Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?. Rudolf Steiner
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LUNATA
Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?
© 1904 by Rudolf Steiner
Umschlagbild: Siebentes apokalyptisches Siegel,
Rudolf Steiner
© 2020 Lunata Berlin
Inhalt
Vorrede zur ersten Buchausgabe
Vorrede zum achten bis elften Tausend
Kontrolle der Gedanken und Gefühle
Die Bedingungen zur Geheimschulung
Über einige Wirkungen der Einweihung
Veränderungen im Traumleben des Schülers
Die Erlangung der Kontinuität des Bewusstseins
Die Spaltung der Persönlichkeit während der Geistesschulung
Leben und Tod. Der große Hüter der Schwelle
Vorrede zur ersten Buchausgabe
(dritte Auflage 1909)
Es erscheinen hiermit als Buch meine Ausführungen, welche ursprünglich als einzelne Aufsätze unter dem Titel »Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?« abgedruckt waren. Zunächst wird dieser Band den ersten Teil bringen; ein folgender wird die Fortsetzung enthalten. Diese Arbeit über die Entwicklung des Menschen zum Erfassen der übersinnlichen Welten soll nicht in neuer Gestalt vor die Welt treten ohne einige Geleitworte, welche ihr hiermit vorgesetzt werden. Die in ihr enthaltenen Mitteilungen über die Seelenentwicklung des Menschen möchten verschiedenen Bedürfnissen dienen. Zunächst soll denjenigen Personen etwas gegeben werden, welche sich hingezogen fühlen zu den Ergebnissen der Geistesforschung und welche die Frage aufwerfen müssen: Ja, woher haben diejenigen ihr Wissen, welche behaupten, etwas über hohe Rätselfragen des Lebens sagen zu können? Die Geisteswissenschaft sagt über solche Rätsel etwas. Wer die Tatsachen beobachten will, welche zu diesen Aussagen führen, der muss zu übersinnlichen Erkenntnissen aufsteigen. Er muss den Weg gehen, welcher in dieser Schrift zu schildern versucht wird. Doch wäre es ein Irrtum, zu glauben, dass die Mitteilungen der Geisteswissenschaft für den wertlos seien, der nicht Neigung oder Möglichkeit hat, diesen Weg selbst zu gehen. Um die Tatsachen zu erforschen, muss man die Fähigkeit haben, in die übersinnlichen Welten hineinzutreten. Sind sie aber erforscht und werden sie mitgeteilt, so kann auch derjenige, welcher sie nicht selber wahrnimmt, sich eine hinreichende Überzeugung von der Wahrheit der Mitteilungen verschaffen. Ein großer Teil derselben ist ohne weiteres dadurch zu prüfen, dass man die gesunde Urteilskraft in wirklich unbefangener Weise auf sie anwendet. Man wird sich nur nicht in dieser Unbefangenheit stören lassen dürfen durch alle möglichen Vorurteile, die einmal im Menschenleben so zahlreich vorhanden sind. Es wird zum Beispiel leicht vorkommen, dass jemand findet, dies oder jenes vertrage sich nicht mit gewissen wissenschaftlichen Ergebnissen der Gegenwart. In Wahrheit gibt es kein wissenschaftliches Ergebnis, welches der geistigen Forschung widerspricht. Doch kann man leicht glauben, dass dieses oder jenes wissenschaftliche Urteil zu den Mitteilungen über die höheren Welten nicht stimme, wenn man nicht allseitig und unbefangen die wissenschaftlichen Ergebnisse zu Rate zieht. Man wird finden, dass, je unbefangener man die Geisteswissenschaft gerade mit den positiven wissenschaftlichen Errungenschaften zusammenhält, um so schöner die volle Übereinstimmung erkannt werden kann. Ein anderer Teil der geisteswissenschaftlichen Mitteilungen wird sich allerdings mehr oder weniger dem bloßen Verstandesurteile entziehen. Aber es wird unschwer derjenige ein rechtes Verhältnis auch zu diesem Teile gewinnen können, welcher einsieht, dass nicht nur der Verstand, sondern auch das gesunde Gefühl ein Richter über die Wahrheit sein kann. Und wo dieses Gefühl sich nicht durch Sympathie oder Antipathie für diese oder jene Meinung treiben lässt, sondern wirklich unbefangen die Erkenntnisse der übersinnlichen Welten auf sich wirken lässt, da wird sich auch ein entsprechendes Gefühlsurteil ergeben.
Und noch manch anderen Weg gibt es zur Bewahrheitung dieser Erkenntnisse für diejenigen Personen, welche den Pfad in die übersinnliche Welt nicht beschreiten können und wollen. Solche Menschen können aber gleichwohl fühlen, welchen Wert diese Erkenntnisse für das Leben haben, auch wenn sie sie nur aus den Mitteilungen der Geistesforscher erfahren. Ein schauender Mensch kann nicht ein jeder augenblicklich werden; eine rechte gesunde Lebensnahrung sind aber die Erkenntnisse des schauenden Menschen für jedermann. Denn anwenden im Leben kann sie jeder. Und wer es tut, wird bald einsehen, was das Leben mit ihnen auf allen Gebieten sein kann und was es entbehrt, wenn man sie ausschließt. Die Erkenntnisse der übersinnlichen Welten erweisen sich, richtig im Leben angewendet, nicht unpraktisch, sondern im höchsten Sinne praktisch. Wenn aber auch jemand den höheren Erkenntnispfad nicht selbst betteten will, so kann er doch, wenn er Neigung für die auf demselben beobachteten Tatsachen hat, fragen: Wie kommt der schauende Mensch zu diesen Tatsachen? Denjenigen Personen, welche ein Interesse an dieser Frage haben, möchte diese Schrift ein Bild von dem geben, was man unternehmen muss, um die übersinnliche Welt wirklich kennenzulernen. Sie möchte den Weg in dieselbe so darstellen, dass auch derjenige, der ihn nicht selbst geht, Vertrauen gewinnen kann zu dem, was ein solcher sagt, der ihn gegangen ist. Man kann ja auch, wenn man gewahr wird, was der Geistesforscher tut, dies richtig finden und sich sagen: die Schilderung des Pfades in die höheren Welten macht auf mich einen solchen Eindruck, dass ich verstehen kann, warum die mitgeteilten Tatsachen mir einleuchtend erscheinen. So soll also diese Schrift jenen dienen, welche in ihrem Wahrheitssinn und Wahrheitsgefühl für die übersinnliche Welt eine Stärkung und Sicherheit wünschen. Nicht minder möchte sie aber auch denjenigen etwas bieten, welche den Weg zu den übersinnlichen Erkenntnissen selbst suchen. Diejenigen Personen werden die Wahrheit des hier Dargestellten am besten erproben, welche sie in sich selbst verwirklichen. Wer solch eine Absicht hat, wird gut tun, sich immer wieder zu sagen, dass bei Darstellung der Seelen-Entwicklung mehr notwendig ist als ein solches Bekanntwerden mit