Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Staffel 7 – Kriminalroman - Günter Dönges


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in eine etwas zu innige Berührung mit der Frontscheibe geraten war, schnappte Clay nun nach Luft und war nicht verhandlungsfähig.

      Bevor er es wieder werden konnte, nahm Parker seine perlenverzierte Krawattennadel aus dem Plastron, entfernte eine hauchdünne Schutzscheide und ritzte mit der Nadelspitze die Haut auf dem Handrücken des Gangsters. Nun brauchte er sich nicht weiter um ihn zu kümmern, ein erquickender Tiefschlaf war ihm gewiß.

      Im Gegensatz zu Ben, der finster entschlossen war, die Schmach zu rächen, die ihm und seiner Kehrseite zugefügt worden war. Ben faßte nach seiner Schrotflinte und wollte Parker vom Sitz fegen.

      »Ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, Mister Ben«, sagte Parker über die jetzt eingeschaltete Sprechanlage, »daß die Trennscheibe aus einem Spezialpanzerglas besteht. Mi anderen Worten und noch eindeutiger ausgedrückt, die Schrotladung wird in der Form eines Abprallers auf Sie zurückkommen. Ich weiß nicht, ob dieses Risiko sich für Sie lohnen wird.«

      Ben wurde nachdenklich und schläfrig, denn der Dom tat inzwischen seine Wirkung. Ben gähnte, interessierte sich plötzlich nicht mehr für seine Schrotflinte, ließ sie jetzt sogar fallen und kuschelte sich auf dem Rücksitz zurecht. Wenig später bewiesen laute Schnarchtöne, daß er sich von seiner Umwelt zurückgezogen hatte.

      Parker hätte nun umkehren können, doch genau das tat er nicht. Es paßte ihm durchaus, daß man hier draußen in der Bergwildnis völlig unter sich war. Er fuhr weiter bis zum verfallenen Förderturm und lud hier seine Mitfahrer aus.

      Mit einer Leichtigkeit, die auf erstaunliche Kräfte schließen ließ, trug er seine Begleiter hinüber zum Förderturm und opferte zwei Handschellen aus seinem privaten Besitz.

      Als die beiden Gangster zu sich kamen – was nach etwa zwanzig Minuten der Fall war – fühlten sie sich allein und verlassen. Und rettungslos angeschmiedet, denn die beiden Handschellen verbanden ihre Handgelenke, was an sich nicht sonderlich bedeutend war. Zu ihrem Pech aber umschlossen ihre festgeketteten Hände einen schweren Stahlträger, der zum Förderturm gehörte. Er hinderte sie daran, dieses ungastliche Gelände wieder zu verlassen.

      Sie fanden sehr schnell heraus, daß sie nicht wegkamen. Ohne das Lösen der beiden Handschellen hatten sie nicht die geringste Chance.

      »Ob dieser verdammte Parker tatsächlich abgehauen ist?« fragte Clay mit heiserer Stimme.

      »Sieht so aus«, gab Ben kleinlaut zurück«, »der Wagen ist nicht zu sehen. Verdammt, ich möchte wissen, wie er sich das hier mit uns gedacht hat.«

      »Wieso?«

      »Wieso! Wieso! Und wenn er uns hier schmoren läßt? Wer kommt denn hier schon her?«

      »Und wenn keiner kommt?« Clays Stimme enthielt bereits den Anflug einer beginnenden Panik.

      »Dann sind wir geliefert!« stellte Ben fest, »dann wird man uns in ein paar Wochen finden. Wie, kannst du dir wohl vorstellen.«

      »Ob wir mal rufen? Irgendein Mensch muß uns doch hören!«

      »Warum sind wir denn hier raufgefahren?« fragte Ben sachlich, »weil wir genau wußten, daß sich hier nichts abspielt.«

      »Aber dieser verdammte Butler kann uns doch nicht einfach so umbringen!«

      »Hatten wir ja schließlich auch mit ihm vor«, gab Ben zurück, »ich muß schon sagen, Clay, dieser Bursche ist clever. So was hab’ ich noch nie erlebt. Der steckt uns noch alle in den Sack!«

      »Auch den Chef?«

      »Auch Tuscon!« antwortete Ben und nickte nachdrücklich, »der hat ja überhaupt keine Ahnung von dem, was noch auf ihn zukommt!«

      »Mann, deine Nerven möchte ich haben«, brauste Clay gereizt auf. »Was interessiert mich Tuscon! Ich will weg von hier. Ich hab’ keine Lust, mich umbringen zu lassen!«

      »Meinst du etwa, ich? Aber warum soll ich mich aufregen, das bringt uns nicht weiter.«

      »Weiß denn außer Tuscon kein Mensch, wohin wir Parker bringen sollten?«

      »Nur Tuscon weiß Bescheid. Und er wird hier aufkreuzen, wenn wir uns in ein paar Stunden nicht melden.«

      »Ach so.« Clays Stimme klang erleichtert, »daß ich daran nicht gedacht habe. Aber bist du sicher, daß er überhaupt kommen wird? Red doch schon, Ben!«

      »Abwarten!« Ben zuckte die Achseln. »Kann ich doch auch nicht genau sagen. Warum sollte er nicht kommen?«

      Sie redeten miteinander, machten sich gegenseitig Hoffnung und fielen zurück in tiefen Pessimismus. Sie bekamen Durst, jammerten ein wenig, regten sich auf und beschuldigten sich schließlich gegenseitig, für diese Panne verantwortlich zu sein. Sie verabreichten sich mit ihren freien Händen ein paar saftige Boxhiebe und Ohrfeigen, resignierten, wurden still und stiller und horchten schließlich gespannt auf, als von weither auf der Zufahrtsstraße eine Staubwolke zu sehen war, die schnell näher kam. Sehr zielbewußt übrigens.

      »Der Chef«, sagte Clay hoffnungsvoll.

      »Oder die Polizei«, erwiderte Ben, »ich laß mich nur noch überraschen!«

      Es war der Chef Edward Tuscon.

      Er sah wirklich aus wie ein Gangsterboß aus einem einschlägigen Kriminalfilm, vierschrötig, untersetzt, Specknacken, das Gesicht einer ewig gereizten Bulldogge. Er nahm die Sonnenbrille ab, nachdem er aus dem Wagen gestiegen war, und kam langsam auf seine beiden Mitarbeiter zu, die zwar von Wesson beschäftigt wurden, aber offensichtlich zu seiner Gang gehörten.

      »Ihr blöden Flaschen!« sagte er gereizt. »Hat man so was schon erlebt! Zwei ausgekochte, ausgewachsene Männer lassen sich aufs Kreuz legen. Das darf einfach nicht wahr sein!«

      »Hören Sie, Chef«, sagte Ben, »Hören Sie, dieser Parker ist so gerissen wie zehn Füchse in einem …«

      »Ich weiß … ich weiß … Ich habe mich inzwischen über ihn erkundigt. Wird höchste Zeit, daß wir die Schotten dichtmachen, sonst bekommen wir noch Ärger mit ihm!«

      »Chef, haben Sie so was wie ’ne Feile bei sich?« fragte Clay nervös, »Ich will weg von dieser verdammten Eisenstange.«

      »Ich aber nicht«, sagte Edward Tuscon und grinste, »Versager kann ich nicht brauchen!«

      »Was soll denn das heißen, Chef?« Clay richtete sich steif auf.

      »Wir müssen diesen Parker auflaufen lassen«, erklärte Tuscon fast geduldig, »dazu gehört, daß die Polizei sich mit ihm befaßt. Und da die es nicht ohne Grund tut, muß man eben für passende Gründe sorgen.«

      »Sagen Sie schon, was Sie mit uns Vorhaben, Chef«, erklärte Ben, der bereits verstanden hatte.

      »Fahrlässige Tötung!« Tuscon grinste nicht mehr. Er schob sich die Sonnenbrille über die Nase und sah aus wie ein zu massiv geratener Todesengel.

      »Was … Was soll das heißen, Chef?« Clay dachte erheblich langsamer als Ben.

      »Wenn die Polizei euch findet, findet sie auch die Handschellen von Parker. Und sonst noch ein paar Hinweise auf ihn. Ich habe mir seinen Hotelzimmerschlüssel besorgen lassen. Der bleibt hier so ganz nebenbei zurück.«

      »Chef! Hören Sie, Chef. Sie wollen uns doch nicht umbringen? Das können Sie doch nicht machen. Wir haben doch immer erstklassig gearbeitet!«

      »Bis heute!«

      »Sei doch endlich still«, fuhr Ben seinen Partner Clay an, »hast du noch immer nicht gemerkt, daß er uns ausbooten will?«

      »Aber Chef! Hören Sie, Ben und ich kaufen uns diesen Parker! Umgehend! Ehrenwort, der ist in einer Stunde passe! Darauf können Sie Gift nehmen!«

      »Gift! Das ist ein gutes Wort!« Tuscon nickte, ging zum Wagen zurück und kam mit einer großen Papiertüte wieder, die für Kartoffeln bestimmt war. In der anderen Hand hielt er einen Spazierstock, den er durch die Luft wirbelte.

      »Was macht er denn?«


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