Mami Bestseller 17 – Familienroman. Carmen Lindenau

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Mami Bestseller 17 – Familienroman - Carmen Lindenau


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ion> Mami Bestseller – 17 –

      Seit ihrem sechsten Lebensjahr antwortete Jenny auf die Frage, was sie einmal werden wolle, stets: »Mami.«

      Später änderten sich die Formulierungen. Aus Mami wurde: »Mutter… am liebsten.« Und noch etwas später dann, während der Ausbildung: »Irgend etwas mit Kindern, erst beruflich, dann privat.«

      Das »erst beruflich« hatte sie nun. Sie war Kindergärtnerin geworden. Sie liebte Kinder, und die Kinder liebten sie.

      Das »dann privat« stand kurz vor der Tür. Sie war verlobt mit Claus Hübner, würde ihn bald heiraten, und dann…

      »Vier«, antwortete sie jetzt immer, wenn man sie fragte, wieviel Kinder sie haben wollte. »Vier mindestens.«

      Und jeder, der Jenny Amrast dabei ansah, glaubte ihr aufs Wort.

      »Du hast dir auch den richtigen Mann dafür ausgesucht«, behauptete Carola, die Kollegin, die ständig damit beschäftigt war, Jenny daran zu hindern, die Kinder zu sehr zu verwöhnen.

      »Wie meinst du denn das?«

      Jenny hatte eine unnachahmliche Art, die rechte Augenbraue zu heben.

      Ihr kleines, herzförmiges samtenes Gesicht mit den grauen Augen unter einer braunen Lockenfülle sah dann so blasiert aus wie das einer beleidigten Großherzogin. Jetzt sah sie so aus. Carola lachte.

      »Laß die Faxen! Ich meine damit, daß Claus genauso kinderjeck ist wie du.«

      Jenny hatte auf der Stelle wieder ihren normalen Gesichtsaudruck.

      »Na, gottlob!« sagte sie und biß in ihr Butterbrot.

      Es war Pause, Aufsicht hatten Petra und Irmgard. Sie lauschten eine Weile den endlich einmal ruhigen Geräuschen aus dem Frühstückszimmer, wo im Augenblick siebzig Kinder ihr Frühstück verzehrten und ihren Tee tranken.

      Nur hin und wieder klang ein Kichern auf, dann mal ein lauteres Wort, aber sonst war es friedlich. So friedlich war es nur um diese Stunde.

      »Die meisten Männer…« Carola blickte hinaus auf den Spielrasen, auf die Schaukeln, Klettergerüste und Rutschen, die bunt im Sonnenlicht aufleuchteten.

      Sie waren endlich frisch gestrichen worden. Grundgütiger Himmel. War das ein Kampf gewesen!

      Jenny war ein von Natur aus geduldiger Mensch. Aber jetzt dauerte es ihr doch zu lange.

      »Die meisten Männer?« half sie Carola, die wieder so aussah, als meditiere sie am hellichten Vormittag.

      Carolas Blick kam zurück.

      »Ah ja! Ich wollte sagen, die meisten Männer…«

      »Das…«, Jenny grinste, »hast du bereits gesagt!«

      »Unterbrich mich doch nicht dauernd!«

      »Schon gut, schon gut! Also, die meisten Männer…«

      »Die meisten Männer wollen heutzutage doch bloß noch ein Kind, und das möglichst erst, wenn das Auto da ist, die Wohnung oder das Haus und alles andere drum und dran.«

      Jenny kaute erst sorgfältig ihren Mund leer.

      »Sprichst du aus Erfahrung?« fragte sie dann Carola, hob die Thermosflasche, schaukelte sie, goß dann noch Kaffee ein.

      »Ja«, sagte sie.

      Eine Weile schwiegen sie. Jenny dachte an Claus, dachte daran, daß sie sich heute abend sehen würden, daß sie dann wieder ihre Pläne, ihre Zukunftspläne wohl zum hundertsten Male mit unverminderter Freude durchkauen würden.

      Ach, und diese Pläne – wie sie sich glichen. Ihre und Claus’. Sie hatten die gleichen Wünsche, die gleichen Vorstellungen von ihrem gemeinsamen Leben…

      Sie sah Carolas ruhiges Gesicht. Eigentlich wußte man nie so recht, was sie dachte. Aber das war ja bei vielen Leuten so, die nicht richtig glücklich waren.

      »Wenn ihr erst verheiratet seid«, sagte Jenny und lächelte, »dann sieht das schon anders aus.«

      Carola war nur zwei Jahre älter als Jenny, aber sie sah sie jetzt an, wie eine lebenserfahrene Glucke ihr noch flaumiges Küken betrachtet.

      »Hast du eine Ahnung! Dann geht es erst richtig los! Dann wird gemeinsam gearbeitet, dann wird Geld verdient! Und dann können wir uns erst richtig was leisten!«

      Die Bitterkeit in ihrer Stimme war unüberhörbar.

      »Das wußte ich ja gar nicht.«

      »Ich habe ja auch nie darüber gesprochen.«

      »Aber… aber mit Walter hast du doch sicher gesprochen?«

      Carola stand auf und reckte ihre Wirbelsäule. Sie saßen in den Kinderstühlen. Reine Gewohnheitssache, sich darin wohl zu fühlen. Nur nicht, wenn man es mit der Bandscheibe hatte, wie Carola.

      »Er hat gesprochen«, sagte sie zu einem der kindlichen Gemälde, von denen eine lange Reihe an die Wand geheftet waren.

      Es waren knallbunte Bilder, phantasievoll bis zur Unkenntlichkeit, aber mit großer Begeisterung gemalt.

      »Und du? Ach, du liebe Zeit! Ich habe gar nicht richtig nachgedacht, zu Anfang…«

      »Anfang! Seitdem hat der Rhein dreimal Hochwasser gehabt, Teuerste. Wie sieht es denn jetzt bei euch, beziehungsweise bei dir aus?«

      Carola setzte sich auf den runden Basteltisch und streckte ihre Beine aus. Sie sah auf ihre gelben Sandalen.

      »Ich glaube, ich habe den Zeitpunkt verpaßt.«

      »Unsinn!«

      »Doch, doch! Was man im Anfang nicht gleich klarstellt, tja, das läßt sich dann eben nicht mehr regeln.«

      »Mach doch keine Witze! Du wirst doch wohl imstande sein, ihm zu sagen: Hör mal, mein Herzblatt, oder wie du ihn nennst, ich will kein Auto…«

      »Oh«, unterbrach Carola sie, »das will ich schon, aber nicht nur!«

      »Laß mich doch mal zu Ende reden! Also, ich will kein Auto, jedenfalls nicht nur, ich will auch nicht nur für Stuß und Staat arbeiten. Ich möchte Kinder haben, und zwar nicht nur eins, und ich will dir sagen…«

      Jennys Augen waren rund geworden, und ihre Rede wurde von schnellen, beinahe südländischen Handbewegungen unterstrichen »Hör auf!« sagte Carola und lächelte.

      »Bitte!« Jenny machte wieder ihr Großherzoginnengesicht. »Wie du willst!«

      »Weißt du – ich habe natürlich mit ihm gesprochen.«

      »Und deine Wünsche geäußert?«

      »Meine Vorstellungen«, korrigierte Carola.

      »Ist doch Jacke wie Hose. Und? Was sagt er?«

      Carola drehte sich herum. Sie rollte ihr Butterbrot wieder ins Pergament, drehte die Thermosflasche zu und erwiderte: »Eigentlich hat er mich immer davon überzeugt, daß er recht hat, daß seine Auffassung die richtige ist und so weiter.«

      Jenny dachte lange nach, wobei sie unentwegt aß. Es gab nichts, was Jenny am Essen hätte hindern können.

      Dabei war sie superschlank. Ihre Mutter behauptete sogar, mager. Aber das stimmte nicht. Nicht ganz.

      »Du liebst ihn!« konstatierte sie dann.

      Carola sah erheitert aus.

      »Allerdings«, gab sie dann lächelnd zu.

      Jenny blickte sie von unten herauf an, und Carola dachte – übrigens nicht zum ersten Mal und auch nicht als einzige – wie hübsch Jenny doch war.

      »Und er liebt dich?«

      »Ja, das weiß ich.«

      »Genau?«

      »Ganz genau!«

      »Na, Mensch!« Jenny gab sich einen Stoß und stand auf. »Dann laß doch alles auf dich zukommen! Du wirst Kinder kriegen können am laufenden Band. Wenn man sich liebt!«

      »Oh, Jenny!


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