Kinderrechte und Kindheitsphilosophie: Dialog der Generationen. Werner Boesen
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©2019 Dipl.-Kfm. Werner Boesen
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Texts: ©Copyright by Dipl.-Kfm. Werner Boesen
Umschlaggestaltung: ©Copyright by Dipl.-Kfm. Werner Boesen
Verlag: Dipl.-Kfm. Werner Boesen
Robert-Schumann-Weg 3
67251 Freinsheim
www.wernerboesen.de
Druck: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin
ISBN 978-3-748520-71-9
Printed in Germany
Dialog der Generationen:
Statik und Dynamik des Kind-/Menschseins
Ich und Du sind Kinder der Natur und des Kosmos, für die Gläubigen Gottes Kinder (Joh 1,12; LUT).
Vorwort und Anerkennungen
Die vorliegende Arbeit entstand im Rahmen eines Projektstudiums an einer deutschen Universität zum Rahmenthema: Generationen, Zwischen Beständigkeit und Wandel. Mein Anliegen richtete sich auf die erste und zweite Generation des Menschseins, die Kinder und die Erwachsenen und bei den Erwachsenen auf die Elternschaft. Sodann suchte ich die wissenschaftliche Basisdisziplin und stellte fest, dass hier nicht nur eine Disziplin greift. Das Fundament meiner Analyse bot mir die Philosophie und die Integration menschlicher Basiserkenntnisse anderer Wissenschaftsdisziplinen wie die Psychologie, Soziologie, Pädagogik und Rechtswissenschaft. In der Philosophie bot sich mir eine Vielzahl von Teildisziplinen und ich wählte schließlich die Kindheitsphilosophie, eine junge Forschungsrichtung im amerikanischen Kulturraum. Im deutschen Sprachraum wird der Begriff der Kinderethik verwendet, der auf das sittliche Verhalten des Menschen abstellt und daher gegenüber dem allgemeinen Begriff der Philosophie eingrenzender Natur ist. Schon der Begriff Philosophie deutet in einer seiner möglichen Begriffsbestimmungen auf die „Liebe zur Weisheit“ und gab mir die Richtung für folgende Fragen: Was ist Liebe, was ist Weisheit und was verbindet beides im Hinblick auf die Kindheit im Menschsein? Das Rahmenthema im Projektstudium wies mich auf eine feste Beziehung hin, die Generationen, und ihre Agilität „zwischen Beständigkeit und Wandel“, die eines Dialoges bedarf, verbal und nonverbal. Den Anker dazu bot mir die Dialogphilosophie, eine vornehmlich religionsphilosophische Teildisziplin, die zwei Personen sowie mit Natur und Kosmos auch mehr differenziert beginnend mit einer Zweierbeziehung, die von Ich und Du. Schließlich war es auch von generellem Interesse die aktuelle Gesetzeslage zu Kinderrechten zu berücksichtigen. Als Basiswerk und –anliegen gelten hier die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen und deren Integration in nationale Staatsverfassungen, die einigen wenigen Staaten bisher gelungen ist. Es sei der Hinweis gestattet, dass auch die Kinderrechtskonvention, nicht nur im philosophischen Sinne, nicht allen kindlichen Erfordernissen gerecht wird. Dazu mehr in dieser Arbeit einschließlich einer religionsspezifischen Betrachtung am Beispiel des Christentums.
Die Arbeiten im Rahmen des Projektstudiums sollten einen gewissen Seitenumfang nicht überschreiten. Die Vorgabe orientierte sich an etwa 40 DIN A4 Seiten. Es war mir eine große Herausforderung, die Inhalte auf diese Seitenvorgabe zu begrenzen und es bleibt nicht aus, dass sich Fragen ergeben. Ich habe daher für die Verlagsveröffentlichung einen Fragenkatalog mit Antwortmöglichkeiten beigefügt. Außerdem war es mir ein Anliegen, diese Arbeit in einer deutsch-englischen Version herauszugeben, da die Kindheitsphilosophie im deutschen Sprachraum kaum präsent ist.
Ich danke insbesondere den Dozenten/Dozentinnen und Kommilitonen/innen des Projektstudiums für ihre Diskussionsbeiträge und Kritiken sowie Dr. phil. Laura Marwood für ihre Hilfe bei der Korrektur der englischen Übersetzung (separates ebook).
In liebevoller Erinnerung an meine jüngste Kindheit, widme ich diese Arbeit meiner geliebten Mutter und danke privaten, staatlichen und religiösen Gemeinschaften für loyale Bildungsexperten. („Loyal“ bedeutet der reinen Lehre verpflichtet. Dies schließt den Missbrauch aus. Das sollte auch schon im Begriff Bildungsexperte ausgedrückt sein, doch der Gebrauch einer Sache trägt das Risiko des Missbrauchs). Das Ich wächst am Du!
Einleitung
Die philosophische Betrachtung über Kinderrechte bezieht die gesamte Kindheit mit ein. Sie ist eingebettet in die Kindheitsphilosophie: „The philosophy of childhood has recently come to be recognized as an area of inquiry analogous to the philosophy of science, the philosophy of history, […]” (Matthews/Mullin). Es existieren verschiedene Theorien und kulturelle Verständnisse: „The modern conception of childhood is neither a simple nor a straightforwardly coherent one, since it is constituted by different theoretical understandings and cultural representations“(Archard 2015 S. 53).
Die Literatur behandelt das Thema Kindheit im modernen Verständnis seit 200 Jahren, die Wissenschaft seit 100 Jahren: “The conception is a very modern one inasmuch as literature has treated of childhood for only two hundred years, and science one hundred” (ebd.). Die Menschheit besteht im heutigen Verständnis seit rund 100.000 Jahren (Diamond S. 209) und es werden Kindheit und Erwachsensein unterschieden. Wissenschaftlich gilt Kindheit als eine Phase auf dem Weg zum Erwachsensein: “Developmental science views childhood as a stage on the road to adulthood, and the nature of the child as impelling her to the achievement of the adult capacities […]” (Archard 2015 ebd.). Kindheit bedeutet daher eine permanente Beziehung, eine Interaktion zu Erwachsenen und umgekehrt. Die Beziehung ist Kommunikation und Dialog zwischen Kind und Erwachsenem, ein Dialog zwischen Ich und Du. Eine theoretische Basis bietet die philosophische Anthropologie (allgemein die Lehre vom Menschen, siehe Lorenz 2014 in Brandt 2014 S. 470). Hauptmerkmal ist das dialogische Denken, auch als Dialogphilosophie bezeichnet (zur Begriffsdefinition siehe z.B. Hügli 2013 S. 189). Dabei übernimmt jeder Mensch stets beide Rollen, wobei Ich als aktive Rolle und Du als passive Rolle betrachtet werden (Lorenz 2014 in Brandt 2014 S. 487). Im „Ich-Du-Verhältnis“ begegnet sich das Ich im Anderen, das nicht nur Du als Mensch, sondern auch Ding oder Gott sein können (nach Martin Buber, siehe Gessmann 2009 S. 333). Das Wissen um die Erfahrung des Ich und Du „geschieht dabei empirisch beim Übergang vom Ich-Sagen in der frühen Kindheit zum Ich-Erleiden in der Pubertät“ (Lorenz 2014 S. 489). Für Ich und Du wird rationales Verhalten vorausgesetzt, es „dokumentiert sich in gegenseitiger Abgrenzung […] im besonderen durch Argumentieren-Können“ (ebd. S 478). Das Kind braucht daher im Erwachsenen einen verlässlichen Fürsprecher. Wo Verlässlichkeit und Verbindlichkeit Versagensrisiken beinhalten, ist dies auf Rechtspositionen abzusichern und durch die staatliche Gemeinschaft zu überwachen. Die folgende Ausarbeitung reflektiert zu differenzierende Kindheitsphasen im dialogphilosophischen Kontext und zeigt die wichtigsten dialogphilosophischen Rechtspositionen im Verhältnis Kindheit zu Elternschaft auf. Basis zum Abgleich von Rechtspositionen ist die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen (kurz UN-KRK). Eine eingehende Analyse dazu bietet Archard mit „Children: Rights and Childhood („[…] widely regarded as the first book to offer a detailed philosophical examination of children’s rights” (Archard 2015 erste