Der kleine Fürst Classic 40 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Classic 40 – Adelsroman - Viola Maybach


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le>Der kleine Fürst Classic – 40 –

      Das elegante Paar hatte das Theater noch nicht ganz verlassen, als bereits die Blitzlichter der Fotografen aufflammten: Besonders auf die schöne junge Frau mit den üppigen roten Haaren hatten sie es abgesehen, die mit Mona-Lisa-Lächeln am Arm ihres Begleiters die wenigen Stufen am Eingang hinunterschritt.

      »Wann werden Sie Frau von Thadden endlich einen Heiratsantrag machen, Herr von Ahlwitz?«, rief eine Reporterin.

      Bernhard von Ahlwitz konterte mit einer Gegenfrage, ohne seine Schritte zu verlangsamen: »Woher wollen Sie wissen, dass ich das nicht längst getan habe?« Er lächelte die Fragestellerin spitzbübisch an.

      »Das heißt, Sie werden endlich das tun, worauf die Öffentlichkeit schon so lange wartet?«, rief ein älterer Reporter. »Sie werden heiraten?«

      Auch jetzt antwortete Bernhard mit einer Gegenfrage, und wieder tat er es mit dem ihm eigenen jungenhaften Charme: »Finden Sie nicht, dass das unsere Privatangelegenheit ist?«

      Sie hatten die wartende Limousine erreicht. Bernhard half seiner Begleiterin höflich in den Wagen, bevor er selbst einstieg. Die weiteren Fragen der Reporter und Fotografen schien er nicht mehr zu hören. Sein Chauffeur Robert Werner, siebenundzwanzig Jahre alt und ein Profi, fuhr behutsam an und ließ sich auch nicht davon verwirren, dass ein Fotograf sich direkt vor dem Wagen aufgestellt hatte, um noch ein letztes Bild zu schießen. Er sprang rechtzeitig beiseite, und Robert Werner konnte sich in den Verkehr einfädeln. Gleich darauf hatten sie die Leute von der Presse hinter sich gelassen.

      »Die geben nie auf«, seufzte Isabella von Thadden und legte ihren Kopf an Bernhards Schulter.

      Er tätschelte liebevoll ihre Hand. »Lass sie, das ist ihr Job. So lange sie uns nicht Tag und Nacht auflauern …«

      »Das fehlte noch!«

      »Soll Herr Werner dich nach Hause bringen oder …?«

      »Nach Hause bitte, ja. Ich bin müde, Bernd. Siehst du Christine noch?«

      »Ja, wir sind verabredet.«

      Vorher hatte er für die Presse den Heiteren gemimt, jetzt war davon nichts mehr zu spüren. »Was ist?«, fragte Isabella. »Hattet ihr Streit?«

      »Wir haben immer öfter Streit«, erwiderte er nach kurzem Zögern. »Ich weiß auch nicht, was eigentlich los ist.«

      »Vielleicht passt es ihr nicht, dass ihr euch immer verstecken müsst?«

      »Ja, damit hat es sicher zu tun. Sie hat mir jetzt schon öfter vorgeworfen, dass ich sie nicht wirklich liebe, sonst würde ich sie in der Öffentlichkeit nicht verleugnen. Dabei hat es mit fehlender Liebe nichts zu tun – eher mit Feigheit.«

      »Deine Eltern?«

      »Natürlich. Wenn mein Vater erfährt, dass ich mich in eine Schauspielerin verliebt habe – ich glaube, er ist imstande, mich zu enterben. Das könnte ich verkraften, aber ich liebe meine Familie, das weißt du ja, Isa. Und die Vorstellung, dass es da einen Bruch gäbe …« Er verstummte. Nach einiger Zeit setzte er hinzu: »Aber wenn ich Christine nicht verlieren will, werde ich es wohl darauf ankommen lassen müssen.«

      Isabellas Kopf ruhte noch immer an seiner Schulter. »Bei mir ist es ja nicht viel anders«, murmelte sie. »Viktor mit seinem nicht gerade guten Ruf wäre in unserer Familie auch nicht willkommen. Aber anders als bei dir hat er nichts dagegen, dass ich mich mit ihm nicht in der Öffentlichkeit zeige, er sagt immer, er hätte so schon Öffentlichkeit genug.«

      Bernhard lachte.

      »Ja, hinter ihm sind die Fotografen auch dauernd her. Ein Wunder, dass sie euch noch nicht zusammen erwischt haben.«

      »Wir sind überaus vorsichtig«, erklärte Isabella. »Aber auf Dauer ist das natürlich kein Zustand, irgendwann werden auch wir eine Entscheidung treffen müssen.«

      Die Limousine hielt direkt vor dem Eingang der Villa, in der Isabella wohnte. Robert Werner stieg aus, um ihr die Wagentür zu öffnen. Ihr Gespräch hatte er nicht verfolgen können, denn Bernhards Limousine verfügte über eine Wand, die den Fahrer von seinen Gästen trennte.

      Auch Bernhard stieg aus. Er verabschiedete sich von Isabella mit einer liebevollen Umarmung. »Wir sehen uns nächste Woche, wie besprochen?«

      »Wie besprochen.«

      Sie hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

      »Auf Wiedersehen, Frau von Thadden«, sagte Robert Werner. »Ich wünsche Ihnen eine gute Nacht.«

      »Die wünsche ich Ihnen auch, Herr Werner.«

      Sie warteten, bis sie im Haus verschwunden war, dann setzte sich Bernhard nach vorn zu seinem Chauffeur. Wenn sie unter sich waren, unterhielten sie sich oft über Gott und die Welt. »Sie ist eine tolle Frau, Herr von Ahlwitz«, bemerkte Robert, als sie die Auffahrt wieder hinunterfuhren.

      »Ja, das ist sie und zugleich die beste Freundin, die ich habe«, seufzte Bernhard. »Ich bin übrigens sehr froh, dass ich Sie gefunden habe, Herr Werner.«

      Robert lächelte. »Weil ich so gut Auto fahre?«

      »Weil Sie Ihren Mund halten können. Nach einem wie Ihnen habe ich lange suchen müssen.«

      »Ich will meinen Job schließlich behalten«, erklärte Robert. »Da wäre ich ja schön blöd, wenn ich anfinge, herumzutratschen.«

      »Wenn Sie wüssten«, murmelte Bernhard. Er hatte genug schlechte Erfahrungen gemacht.

      »Möchten Sie noch irgendwohin oder gleich nach Hause?«

      »Gleich nach Hause, bitte«, erwiderte Bernhard.

      Robert warf ihm einen raschen Blick zu, aber er sagte nichts. Sie kamen gut miteinander aus, der junge Herr von Ahlwitz und er, aber er wusste, dass er sich vor allzu viel Vertraulichkeit hüten musste. Er hatte seine eigene Meinung über die Beziehung seines Arbeitgebers zu der attraktiven Schauspielerin Christine Schalk, aber die behielt er vorsichtshalber für sich.

      Bernhard schwieg jetzt ebenfalls. In Gedanken war er noch halb im Theater, halb schon bei dem, was vor ihm lag. Isabella und er hatten eine großartige Aufführung des »Hamlet« gesehen. Er hätte Christine gern davon erzählt, aber sie arbeitete ausschließlich fürs Fernsehen und war am Theater, trotz ihres Berufs, nur mäßig interessiert. Das war zum Beispiel etwas, das er überhaupt nicht verstand.

      »Da wären wir«, sagte Robert in seine Gedanken hinein.

      Bernhard schrak zusammen. »Schon!«, murmelte er. »Entschuldigung, Herr Werner, ich war vollkommen in Gedanken.«

      »Deshalb müssen Sie sich nicht entschuldigen, Herr von Ahlwitz. Wie sieht es morgen aus?«

      »Da haben Sie frei, wie besprochen, ist ja schließlich Sonntag, und ich habe nichts weiter vor.«

      »Dann am Montag zur üblichen Zeit?«

      Bernhard nickte, stieg aus, hob noch einmal grüßend die Hand und ging ins Haus. Er bewohnte eine Penthauswohnung in einem üppig renovierten Gründerzeitbau in der Nähe der Münchener Innenstadt. Die Eingangshalle war mit Marmor ausgelegt, in ihr residierten wechselnde Empfangsteams. An diesem Abend begrüßte ihn Svenja Raacke, die er von allen am liebsten hatte, weil sie immer freundlich war, ohne je aufdringlich zu wirken. An ihrer Seite saß der stille Tim Braun, der ihm höflich zunickte, während Svenja sofort fragte: »Hatten Sie einen schönen Abend, Herr von Ahlwitz?«

      »Ja, danke, Frau Raacke, es war eine großartige Aufführung.«

      »Ich war schon lange nicht mehr im Theater«, seufzte sie. »Einen schönen Abend noch, Herr von Ahlwitz.«

      »›Danke gleichfalls‹ kann ich ja wohl nicht sagen«, lächelte Bernhard, dann ging er zum Aufzug. Christine wohnte während der Dreharbeiten zu einem Fernsehvierteiler ebenfalls hier im Haus – die Produktionsfirma besaß eine der kleineren Wohnungen und brachte dort ihre Stars unter, zu denen Christine zählte. Es war ein glücklicher Zufall gewesen, denn nun war es für Bernhard und sie viel einfacher, sich zu treffen, ohne dass die Öffentlichkeit davon etwas erfuhr. So jedenfalls hatte Bernhard das gesehen, doch Christine war mittlerweile offenbar anderer Ansicht. Isabella


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