die

       Wahrheit

      liegt jenseits seiner.“

      „Nun“, fragte ich, „wie gelangen wir zur

       Wahrheit?“

      Er antwortete: „Ich kann dir nur die Wege zeigen, auf denen du nicht zur

       Wahrheit

      gelangst, und wenn du all diese Wege ge­funden hast, auf denen du nicht zur

       Wahrheit

      gelangen kannst, wirst du die

       Wahrheit

      finden: Dann wird sie deine sein und nicht die anderer, was bloß eine Nachahmung ist.“

      Er fügte hinzu: „Du wirst sie durch bloßes Analysieren nicht fin­den, weil das bloß die Vergangenheit ausgräbt, doch die

       Wahrheit

      , die dich befreit, stammt nicht aus der Vergangenheit. Wenn du erkennst, dass der Prozess bloßer Analyse ein falscher Pro­zess ist, wirst du ihn ablegen; er wird wie alle anderen fal­schen Prozesse von dir abfallen.

      Was sich in deinem Geist befindet“, fuhr er fort, „ist tot; es ist keine lebendige Sache, aber auf der anderen Seite ist die

       Wahrheit

      das, was von Augenblick zu Augenblick lebt. Sie muss entdeckt werden, nicht bloß geglaubt, sie kann nicht berechnet bzw. im Geiste formuliert werden.

      Lebendig zu sein, das ist die

       Wahrheit;

      zu wissen, dass du das

       Leben

      bist und jeden Augenblick

       dessen

      zu leben, das ist die

       Wahrheit

      . Um das zu erkennen, muss dein Geist wachsam sein, gewahr sein, samt eines Herzens voller

       Liebe

      und frei von allem, was falsch ist; das ist die

       Wahrheit

      .

      Die meisten Menschen“, fuhr er fort, „wollen nicht lebendig sein; sie wollen gebettet werden, um der Welt zu ent­kommen, sie wollen sich den Dingen nicht stellen; wie die Kinder wollen sie sich hinter Mutters Schürzenbändern verste­cken, zum Schutz vor dem Sturm – und was ist der Sturm? Ist er nicht unsere Beziehung zueinander? Wir müssen uns jener Beziehung jeden Augenblick bewusst sein. Aber wenn ich dich wie ein Stück Möbel behandle, gibt es keine Bezie­hung zwischen uns. Eine wahre Beziehung gibt es nur, wenn wir uns selbst verstehen; nur dann kann es Freiheit geben und in der Freiheit allein wird die

       Wahrheit

      offenbart.

      Wenn du mich liebst und einen anderen hasst, kannst du“, fragte er, „dann behaupten die

       Wahrheit

      zu kennen? Wenn du nett zu mir bist und lieblos zu einem anderen, kannst du dann sagen, dass du eine nette Person bist? Ist das nicht der Gipfel des Widerspruchs?“

      Ich sagte ihm: „So habe ich das noch nie gesehen.“

      „Nein, mein Sohn“, sagte er, „das kommt daher, dass du dich nicht verstanden hast, weder deine Gedanken, Beweggründe, Gefühle und Begierden noch wo­her und wie sie aufstiegen.

      Wenn du all die Dinge des Ichs loswirst, nur dann ist die

       Wahrheit

      zu erkennen. Es sind allein diese falschen Dinge, welche die

       Wahrheit

      daran hindern in dir zu gedeihen. Wenn dein Handeln im Widerspruch zur

       Wahrheit

      steht, wie kannst du die

       Wahrheit

      für dich beanspruchen?

      So gesehen“, fuhr er fort, „kannst du nicht jenem, was jenseits deines Begreifens liegt, Ausdruck verleihen, wenn du durch deine Erfahrungen beeinflusst bist, durch das, was sich in deinem Geist befindet; du wirst nur dem Ausdruck verleihen, was sich darin befindet. Was deinem Geist entspringt, ist nicht die

       Wahrheit

      . Wenn deine Handlungen bloß deinen Erfahrungen entstammen, dann befindet sich die

       Wahr­heit

      nicht in dir. Aber wenn deine Handlungen der Liebe zu deinem Nächsten wie zu dir selbst entspringen, wirst du der

       Wahrheit

      Ausdruck verleihen.

      Denkst du, dass ich dich schelte, mein Sohn?“, fragte er sanft… „Weit gefehlt, weil meine Liebe für dich größer ist als für mich selbst. Du kannst jetzt erkennen, dass die

       Wahrheit

      , die du kennst, auf dem beruht, was du gesehen, gehört oder gelesen hast, und sie deshalb oberflächlich sein muss. Zur Entdeckung der

       Wahrheit

      musst du dein Denken durchleuchten, um zu erkennen, was falsch ist, und alles, was du in deinem Geist für die

      


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