Das Original-Mayerling-Protokoll. Georg Markus
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Das Original-Mayerling-Protokoll
der Helene Vetsera: »Gerechtigkeit für Mary«
Georg Markus · Katrin Unterreiner
Das Original-
Mayerling-Protokoll
der Helene Vetsera: »Gerechtigkeit für Mary«
Mit 31 Abbildungen
Die Denkschrift der Helene Vetsera wurde für diese Ausgabe von der
Kaiserhaussammlung Plachutta zur Verfügung gestellt.
Besuchen Sie uns im Internet unter: www.amalthea.at
© 2014 by Amalthea Signum Verlag, Wien
Alle Rechte vorbehalten
Umschlaggestaltung: Silvia Wahrstätter, vielseitig.co.at Umschlagabbilungen: vorne: © Sammlung Rauch/Interfoto/picturedesk.com (links), © akg-images/picturedesk.com (rechts), hinten: © Kaiserhaussammlung Plachutta (Denkschrift der Helene Vetsera), © Amalthea Verlag (Helene Vetsera). Layout und Satz: VerlagsService Dr. Helmut Neuberger & Karl Schaumann GmbH, Heimstetten Gesetzt aus der Cambria 10,25/14,4 pt Printed in the EU ISBN 978-3-85002-863-9 eISBN 978-3-902862-83-9
Inhalt
KATRIN UNTERREINER
Die Denkschrift der Helene Vetsera
GEORG MARKUS
Meine zwei Begegnungen mit Mary Vetsera Nach dem »Grabraub« die »Denkschrift«
Das kurze Leben der Mary Vetsera
KATRIN UNTERREINER
»Dann kann ich beruhigt einstens vom Schauplatz verschwinden …«
Der Weg nach Mayerling – Chronologie einer Tragödie
Mayerling – Mythos und Wahrheit
HELENE VETSERA
Denkschrift – »Gerechtigkeit für Mary«
Die Kaiserhaussammlung Plachutta
Helene Baronin Vetsera. Historische Fotografie um 1880
KATRIN UNTERREINER
Die Denkschrift der Helene Vetsera
Der 125. Jahrestag der Tragödie, die sich in den frühen Morgenstunden des 30. Jänner 1889 im Jagdschloss Mayerling ereignete, ist Anlass, die vorliegende Denkschrift der Baronin Helene Vetsera aus der Kaiserhaussammlung Plachutta erstmals vollständig zu veröffentlichen, um die Ereignisse aus der Sicht der Familie Mary Vetseras zu schildern und das junge Mädchen, das damals bereit war, mit dem Kronprinzen zu sterben, in den Vordergrund zu stellen.1
Nachdem der Wiener Hof, um von den wahren Geschehnissen in Mayerling abzulenken, Mary Vetsera zunächst als hinterhältige Mörderin und schließlich als »todbringende Verführerin« des Kronprinzen diffamiert hatte, sah sich ihre Mutter genötigt eine Denkschrift zu verfassen, um die Ehre ihrer toten Tochter und in weiterer Folge auch jene ihrer Familie wiederherzustellen.2 Sie wollte sich vor allem gegen die Gerüchte wehren, sie hätte vom Verhältnis ihrer Tochter zum Kronprinzen gewusst und dieses sogar gefördert. Vielmehr sollte die zweifelhafte Rolle der Gräfin Marie Larisch-Wallersee, die bis dahin eine enge Freundin Helene Vetseras gewesen war und als Cousine des Kronprinzen beste Kontakte zum Kaiserhaus hatte, als Vermittlerin der Liaison sowie Alibi für geheime Treffen ihrer Tochter mit dem Kronprinzen offenbart werden. Als wichtige Zeugen, die es Marys Mutter im Nachhinein ermöglichten, die Chronologie der tragischen Ereignisse aus ihrer Sicht darzustellen, erwiesen sich Agnes Jahoda, die Tochter des Portiers im Hause Vetsera, die nicht nur Marys Kammermädchen, sondern auch ihre Vertraute war, sowie ihre ehemalige Klavierlehrerin und Freundin Hermine Tobis. Nach Marys Tod erzählte Agnes Jahoda, die bis dahin diskret geschwiegen hatte, Helene Vetsera schließlich alles, was sie von der Verbindung Marys zum Kronprinzen wusste, von den ersten Schwärmereien angefangen über die ersten Blickkontakte, Briefe und schließlich über Vermittlung der Gräfin Larisch die ersten Zusammenkünfte der beiden. Marys zweite eingeweihte Vertraute, ihre Freundin Hermine Tobis, stellte nach dem Unglück Helene Vetsera die Briefe, die ihr Mary geschrieben hatte, zur Verfügung, sodass diese ebenso wie die Aussage Agnes Jahodas in der Denkschrift zitiert werden konnten.
Marie Gräfin Larisch war als Freundin Helene Vetseras, Vertraute und Komplizin Mary Vetseras und Cousine Kronprinz Rudolfs eine der zentralen Figuren im Drama von Mayerling.
Helene Vetsera legte großen Wert darauf klarzustellen, dass die Denkschrift nicht gegen den Kaiser gerichtet war. So schrieb sie in einem Brief an einen befreundeten Wiener Aristokraten: »Die Denkschrift (…) war nicht gegen den Kaiser gerichtet, sondern geschrieben, um sie ihm zu übergeben. Er (der Kaiser) weiß es (…) und weiß auch von den Versuchen, die ich unternommen habe, damit sie ihm übergeben werde.«3 Vielmehr geht daraus klar hervor, dass das Obersthofmeisteramt – eigenmächtig, wie sie betonte – zu Beginn nicht nur die Familie Vetsera bewusst falsch informierte, sondern auch die kaiserliche Familie selbst, sodass die engsten Angehörigen der beiden Toten über einen ganzen Tag im Glauben gelassen wurden, Mary Vetsera hätte den Kronprinzen vergiftet. Mit diesem vor allem der Familie Vetsera gegenüber brutalen und herzlosen Vorgehen sollte erreicht werden, dass die verzweifelte Mutter ja nicht nach Mayerling fahre, um ihre tote Tochter abzuholen. Nur so konnten die wahren Umstände vertuscht und die bereits in Mayerling lauernden Journalisten vom beispiellosen Skandal abgelenkt werden, dass der Kronprinz ein junges Mädchen