Butler Parker 134 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker 134 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Hitchams Leben ein wenig zu studieren.«

      »Und woher bezogen Sie dieses Wissen? Wir waren doch in Frankreich, als sein Fall vor Gericht verhandelt wurde.«

      »Die Zeitungen berichteten ausführlich über den Prozeß, Mylady. Diese Berichte bieten eine gute Grundlage.«

      »Dann möchte ich mehr darüber erfahren, Mr. Parker.«

      »Wünschen Mylady Stichworte oder ein ausführliches Psychogramm dieses Mannes,«

      »Stichworte«, raunzte sie ungnädig.

      »Mr. Fatty Hitcham, Mylady, ist zweiundfünfzig Jahre alt. Seine Organisation hatte sich auf Reedereien spezialisiert, um es generell auszudrücken. Er erpreßte horrende Zahlungen, die nach einigen gelegten Explosionen an Bord und Schiffsbränden in fast allen Fällen geleistet wurden.«

      »Wie wurde dieses Subjekt überführt?«

      »Er ging quasi in eine Falle, Mylady, die ein besonders couragierter Reeder ihm stellte. Dieser Reeder lud Hitcham zu einer Besprechung ein und sorgte dafür, daß Beamte des Yard die Unterhaltung mitverfolgen konnten.«

      »Das reichte für fünfzehn Jahre?«

      »Es kam vor der Verhaftung zu einer Schießerei, Mylady, bei der zwei Beamte verletzt wurden. In diesem Zusammenhang sollte ich drei Begleiter Mr. Hitchams erwähnen, die seine Leibwache bildeten, die sich jedoch der Verhaftung entziehen konnten.«

      »Kennt man ihre Namen?«

      »Mr. Hitcham verweigerte jede Aussage dazu, Mylady. Meiner bescheidenen Ansicht nach dürften sie es gewesen sein, die die jetzige Flucht ermöglichten.«

      »Man hat keine Spur von ihnen gefunden?«

      »Sie verschwanden wie vom Erdboden, wie es in solchen Fällen so treffend heißt, Mylady. Mr. Hitcham schonte darüber hinaus auch noch die übrigen Bandenmitglieder, die ungeschoren davonkamen. Er nahm alle Schuld auf sich.«

      »Damit zog er wohl Wechsel auf die Zukunft, wie?«

      »Eine klassische Formulierung, Mylady, um die ich Mylady beneide.« Parker verbeugte sich. »Sein Schweigen hat sich durchaus gelohnt, wie die Tatsachen beweisen.«

      »Schön, jetzt aber Details zu diesem Subjekt, Mr. Parker.«

      »Mr. Fatty Hitcham, Mylady, stammt aus Liverpool und wuchs in äußerst ärmlichen Verhältnissen auf. Daher ist es verständlich, daß er später dem Luxus frönte. Mit anderen Worten, er liebt Delikatessen der Küche, eine gepflegte Umgebung und Maßanzüge.«

      »Und mit diesem Wissen wollen Sie ihn aufspüren?« Lady Agatha lächelte spöttisch.

      »Er entwickelte im Lauf der Zeit ganz bestimmte Vorlieben«, berichtete Parker ungerührt und gemessen weiter, »Mr. Hitcham rauchte vor seiner Inhaftierung eine ganz bestimmte, sehr teure Zigarrenmarke, die es nur in einigen Spezialgeschäften hier auf der Insel gibt. Darüber hinaus scheint er sich auf einen ganz bestimmten Sherry spezialisiert zu haben, sowie auf eine Gänseleberpastete aus Dänemark und einen Wodka, den es ebenfalls nicht gerade im Supermarkt gibt.«

      »Das alles haben Sie den damaligen Zeitungsberichten entnommen?« Lady Agatha war ernst geworden.

      »Es handelte sich um mehr oder weniger saloppe Randbemerkungen der Berichterstatter und Prozeßbeobachter«, antwortete der Butler. »Ich möchte mir erlauben hinzuzufügen, daß Mr. Hitcham verblüffenderweise eine ganz bestimmte, sehr billige Rotwurst aus Liverpool schätzte, die es praktisch nur in einer einzigen Fleischerei der Stadt gibt.«

      »Eine Erinnerung an seine Kindheit, wie?«

      »Durchaus, Mylady. Mir schienen und scheinen diese Details recht wichtig zu sein.«

      »Papperlapapp, Mr. Parker!« Lady Simpson schüttelte den Kopf. »Diesmal setzen Sie auf das falsche Pferd. Hitcham wird jetzt andere Sorgen haben, als sich um seine ehemaligen Leckerbissen zu kümmern.«

      »Mylady mögen gütigst verzeihen, aber ich gestatte mir, eine andere Ansicht zu vertreten. Mr. Hitcham dürfte auf all diese Genüsse gut ein Jahr lang verzichtet haben müssen! Seine Gier nach diesen Dingen wird übermächtig in ihm sein.«

      »Kennen Sie denn die Firmen, die ihm früher das alles, geliefert haben?«

      »Dies, Mylady, wird sich diskret erforschen lassen.«

      »Und Sie glauben, daß McWarden alles übersehen wird?«

      »Mit einiger Sicherheit, Mylady. Superintendent McWarden wird an scheinbare Beiläufigkeiten kaum denken, weil er es gewohnt ist nach der klassischen Methode zu arbeiten. Ihn wird die Großfahndung voll und ganz beschäftigen.«

      »Befindet Hitcham sich Ihrer Meinung nach in London?«

      »Er dürfte sich hinaus aufs flache Land begeben haben, Mylady. In London wäre er schon wegen der ausgesetzten hohen Belohnung nicht sicher.«

      »Und Sie glauben nicht, daß er sich an dem Reeder rächen wird, dem er seine Verhaftung zu verdanken hat?«

      »Sir Lance Clanters, Mylady, verstarb vor wenigen Monaten. Ein Racheakt muß ausgeschlossen werden. Sir Lance erlitt einen Herzinfarkt und hinterließ nur eine Tochter namens Patricia, sechsundzwanzig Jahre alt, die sich dem sogenannten süßen Nichtstun ergeben hat.«

      »Genug, genug, Mr. Parker!« Lady Agatha stand auf und winkte ab. »Mir ist da gerade eine Idee gekommen.«

      »Selbstverständlich, Mylady.«

      »Hitcham wird sich an dieser Patricia rächen, wenn er ihren Vater schon nicht mehr erreichen kann. Ich weiß, was ich zu tun habe. Über Patricia Clanters werde ich an Hitcham herankommen, glauben Sie mir. Ich sehe bereits alles ganz deutlich vor mir. Ich werde Kathy einsetzen.«

      Lady Simpson meinte ihre Sekretärin und Gesellschafterin Kathy Porter, die an diesem Tag aus Brighton zurückerwartet wurde. Sie hatte dort eine Verwandte besucht.

      »Miß Porter wird stolz sein, Myladys Vorstellungen in die Tat umsetzen zu dürfen«, meinte der Butler höflich.

      »Sie werden mich begleiten dürfen«, entschied Lady Agatha. »Ich werde diese Patricia ab sofort nicht mehr aus den Augen lassen. Sie allein ist der Schlüssel zu Hitcham, auch wenn Sie das nicht einsehen wollen, Mr. Parker!«

      *

      Ben Atkers, an die fünfzig Jahre alt, faltete sorgfältig die Zeitung zusammen und lehnte sich zurück. Der kleine drahtige Mann, der an einen Jockey erinnerte, ließ seine Gedanken auf Hochtouren arbeiten. Er wußte längst, daß sein Intimfeind Hitcham aus dem Zuchthaus entflohen war. Er wußte auch, wie wertvoll dieser Hitcham plötzlich geworden war: siebenhundertfünfzigtausend Pfund suchten jetzt einen neuen Erben. Und dieser Erbe wollte Ben Atkers werden . . .

      Zu Beginn ihrer gemeinsamen Karriere in der Unterwelt hatten sie noch zusammengearbeitet, doch dann hatte Hitcham ihn böse hereingelegt, sich selbständig gemacht und Atkers’ Organisation an den Rand der Bedeutungslosigkeit gedrängt. Atkers hatte umsteigen und sich ein neues Betätigungsfeld suchen müssen. Er betrieb jetzt einige verbotene Spielclubs, kam gewiß gut über die Runden, wie man sich in seinen Kreisen zuraunte, doch ein As war er nicht.

      Das konnte jetzt alles anders werden.

      Er mußte nur diesen Hitcham aufspüren und solange unter Druck setzen, bis sein Intimfeind freudig verriet, wo er sein erpreßtes Vermögen versteckt hielt. Atkers war fest entschlossen, dieses gewiß gefährliche Spiel zu spielen. Da war noch eine alte Rechnung zu begleichen.

      Er hatte auch das Interview gelesen, das eine gewisse Lady Agatha Simpson den Zeitungen gewährt hatte.

      Natürlich war ihm diese skurrile Frau bekannt. Bekannter aber noch war ihm Butler Parker, der in Diensten dieser Lady stand. Ben Atkers machte sich da keine Illusionen. Er wußte genau, wie listenreich und phantasievoll Parker war. Die Unterweit respektierte diesen Mann, der immer gut für jede noch so verrückte Überraschung war.

      Atkers sah hoch, als die


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