Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman - Karin Bucha


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Tochter am nächsten Morgen gleich nach dem Frühstück, das sie noch gemeinsam einnehmen, verlassen muß.

      Inka trägt eines der geschmackvollen bunten Sommerkleider, die seit gestern ihr Eigentum sind. Sie sieht süß und bildschön darin aus.

      Leonore nimmt Inka in ihre Arme. Jetzt fließen ihre Tränen wieder zusammen. »Ich hole dich bald nach, Inka, Mädelchen«, raunt sie der schluchzenden Inka zu.

      Inka fühlt die Tränen noch über ihre Wangen rollen, als der Wagen bereits das Tor passiert hat. Sie kehrt in ihr Zimmer zurück und setzt sich ans Fenster. Und abermals ist Stille und Einsamkeit um sie. Der einzige Mensch, der blutsmäßig zu ihr gehört, hat sie allein gelassen.

      *

      Erschöpft von der langen Fahrt und zerquält von den unaufhörlich kommenden und gehenden Gedanken, erreicht Leonore ihr Haus in Blankenese.

      Sie sehnt sich nach Gert und hat doch leises Grauen vor ihm. Wird sie vor ihm die Komödie spielen können, in die sie sich selbst hineingelogen hat?

      Sie geht um das Haus herum und steigt die Stufen zur Terrasse empor. Auf einem der Liegestühle findet sie Wendhoff.

      Bei ihrem Anblick springt er wie elektrisiert auf und nimmt sie stürmisch in seine Arme.

      »Gott sei Dank, daß du wieder da bist, Leonore.«

      Sie läßt sich küssen und küßt ihn leidenschaftlich wieder. Sie spürt seine Nähe, die alle Vernunft in ihr tötet, sogar den Gedanken an Inka. Nur glücklich ist sie, eine unsagbar glückliche Frau, die im Herbst des Lebens noch einmal die große Liebe berührt hat.

      Und jetzt kann sie auch lächeln, so wie früher.

      »Ach, Gert.« Sie wühlt in seinem braunen Haar. »Wie glücklich, wieder daheim zu sein. Wo ich war? Mein Geheimnis, Liebster. Schließlich wollen wir doch in aller Eile heiraten. Laß dich überraschen.«

      Wendhoff gibt sich damit zufrieden. Er ist ausgehungert nach Liebe und ist von Herzen froh, daß sie wieder bei ihm ist. Ihre Nähe berauscht ihn und gibt ihm gleichzeitig Ruhe und Sicherheit.

      »Ich habe heute alles in die Wege geleitet. In vierzehn Tagen können wir heiraten«, sagt er lächelnd.

      »Gert!« Sie springt empor, neigt sich über ihn und küßt ihn so lange, bis er um Gnade fleht. Vierzehn Tage – jubelt es in ihr. Dann darf sie Inka bald heimholen. Gleich nach der Trauung wird sie Gert alles gestehen. Nur noch kurze Zeit, dann sind sie eine richtige Familie, und Inka gehört zu ihnen.

      Inka Hellweg verbringt indessen die Tage bei strahlendem Sommerwetter ganz für sich allein. Sie geht viel spazieren, kleidet sich nach Lust und Laune, und immer sieht sie süß und liebreizend aus. Ihre Mahlzeiten nimmt sie allein an einem kleinen Rundtisch ein.

      Sie wartet. Sie wartet fieberhaft auf ein Lebenszeichen ihrer Mutter. Überallhin, wo sie auch geht, verfolgt sie das noch so jung und schön aussehende Gesicht der Mutter. Sie hört ihre dunkle zärtliche Stimme, und sie sehnt sich nach einer kleinen Liebkosung.

      Wenn sie mutterseelenallein im Walde ist, überkommt sie oft so große Sehnsucht, daß sie weinend, die Augen blind von Tränen, über die weichen Waldwege geht.

      Es ist nicht nur Sehnsucht. Es ist Heimweh, Heimweh nach einem richtigen Zuhause.

      Warum schreibt Mutti nicht? Grübelnd verbringt sie ihre Zeit. Aber dann handelt sie. Sie weiß, ihre Mutter lebt in Hamburg, und plötzlich fällt ihr ein Name ein: Breitenstein. Mutti hat ihr von dem Geschäft erzählt.

      Beschwingt tritt sie den Rückweg ins Hotel an und läßt sich ein Telefonbuch bringen. Sie nimmt es mit in ihr Zimmer und studiert es eifrig. Endlich hat sie die Adresse gefunden.

      Wenn sie nun nach Hamburg führe, um die Mutter zu überraschen? Gewiß wird sie ihr nicht böse sein. Sie kann es einfach nicht mehr aushalten vor Sehnsucht.

      Sie überprüft ihre Barschaft und stellt fest, daß sie reichlich mit Geld versehen ist. Wie ein Fieber ist der Gedanke über sie gekommen: Ich muß nach Hamburg.

      Sie beginnt zu packen. Alle die wunderschönen Dinge verschwinden in dem großen Lederkoffer und das, was sie zur Hand haben muß, in dem Handkoffer.

      Sie läßt sich die Rechnungen bringen, bezahlt, gibt ein gutes Trinkgeld und läßt sich ein Taxi kommen.

      »Nach Hannoversch-Münden«, sagt sie. Von dort aus hat sie direkte Verbindung nach Hamburg.

      Inka legt sich kaum Rechenschaft über ihr Tun ab. Sie hat nur den einen Wunsch: Ich will zu Mutti!

      *

      Leonore ist Gert Wendhoffs Frau geworden. Eine schlichte Trauung auf dem Standesamt. Reinhold Schnitzler und Tina Crämer sind die Trauzeugen.

      Keiner ahnt, was in Schnitzler vor sich geht, als er Leonore an der Seite des braungebrannten hochgewachsenen Mannes mit einem entrückten Gesichtsausdruck beobachtet, wie sie aus der Hand ihres Gatten den Ring empfängt, das Symbol der Liebe, Treue und unverbrüchlichen Verbundenheit.

      Sie finden sich später in Leonores Haus zu einem auserlesenen Mahl zusammen. Doris wacht wie ein Feldherr über einen glänzenden Verlauf.

      Kurz nach Mitternacht löst sich der kleine Kreis auf, und Gert und Leonore sind endlich allein. Leonore hat sich für kurze Zeit zurückgezogen. Als sie in das trauliche Wohnzimmer, das neben ihrem gemeinsamen Schlafzimmer liegt, zurückkehrt, trägt sie ein duftiges Nachtgewand mit dazupassendem Morgenrock. Schmal und rassig steht sie unverhofft vor Gert, so daß er die Flasche Sekt, die er soeben öffnen will, schnell in den Kühler zurückstellt und Leonore in seine Arme reißt.

      Endlich darf er Leonore ganz besitzen. Er küßt sie und trägt sie hinüber zu der Couch, wo er sie sanft in die Kissen gleiten läßt. Er rückt den Kacheltisch näher heran, stellt zwei schlanke, feingeschliffene Gläser darauf und läßt den Sekt in sie schäumen.

      Mit großen Augen sieht sie seinen Vorbereitungen zu. Wunderbar, sich verwöhnen zu lassen. Und das wird nicht nur heute so sein. Immer mehr wird Gert um sie sein, niemals mehr braucht sie sich von ihm zu trennen.

      Sie träumt in die flackernden Kerzen die Gert angezündet hat, um eine besonders feierliche Stimmung zu erwirken. Nun fehlt ihr nur noch Inka. Was mag das geliebte Kind wohl jetzt machen?

      »Auf unser glückliches Zusammenleben«, sagt Gert Wendhoff innig, küßt sie und stößt dann mit ihr an.

      »Ja, Gert, auf unser Glück!«

      Jetzt sage ich es ihm. Jetzt sofort – überlegt sie. Er ist in weicher Stimmung, er wird sie verstehen.

      »Warum bist du eigentlich so gegen eine Hochzeitsreise gewesen, Liebling?« spricht er in ihre Überlegungen hinein. Sie fährt leicht zusammen.

      »Ich… ich wollte unser Glück nicht hinaus in die Welt tragen«, erwidert sie leise stockend.

      Mein Gott – denkt sie dabei, eine Lüge zieht viele andere nach sich. Ich werde so lange Ausflüchte gebrauchen müssen, bis ich ihm von Inka gesprochen habe.

      Er setzt sich zu ihr und nimmt ihre Hand auf. Jeden einzelnen Finger küßt er.

      »Weißt du, Liebes«, ergeht er sich in Zukunftsträumen. »Habe ich Glück bei der Vergebung der Arbeit im Clubhaus, leisten wir uns eine Reise, und ich werde dich verwöhnen, wie du mich die ganze Zeit hier verwöhnt hast.«

      Später trägt Gert sie auf seinen Armen, die weinselig und müde den Kopf an seine Schulter gelegt hat, hinüber in das gemeinsame Schlafzimmer.

      Leonore versinkt in einen Rausch von Glück und Leidenschaft, und kein Gedanke gilt mehr dem einsamen, wartenden Kind.

      *

      Zwei Tage später tritt die Katastrophe ein, die Leonore alles Handeln aus der Hand windet.

      Gert Wendhoff hat sich über eine neue Arbeit gestürzt und einige Stunden, die Leonore zu einer Fahrt ins Geschäft benutzt hat, angestrengt gearbeitet.

      Er


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