Butler Parker 148 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 148 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Hals brechen oder sonstwas, aber es muß immer nach ’nem Unfall aussehen. Wir hier lieben keine Schlagzeilen.«

      »Es wird nur einen kurzen Nachruf geben«, versicherte Rickman seinem Gastgeber und Klienten, »so, und nun zur Sache! Wo finde ich Spitzel, die Nachrichten handeln? Genau da werde ich nämlich den Hebel ansetzen. Eine Figur, die inzwischen fünfmal erfolgreich auf Polizeioffiziere geschossen hat, wird niemals den Mund halten – kann ich mir einfach nicht vorstellen. So ein Typ wird früher oder später prahlen.«

      »Ich werde Ihnen ein paar Namen und Adressen aufschreiben, Rickman. Ja, und dann viel Glück! Und sorgen Sie dafür, daß Sie nicht von Butler Parker hochgenommen werden.«

      »Unsinn, Waiden.« Rickman lächelte schief. »Seine Stunde hat bereits geschlagen, er weiß es nur noch nicht!«

      *

      »Die Londoner Unterwelt hat sich einen Spezialisten einfliegen lassen?« staunte Mike Rander.

      »Einen gewissen Mike Rickman«, bestätigte Josuah Parker, »die hiesige Unterwelt scheut offensichtlich keine Ausgaben, um dem Schützen das Handwerk zu legen.«

      »Ich bin sicher, daß dieser Benny Waiden die Wahrheit gesagt hat«, fügte die Detektivin hinzu, »ich brauchte ihm übrigens nicht lange gut zuzureden.«

      »Die Unterwelt von London ist in der Tat alarmiert«, berichtete Josuah Parker weiter, »durch die bereits bekannten Schüsse ist in diesen Kreisen an ein normales Arbeiten nicht mehr zu denken.«

      »Klingt logisch«, räumte der Anwalt ein, der tatsächlich wie ein bekannter James-Bond-Darsteller aussah, »und wie will dieser Spezialist den Schützen finden? Weiß die Unterwelt wenigstens in etwa, wo der Schütze zu finden ist?«

      »Dies, Sir, wird von Mr. Benny Waiden mehr als nur nachdenklich bestritten«, entgegnete der Butler, »vorerst scheint man vor einem Rätsel zu stehen.«

      »Und dann will ein Ortsfremder Erfolg haben?« schaltete sich Kathy Porter ein, die sich ebenfalls im Salon des Hauses der Lady Simpson befand. Sie sah in der Tat ein wenig zurückhaltend, fast scheu aus, erinnerte an ein Reh, das nur zu gern bereit war, schleunigst die Flucht zu ergreifen.

      »Besagter Mr. Rickman aus den Staaten wird sich wahrscheinlich erst mal mit sogenannten Spitzeln in Verbindung setzen«, meinte Josuah Parker, »dieses Verfahren bietet sich sozusagen an, wenn ich es mal so ausdrücken darf.«

      »Aha«, meinte Lady Agatha, »und was stelle ich mir darunter vor?«

      »Nachrichtenhändler der Unterwelt«, antwortete Mike Rander, »sie leben davon, Informationen zu kaufen und zu verkaufen. Sie haben ihrerseits wieder Spitzel, die ihre Ohren an jede Wand drücken.«

      »Und wo finde ich diese Subjekte?« fragte Lady Agatha. »Es ist ja klar, daß ich mich sofort einschalten werde.«

      »Mylady regten dies bereits an«, behauptete der Butler, »ich war so frei, Kontakt mit Mr. Horace Pickett aufzunehmen.«

      »Unser ehemaliger Taschendieb, Parker, ja?« Mike Rander lächelte.

      »Mr. Pickett wandelt seit geraumer Zeit nur noch auf dem sprichwörtlichen Pfad der Tugend«, erläuterte Parker, »er hat sein Hobby aufgegeben, wenn ich es mal so umschreiben darf.«

      »Sind Sie sicher, Parker?« wollte Rander amüsiert wissen.

      »Vor einigen Tagen, Sir, brachte Mr. Pickett eine gefundene Brieftasche zur nächsten Polizeistation«, versicherte der Butler, »er trennte sich von ihr ohne Bedauern.«

      »Ich schätze den guten Pickett«, meinte die ältere Dame, »er hat tadellose Manieren. Vielleicht werde ich ihn und sein Leben literarisch verwerten. Kathy, erinneren Sie mich daran, daß ich mir in den nächsten Tagen bereits entsprechende Notizen mache. Ein guter Stoff, Mr. Parker, finden Sie nicht auch?«

      »Bemerkenswert, Mylady«, antwortete der Butler, »Mr. Pickett wird sich geehrt fühlen.«

      »Hoffentlich ist er schneller als dieser Spezialist aus den Staaten«, sagte Mike Rander, »falls Rickman nämlich Erfolg hat, wird der geheimnisvolle Schütze sang- und klanglos von der Bildfläche verschwinden.«

      »Darf ich mich erkühnen, Sir, in diesem Zusammenhang einen Hinweis zu geben?« schickte Parker voraus.

      »Ich ahne bereits, was Sie sagen wollen«, behauptete die Detektivin, obwohl sie natürlich keine Ahnung hatte.

      »Mr. Rickman wird gegen Mylady einen gewissen Groll hegen«, redete der Butler weiter, »man sollte davon ausgehen, daß er und seine Begleiter alles daransetzen werden, eine gewisse Scharte auszuwetzen.«

      »Das wäre ja wunderbar«, freute sich die ältere Dame, »ich hatte schon befürchtet, dieser Fall könnte langweilig werden. Hoffentlich läßt der Lümmel aus den Staaten nicht zu lange auf sich warten.«

      Ihre Augen blitzten unternehmungslustig.

      *

      »Ob er gegen Schlagzeilen ist oder nicht, kann uns nicht kratzen«, sagte Mike Rickman zu Joe und Will, die erstaunlich unauffällig aussahen. Die drei Männer hielten sich in der kleinen Bar jenes Hotels auf, in dem sie von Benny Waiden untergebracht worden waren. Sie hatten sich vorn am Tresen Whisky ohne Soda gekauft und konnten sich in einer stillen Ecke ungestört unterhalten.

      »Wir pusten sie also um, wie?« fragte Joe.

      »Selbstverständlich«, gab Mike Rickman zurück, »ihr habt doch mitbekommen, wer so alles in Waldens Nachtclub gewesen ist. Da waren nur Leute aus unserer Branche vertreten. Die alle wissen doch, wie wir abserviert worden sind.«

      »Weil man uns vorher nicht richtig Bescheid gestoßen hat, Boß«, beschwerte sich Will, »sonst wäre die Panne niemals passiert.«

      »Genau, Jungens«, pflichtete Rickman seinen Mitarbeitern bei, »aber das ändert nichts an den Tatsachen. Wetten, daß spätestens übermorgen in New York bekannt wird, was hier mit uns über die Bühne gegangen ist?«

      »Die reinste Geschäftsschädigung«, ärgerte sich Joe.

      »Wenigstens«, meinte Mike Rickman, »unser Image ist schwer angeschlagen worden. Wir werden also erst mal mit diesem komischen Duo abrechnen.«

      »Möglichst noch in dieser Nacht«, schlug Will vor, »ich kenne die Adresse dieser alten Fregatte, ich hab’ sie von einem Typ, der für Waiden arbeitet.«

      »Und ob wir’s noch in dieser Nacht packen werden!« Mike Rickman nickte nachdrücklich. »Die Sache kann ja nicht besonders kompliziert sein. Gegen ’nen Schuß ist kein Kraut gewachsen.«

      »Und wie kommen wir ins Haus?« Joe lächelte und sah seinen Partner an.

      »Das ist meine Sache«, erklärte Will und lächelte zurück, »länger als drei Minuten werde ich kaum brauchen, bis ich das Türschloß geknackt habe. So was mach’ ich im Halbschlaf.«

      »Dann wollen wir nicht lange fackeln.« Rickman stand auf und trank sein Glas leer. »Nachdem wir das Duo zu Schlagzeilen verarbeitet haben, machen wir uns an den Irren, der hier die Polizeioffiziere zusammenknallt.«

      »’ne ulkige Kiste, Boß, daß wir im Grund für die Polizei arbeiten«, meinte Joe.

      »Ich kann die Brüder ja verstehen.« Rickman ging zum Ausgang der Hotelbar. »Sie haben keine ruhige Minute mehr und können praktisch nicht mehr arbeiten. Bei uns in den Staaten ist es doch auch so. Sobald mal ein Cop draufgegangen ist, konzentriert sich alles auf unsere Szene. Man kommt einfach nicht mehr zur Ruhe.«

      Die drei Männer trennten sich in der Halle des kleinen Hotels. Joe und Will fuhren in ihre Zimmer, um ihre Ausrüstung zu holen. Ihr Boß Rickman blieb in der Halle zurück, warf sich in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an. Er dachte immer wieder an Lady Simpson, die ihn mit ihrem Pompadour so zielsicher bearbeitet hatte. Er dachte aber vor allen Dingen an Butler Parker, der seine beiden Mitarbeiter mit dem Regenschirm außer Gefecht gesetzt hatte. Laut Benny Waiden war dieser Butler die eigentliche Schlüsselfigur.

      Joe


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