Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman - Patricia Vandenberg


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      Inhalt

       Die unschuldige schuldige Patientin

       Was vor zwanzig Jahren geschah

       Eine schöne – eine grausame Frau

       Und plötzlich war sie reich

       Ich habe zu lange geschwiegen

       Ich singe nur für dich

       Das verdanke ich nur Dr. Laurin

       Eine wirklich gute Freundin

       Ist der Vater meines Kindes krank?

       Eine Ehe voller Zweifel

Dr. Laurin – Staffel 3 –
Die unschuldige schuldige Patientin

      »Bitte, schicken Sie mich nicht fort. Ich weiß nicht, wohin ich gehen soll. Ich kann nicht mehr weiter!«

      Diese Worte, die Hanna Bluhme, die Sprechstundenhilfe Dr. Leon Laurins, von der jungen hochschwangeren Frau vernahm, waren ein Hilfeschrei. Hanna hörte aus ihnen die seelische Verzweiflung, die tiefer saß als körperlicher Schmerz.

      Hanna befand sich in einer schwierigen Situation. Dr. Laurin bereitete sich eben auf eine Operation vor. Nur in dringendsten Notfällen durfte man ihn dabei stören.

      »Mir ist so elend. Ich kann doch mein Kind nicht auf der Straße zur Welt bringen. Bitte… Sie sind eine Frau… Sie haben doch ein Herz«, flüsterte die junge Frau.

      Hanna überlegte nicht länger. Die Zeit drängte. Dr. Laurin würde Verständnis haben.

      »Wie war Ihr Name, bitte?« fragte sie.

      »Grohn, Emma Grohn«, flüsterte die Fremde, und mit zitternden Fingern legte sie ein Bündel Hunderteuroscheine auf den Schreibtisch.

      »Gehen Sie bitte ins Sprechzimmer.« Hanna deutete auf die Tür. »Ich verständige den Chef.«

      Mit schleppenden Schritten, die verrieten, daß sie am Ende ihrer Kräfte war, ging Emma Grohn auf die Tür zu. Hanna sagte indessen schon in das Mikrophon der Sprechanlage: »Bitte, Dr. Laurin in einer dringenden Angelegenheit.«

      »Was ist denn nun schon wieder los?« meinte Dr. Laurin unwillig, als Hannas Stimme an sein Ohr tönte.

      Vielleicht war es gut für Emma Grohn, daß Dr. Laurin so in Eile war, sonst hätte er womöglich unliebsame Fragen gestellt.

      Er kam in Windeseile ins Büro geschossen. »Heraus mit der Sprache, mir pressiert’s«, fuhr er Hanna an, die ihm das aber nicht übelnahm, obgleich er ansonsten ein außerordentlich höflicher Chef war.

      Sie erklärte es ihm. »Sie ist in ein paar Stunden spätestens soweit, und das Bett in Zimmer 8 ist noch vor der Zeit frei geworden. Sie zahlt bar im voraus«, fügte sie hinzu.

      »Als wäre das wichtig, aber ich möchte die Leute kennen, die ich aufnehme.«

      Er ging dennoch ins Sprechzimmer, und schon nach drei Minuten kam er wieder heraus.

      »Nehmen Sie die Personalien auf, und legen Sie Frau Grohn ins Zimmer 8«, sagte er.

      Hanna atmete auf. Sie lächelte der jungen Frau zu, aufmunternd, beruhigend, mütterlich. »Sie haben Glück gehabt«, sagte sie.

      Mit müder Stimme sagte die Fremde Namen, Geburtstag und -ort und alles, was Hanna sie fragte. Daß sie manchmal zögerte, fiel nicht so sehr auf, weil Frauen in diesem Stadium manchmal die verwirrendsten Angaben machten. Hanna wußte das. Sie war lange genug in der Prof.-Kayser-Klinik.

      »Wie sind Sie denn ausgerechnet auf uns gekommen?« fragte sie freundlich, als sie die junge Frau auf die Station geleitete.

      »Ich habe ins Telefonbuch geschaut«, kam die Erwiderung. Hanna ging nach ihrem Gefühl. Ihr war die junge Frau sympathisch. So verschreckt wirkte sie. Wahrscheinlich hatte sie höllische Angst vor ihrer ersten Entbindung.

      »Wollen Sie Ihren Mann nicht benachrichtigen?« fragte sie fürsorglich, als sich Emma Grohn schwer auf dem Bett niederließ.

      »Mein Mann ist im Ausland, auf einer Geschäftsreise«, erwiderte sie rasch. »Ich weiß gar nicht, wo ich ihn jetzt erreichen kann. Er rechnet damit, daß das Kind erst in vierzehn Tagen kommt. Ich wollte nämlich zu meiner Schwester, aber…«

      Stöhnend sank sie zurück, und vorsichtshalber läutete Hanna gleich nach Dr. Rasmus, der Dienst auf der Station machte.

      *

      Dr. Rasmus interessierte in allererster Linie der Zustand einer Patientin. Überflüssig dünkende Fragen stellte er nie. Seine junge Frau Ulla hatte vor ein paar Monaten ihr erstes Kind zur Welt gebracht, und seither fühlte er noch mehr mit den Frauen, die in der gleichen Situation waren. Allerdings auch mit den Vätern.

      Er hielt Emma Grohns Hand. »Es dauert noch ein paar Stunden. Entspannen Sie sich, denken Sie an etwas Schönes, freuen Sie sich auf Ihr Baby. Es wird alles gutgehen. Sie brauchen keine Befürchtungen zu hegen.«

      Ebenfalls in diesem Zimmer lag Inge Büren. Sie hatte sich bisher still verhalten, aber als Dr. Rasmus zu einer anderen Patientin gerufen wurde, begann sie zu sprechen.

      »Mir ging es auch so wie Ihnen. Ich hatte närrische Angst. Aber hier sind Sie gut aufgehoben. Es sind alles nette Ärzte. Dr. Laurin ist überhaupt der beste, den es gibt.«

      Emma Grohn empfand dies beruhigend. Da hatte sie sich anscheinend die richtige Adresse herausgesucht.

      »Wohnen Sie in München?« fragte Inge Büren.

      »Nein, in Berlin«, erwiderte Emma Grohn mechanisch.

      »Jesses, das ist aber ein Endchen weg. Wie sind Sie denn hergekommen? Etwa auf Urlaub? Meiner Schwägerin ist das so gegangen. Sie hat gar nicht gedacht, daß das Kind so schnell kommen würde, und da ist sie mit ihrem Mann noch zur Silberhochzeit von den Schwiegereltern gefahren. Und unterwegs mußten sie dann aus dem Wagen, weil das Kind kam. Das war eine Aufregung. Aber es ist alles gutgegangen. Deswegen bin ich von Garmisch hierher in die Klinik gekommen, weil sie alle so goldig mit der Annette waren.«

      Es war Emma Grohn gar nicht unangenehm, daß ihre Zimmernachbarin so lebhaft redete.

      »Dann sind Sie auch regelrecht überrascht worden?« fragte Inge Büren nun.

      »Ja, es kam ganz plötzlich. Mir war so elend. Ich habe mich nicht mehr weitergetraut.«

      Elend war es ihr allerdings erst geworden, als sie vor Irenes verschlossener Wohnung gestanden hatte. Und dabei hatte Irene doch genau gewußt, daß sie bei ihr auf Horst warten wollte.

      Emma Grohns Gedanken kreisten unaufhörlich um dieses Rätsel, das sie eine ganze Nacht wach gehalten hatte, aber ganz plötzlich überfiel sie eine bleierne Müdigkeit und sie schlief ein.

      Inge Büren war so erschrocken, daß sie nach der Schwester läutete.

      Schwester Otti fühlte erschrocken nach dem Puls von Emma Grohn. »Sie schläft«, sagte sie, »sie schläft tatsächlich.«

      »Na, die muß Nerven haben«, meinte Inge Büren munter, denn sie konnte nicht ahnen, daß Emma Grohn nur aus totaler Erschöpfung eingeschlafen war.

      *

      Dieser Schlaf dauerte allerdings nicht lange, denn ziehende Schmerzen brachten Emma Grohn wieder in das Bewußtsein zurück.

      Dr.


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