Mallorca mit allen Sinnen. Otto W. Bringer
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Imprint
Mallorca mit allen Sinnen
Otto W. Bringer
Schillinger Verlag Freiburg
Published by: epubli GmbH, Berlin
ISBN 978-3-7418-???
Titelgestaltung und Fotos vom Autor
E-Book Konvertierung:
sabine abels www.e-book-erstellung.de
Inhalt
Im Pullover zwischen Abendkleidern.
Weihnachten mit heißer Schokolade.
Fischsuppe aus dem Aluminiumtopf.
Hundert Kerzen und eine kalte Nacht.
Höllenheisse Gambas, himmelheller Wein.
Wo Londoner Banker Hemden kaufen.
Als die Tramuntana explodierte.
Die Nackten und die Schwarzen.
Isla d´amor.
In meinem Kopf wirbeln taudend Gedanken übereinander, untereinander. Schlagen Purzelbäume. Rose, meine geliebte Rose fliegt mit mir nach Mallorca. Ich werde wahnsinnig. Schöner Wahnsinn. Bilder im Kopf: Rose unter Kaskaden pinkfarbener Bougainvilleas am Ziegelsims unserer Finka.
Sehe sie flanieren auf Palmas Palmenalleen. Azulejos im Almudainapalast bewundern, auf den Stufen der Kathedrale La Seu innehalten. Rose vor dem Blau der cala Mondrago, so blau wie auf retuschierten Postkarten. Die ersten Spuren meiner Rose im Sand. Rose interessiert den Jungen beobachten, der ein ganzes Schwein am Spieß dreht. Von Mittag bis Abend. Bis es schmeckt wie es soll. Rose hingerissen vom roten Wein in grünen Gläsern. Deren Ränder weich geschmolzen wie Küsse sind. Zikadenchöre, die unsere Nächte erfüllen. Nichts mehr ohne meine Rose.
Unüberhörbar das Meer bei seinen pausenlosen Angriffen auf das steinige Ufer. Rauschen, klatschen, rauschen, klatschen. Drei Wochen lang. Und ganze Ewigkeiten davor und danach. Mir brennt die Insel wieder im Kopf, füllt Nase, Ohren und Bauch mit bitterer Süße. Wie aber wird Rose reagieren auf all das Wunderbare? Wird sie es so erleben wie ich? Es wäre der Himmel. Für die dreiundvierzigjährige Frau und den vierundfünfzigjährigen Mann.
Rose ist überhaupt nicht aufgeregt. Als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt, mit mir nach Mallorca zu fliegen. Und drei Wochen zu bleiben. Ob das gut geht? Ganz allein, wir zwei? Nach den vier Monaten, die wir uns kennen, lieben wir uns immer noch. Wage trotzdem nicht, mir vorzustellen, zwanzig heiße, lange Vierundzwanzigstundentage allein mit ihr zu sein. In einer engen Finka.
Ohne Fluchtmöglichkeiten. Besser darüber nicht nachgrübeln, sage ich mir. Lange gehegten Wünschen folgen ist das einzig Mögliche. Mit ihr zusammen sein. Aus ihren strahlenden Augen Zuversicht trinken. Den biegsamen Leib umfassen. Und küssen, was sich küssen lässt unter der Sonne. Was aber denkt Rose von alledem?
Es könnte ihr alles fremd sein. Italien kennt sie, liebt es mehr als Deutschland. Spanien kennt sie nicht. Die Menschen sind anders. Stolzer, distanzierter. Umarmungen erst, wenn man sich kennt und schätzt. Wie wird sie ihnen begegnen? Ich weiss es nicht. Vermutlich so, wie sie mir begegnete.
Rose erzählte mir einmal, dass alles Fremde sie anzieht. Sie will herausfinden, ob nicht ein Stückchen Glück darin steckt. Ein Widerstand, den sie besiegen könnte. Eine Schönheit, die sie noch nicht kennt. Vielleicht ist es viel mehr, als ich jetzt weiss. Ahne aber schon, sie besitzt ein sicheres Gespür für alles. Das begeistert oder warnt. Sie das tun lässt, was richtig ist. Ich dagegen bin einer, der sich blind in jedes Abenteuer stürzt. Ohne Alternative für den Fall des Falles. Jetzt nehme ich mir vor, achtsam zu sein.
Es steht zu viel auf dem Spiel. Will nach dem plötzlichen Tod meiner Frau endlich wieder glücklich sein. Und Rose glücklich machen. Mit allen Verlockungen der Insel und der Liebe. Mich selbst neu entdecken.
Erst einmal Koffer packen. Mein Gott, ist sie schnell. Und ordentlich wie meine Mutter. Kein Wunder, daß sie weiss, wo alles ist. Das Notpflaster da, wo man es schnell greift. In der Handtasche. Ich überlege: Wohin mit dem Fotoapparat? Umhängen? Lästig. Er wiegt fast ein Kilo. Oder ins Kleingepäck? Nicht zur Hand für den Schnappschuss.
Habe mir vorgenommen, Fotos meiner neuen Frau zu machen. Rose beim Einsteigen auf der Gangway. Rose im Fliegersitz Zeitung lesend. Rose mit der Tasse am Mund. Rose lachend. Roses Augendeckel geschlossen. Der blassblaue Lidschatten sollte an Marlene Dietrich erinnern. Alles das hatte ich mir vorgenommen.
Nur, wohin mit der verflixten Kamera? Höre ihre Stimme, leise, aber bestimmt: „Das Taxi ist da“. Also die Kamera rasch ins geöffnete Handgepäck. Reißverschlüsse ritsch ratsch zu. Fotoapparat ausser Reichweite. Schnappschüsse nicht möglich. Ärgere mich. Keine Ahnung, dass meine Rose mich ein paar Tage später zu viel schöneren Motiven animierte.
Taxi zum Flughafen. Einchecken. Mit Glück bekommen wir den einzigen Doppelsitz hinter der Kombüse. Können die Beine zwanzig Zentimeter weiter ausstrecken.
Rose schweigt. Reckt sich zu Recht. Nimmt die „WELT“, eine Zeitung mit