Butler Parker Box 11 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Box 11 – Kriminalroman - Günter Dönges


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Firma ist ungemein geschädigt worden. Sie arbeitete an einem Lack, der Muschelbildung in tropischen Gewässern absolut verhindert. Für die internationale Schifffahrt von einmaliger Bedeutung. Denken Sie an die Rumpfüberholung der Schiffe, die schon nach wenigen Pazifikfahrten notwendig ist. Diese Millionenkosten sind nun einzusparen!“

      „Dieser Lack war noch nicht restlos fertig“, gab Rander zu bedenken. „Er stand dicht vor der letzten Formel!“ „Diese letzte Zusammensetzung wird gefunden werden, verlassen Sie sich darauf!“ Anders nickte nachdrücklich. „Diejenigen Gruppen, die die bisherigen Formeln zu diesem Lack auf gekauft haben, werden auch den Rest schaffen.“

      „Sieht so aus“, meinte Rander zurückhaltend.

      „Können Sie dennoch für die Handelskammer tätig werden, obwohl die Universal Painting Company bereits Ihr Vertragspartner geworden ist?“

      „Die Firma ist einverstanden. Über die Kosten werden wir bei Erfolg noch sprechen, Mister Anders. Mein Büro in Chikago wird Ihnen die Verträge zusenden.“

      „Und wann, glauben Sie, könnten Sie diesen Spionagering gesprengt haben? Um solch einen Ring handelt es sich nämlich, das ist meine feste Überzeugung.“

      „Wegen des Termins werde ich mit meinem Butler sprechen“, schloß Mike Rander die Unterhaltung. „Vielleicht nennt er einen Termin, der uns alle überrascht!“

      „Rechnen Sie mit Mord?“ erkundigte sich Anders vorsichtig. „Hier dürften Gegner sein, die keine Rücksichten kennen.“

      „Mit Mord sollte man in diesem Beruf eigentlich immer rechnen“, antwortete Rander lächelnd, „aber an Drohungen gewöhnt man sich mit der Zeit. Versuche dieser Art haben sogar einen großen Vorteil …“

      „Sie sehen darin einen Vorteil?“ Anders wunderte sich.

      „Natürlich!“ Mike Rander stand auf und ging zusammen mit Anders hinüber zur Tür des großen, imposant eingerichteten Büros. „In solch einem Fall verläßt der bisher unbekannte Täter nämlich seine Deckung und setzt die ersten Spuren.“

      „Geht diese Rechnung immer auf?“ fragte Anders.

      „Nur dann, wenn man solch einem Mordanschlag nicht zum Opfer fällt“, schloß Mike Rander, „aber dagegen kann man ja etwas tun!“

      *

      Die Unterwassernixe korrigierte noch einmal die Richtung und feuerte dann ihre Harpune ab.

      In Sekundenbruchteilen zischte sie durch die Luft. Direkt auf den Rücken des Butlers zu.

      Bevor sie allerdings zu treffen vermochte, hatte der Butler sich entschlossen, den Gruß der Nymphe auf dem Wasserfloß zu beantworten. Dazu hatte er nach seiner Melone gegriffen, sie höflich gelüftet und dabei eine dezente Verbeugung angedeutet.

      Und genau diese leichte Verbeugung rettete ihm das Leben, ruinierte dafür aber seinen schwarzen Zweireiher. Die Harpune zischte über sein linkes Schulterblatt hinweg und riß das Jackett auf. Parker, der zwar völlig überrascht wurde, rutschte sofort gekonnt in sich zusammen, ohne dabei allerdings überhastet zu wirken. Seine Bewegungen blieben würdevoll und gemessen.

      Die etwas aus der Richtung gekommene Harpune landete im splitternden Holz des niedrigen Kajütenaufbaus und blieb federnd und zitternd stecken.

      Die Nymphe im Hintergrund schien noch gar nichts mitbekommen zu haben. Sie winkte allerdings nicht mehr, sondern kniete nieder und verlor jedes weitere Interesse an Parker.

      Der Butler war indigniert, als er die Harpune begutachtete. Sie hätte vollkommen ausgereicht, ihn zu durchbohren. Und sie war in voller Absicht auf ihn abgefeuert worden. Daher blieb der Butler erst einmal in Deckung und wartete der Dinge, die da wahrscheinlich noch kommen mußten.

      Er brauchte nicht lange zu warten.

      Neben dem Bootsrumpf hörte er ein zusätzliches Plätschern, dann ein schnelles, heftiges Atmen. Ein nackter Unterarm langte über den Bordrand, dann stemmte sich ein nackter Oberarm auf und anschließend war das Rüsselgesicht eines Unterwasserschwimmers zu sehen.

      Parker genierte sich nicht lange.

      Er griff herzhaft und mit Nachdruck zu.

      Ein erschreckter Aufschrei war zu hören. Heftiges Wehren erfolgte. Doch der Butler, ließ sich nicht beeindrucken. Er brauchte sich noch nicht einmal sonderlich anzustrengen, um die Nixe zu bergen.

      Strampelnd landete sie an Bord, blieb einen Moment lang auf dem Boden des Außenborders liegen, um dann aber wütend aufzuspringen. Dabei griff die erstaunlich gut gewachsene Nixe nach ihrem scharfen Kappmesser.

      „Ich muß feststellen, Madam, daß Ihre Haltung die notwendige Würde vermissen läßt“, sagte Parker und griff seinerseits nach seinem Universal-Regenschirm.

      „Ich, ich bringe Sie um!“ keuchte die Nixe, die das Mundstück des Atemgeräts ausgespuckt hatte, aber noch die Preßluftflasche trug, die sie behinderte. Die langen Flossen an den Füßen der jungen Schwimmerin waren ebenfalls ungeeignet, auf das Tempo zu drücken.

      „Ich möchte unterstellen, daß Sie diesen Versuch bereits unternahmen“, sagte Parker und ließ die Spitze seines Regenschirms nach vorn schnellen.

      Die Nixe wich zurück, wollte sich aber erneut auf den Butler stürzen. Parker, dem Auseinandersetzungen dieser Art verhaßt waren, wußte sich zu helfen. Erneut schnellte die Spitze des Regenschirms vor.

      Die Nixe merkte zuerst überhaupt nicht, was sich getan hatte. Dann allerdings stieß sie einen erstickt-überraschten Aufschrei aus und fingerte hastig nach ihrem kleinen, fest sitzenden Büstenhalter, der nun nicht mehr fest saß. Die Regenschirmspitze hatte einen Träger gelöst, worauf die Gesamtkonstruktion nachgab.

      „Ich bedaure außerordentlich, daß ich zu diesen Maßnahmen greifen mußte“, murmelte der Butler leicht verschämt. „Bitte, zwingen Sie mich nicht, auch weiterhin auf diesen! Spezialgebiet tätig zu werden!“

      Ob die Nixe überhaupt zuhörte, war mehr als fraglich. Sie kämpfte mit dem Büstenhalter, vergaß darüber ihr Kappmesser und war nur noch eine junge Frau, die ein gewisses Schamgefühl zeigte.

      „Falls es Ihnen hilft, Madam, könnte ich Ihnen eine Sicherheitsnadel verschaffen“, sagte der Butler, seine Dienste anbietend.

      „Scheren Sie sich zum Teufel“, fauchte sie gereizt und entschloß sich, die Arme vor der Brust zu kreuzen, da der Träger nicht mehr zu reparieren war.

      „Ich kann verstehen, Madam, daß Sie einem alten, müden und verbrauchten Mann gram sind“, gab der Butler gemessen zurück, „aber ich kann nicht verstehen, warum Sie mich umbringen wollten.“

      Sie erinnerte sich wohl ihres Auftrages.

      Sie wollte wieder aufspringen und nach dem Kappmesser greifen. Aber dann besann sie sich im letzten Moment auf ihr fehlendes Kleidungsstück und blieb sitzen.

      „Dafür werden Sie noch büßen“, verhieß sie und sah sich dabei unentschlossen in der Runde um. Wartete sie auf Hilfe? Trieb sich eine weitere Nixe im Wasser herum?

      Parker gestand sich ein, daß er von der jungen Dame abgelenkt worden war. Es wurde höchste Zeit, Zusätzliches für seine Sicherheit zu tun.

      „Dort!“ sagte er, als habe er gerade etwas entdeckt. Gleichzeitig wies er mit dem Regenschirm auf den weiten Pazifik hinaus. Die halb entblößte Nixe fiel auf diesen Trick herein und nahm den Kopf herum.

      Nun hatte der Butler Zeit und Gelegenheit, seinen Feldstecher noch einmal einzusetzen. In knapp einer Sekunde hatte er nun auch die junge Unterwassernixe fotografiert.

      Sie merkte wohl, daß etwas nicht stimmte. Sie hatte wohl eingesehen, daß ihr nur noch die Flucht blieb. Sie schnellte plötzlich hoch und warf sich rücklings ins Wasser. Rauschend schlug das Wasser über ihr und dem Preßluftgerät zusammen. Sie ging sofort auf Tiefe und verschwand aus Parkers Sicht.

      Der Butler barg die Harpune, schüttelte indigniert den Kopf


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