Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek. Christopher Ross

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Northern Lights - Die Wölfe vom Mystery Creek - Christopher Ross


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Feuer.« Sie wusste, dass Pearl ganz andere Sorgen hatte, und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schultern. »Es ist bestimmt nicht so schlimm, wie Sie denken, Pearl. Sie gehen nur gern auf Nummer sicher.«

      »Wollen wir’s hoffen.« Sie schniefte leise.

      »Jetzt könnte ich doch einen Kaffee vertragen«, sagte Carla, auch um ihre Wirtin ein wenig zu beschäftigen und sie von ihrer Sorge abzulenken. Sie setzte sich an den Esstisch und nickte dankbar, als Pearl den Kaffee brachte. Sogar Milch und Zucker hatte sie dabei, obwohl Carla lieber Süßstoff nahm.

      »Ich bleibe noch ein paar Tage«, sagte sie.

      »Kann man denn noch Wölfe aus den Flammen retten?«

      »Wahrscheinlich nicht. Meines Wissens gab es nur das Mystery-Creek-Rudel in dieser Gegend. Ein großes Rudel, neun Wölfe, soviel wir wissen, die Welpen nicht mitgezählt, also müssten noch sechs in den Bergen sein. Aber ich bezweifle, dass sie das Feuer überleben. Ihr Revier liegt im Brandgebiet, und es grenzt an ein Wunder, dass wir die Welpen retten konnten.«

      »Sie lieben Wölfe, nicht wahr?«

      Carla nickte, froh darüber, die Wirtin etwas ablenken zu können. »Ich mag sie, weil sie uns Menschen sehr ähnlich sind und das Zusammenleben im Rudel perfektioniert haben. Jeder hat seine Aufgabe, einer steht für den anderen ein. Und ich verteidige sie, weil sie viel besser sind als ihr schlechter Ruf.«

      »So habe ich Wölfe nie gesehen.«

      »Was nicht heißen soll, dass ich Menschen verachte«, fügte sie schnell hinzu. »Natürlich würde ich mich erst um einen Menschen kümmern, bevor ich nach einem Wolf sehe. Wenn ich auch nicht alle Menschen mag. Aber mit den Wölfen ist es ähnlich wie mit den Menschen. Es gibt gute und schlechte Charaktere. In einem Wolf Center wie unserem lernen Sie die alle kennen.«

      Das Handy der Wirtin klingelte.

      »Das Krankenhaus«, sagte sie, bevor sie dranging. Sie hörte sich an, was die Stimme am anderen Ende zu sagen hatte, und Carla erkannte, wie sich ihre Gesichtszüge immer mehr entspannten. »Gott sei Dank!«, sagte sie. »Sagen Sie ihm, dass ich an ihn denke und ihn besuchen komme, sobald ich kann.«

      Sie legte auf und weinte, diesmal vor Glück und Erleichterung. »Die Operation ist gut verlaufen«, sagte sie. »Sie mussten was Künstliches an der Halswirbelsäule einsetzen und werden ihn zwei bis drei Wochen krankschreiben, auch wegen der Verbrennungen, aber selbst die wären nicht so dramatisch und er könnte bald wieder arbeiten. Er hätte großes Glück gehabt.«

      »Na, sehen Sie? Ein Firefighter ist hart im Nehmen.«

      »Er ist ein guter Junge.«

      »Wenn Sie ihn besuchen wollen … ich komme hier auch allein zurecht.«

      Sie winkte ab, immer noch berauscht von der guten Nachricht. »Sobald er wieder einigermaßen auf dem Damm ist, werde ich mit ihm skypen. Falls das Internet funktioniert. Und Sie? Fahren wieder hinaus zu den Firefightern?«

      »Für ein paar Stunden«, sagte sie. Sie trank von dem Kaffee, etwas zu stark und zu bitter, aber es war eben kein Cappuccino. »Auch wenn ich wahrscheinlich nur tote Wölfe sehen werde … wenn überhaupt. So wie es aussieht, sind die Welpen die einzigen Überlebenden des Mystery-Creek-Rudels.«

      Nachdem sie ihren Kaffee ausgetrunken hatte, stieg sie in den Pick-up und fuhr auf den Sterling Highway zurück. Je weiter sie nach Westen fuhr, desto stärker war ihr Gefühl, dass der Rauch noch dichter geworden und das Feuer noch näher an die Straße herangerückt war. Wohl der Grund, warum sie den größten Teil des Highways gesperrt hatten. Sie hatte ihre Schutzjacke angezogen und Handschuhe und Helm neben sich auf dem Beifahrersitz liegen, fuhr zum ersten Mal allein in den Rauch hinein und war entsprechend ängstlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, als Firefighterin zu arbeiten, zu stressig und gefährlich, doch so dachten manche Menschen auch über ihren Beruf.

      Über der Mystery Creek Road hingen teilweise so dichte Rauchschwaden, dass sie nahe daran war, den Pick-up zu wenden und umzukehren, aber wenn die Straße unpassierbar gewesen wäre, hätte der Chief sicher angerufen. Wie geheimnisvoller Nebel hing der Rauch zwischen den Baumkronen. Im Dunst flogen Funken, die wie Glühwürmchen durch die Luft wirbelten. Nicht mehr so fern wie bei ihrer ersten Fahrt zum Mystery Creek leuchteten die Flammen des Feuers, das in den Medien nur noch »Mystery Creek Fire« genannt wurde. Würden der Chief und seine Männer es schaffen, die Flammen rechtzeitig einzudämmen, und sie daran hindern, weiteres Land zu zerstören und die nahen Siedlungen zu gefährden? Waren Menschen in ernsthafter Gefahr?

      Ein rostiger Pick-up kam ihr entgegen. Wegen des vielen Rauchs sah sie die Scheinwerfer erst spät. Sie hielt an und ließ ihr Fahrerfenster herunter. Erst jetzt erkannte sie Jason. Wie immer, wenn sie ihm begegnete, fiel es ihr schwer, sich zu beherrschen. »Du fährst wieder? Genug Wölfe getötet?«

      »Du bist ungerecht«, erwiderte er relativ gefasst.

      »Ich weiß … und es tut mir leid.«

      »Ehrlich?«

      »Natürlich ehrlich, du verdammter …« Ihr fiel kein passendes Schimpfwort ein. »Ich mag dich doch … obwohl du wie ein Wilderer durch die Wälder streunst und Wölfe umbringst. Ich mag dich sogar sehr und ärgere mich so darüber, dass ich am liebsten aussteigen und dir eine runterhauen würde.«

      »Du solltest mich lieber küssen!« Er grinste.

      »Du bist ein Scheusal!«

      »Ich weiß.«

      »Und du hättest dich ruhig mal melden können.«

      »Ich war in Montana unten, das weißt du doch.«

      »Und jetzt wolltest du dich wieder aus dem Staub machen?«

      »Ich fahr zum Slaughter Creek rüber.«

      Sie geriet schon wieder in Rage. »Wenn du nur einen gesunden Wolf tötest, bekommst du es mit mir zu tun, verstanden? Dass die Farmer am liebsten alle Wölfe umbringen würden, weiß ich. Aber das heißt noch lange nicht, dass du schalten und walten kannst, wie du willst. Werde endlich erwachsen.«

      Umso wütender sie war, desto mehr grinste er. »Ziemlich ungemütlicher Platz für ein Date, findest du nicht auch? Wollen wir uns heute Abend in Cooper Landing treffen? Wir könnten uns endlich mal richtig aussprechen.«

      »Um sechs im Kenai Inn«, antwortete sie und fuhr weiter.

      4

      Im Camp der Firefighter herrschte nervöse Betriebsamkeit. Wo Carla die beiden Welpen gerettet hatte, hatten die Flammen die Schneise übersprungen und drohten, auf die Bäume am anderen Ufer des Mystery Creek überzuspringen. Eines der Hot-Shot-Teams war bereits unterwegs, das Feuer zu bekämpfen, eine schwierige und gefährliche Aufgabe, auch für diese erfahrenen Männer. Der Chief stand in ständigem Funkkontakt mit der Einsatztruppe.

      Eine der Meldungen gab er direkt an Carla weiter: »Sie haben zwei weitere tote Wölfe gefunden. Das Feuer hat die Kadaver verschluckt. Ich nehme an, sie gehörten zu dem Mystery-Creek-Rudel, von dem Sie gesprochen haben.«

      »Dann haben wir fünf tote Wölfe«, rechnete sie. »Bleiben noch vier … die werden es wohl ebenfalls nicht geschafft haben. Wie so viele andere Tiere.« Sie schwieg eine Weile und wollte sich gar nicht vorstellen, wie qualvoll sie gestorben waren. »Menschen sind hoffentlich nicht zu Schaden gekommen.«

      »Nein, die konnten wir rechtzeitig warnen und evakuieren. In den Wäldern hier leben nur ein paar Einsiedler und Fallensteller. Die wissen selbst, was so ein Gewitter alles anrichten kann. Und die wenigen Siedlungen und Farmen, die wirklich bedroht waren, haben wir informiert. Aber jetzt wird es langsam kritisch. Wenn wir das Feuer nicht bremsen, müssen wir roten Alarm geben.«

      »Sie haben gute Leute. Sie schaffen das«, sagte sie.

      »Wir geben uns alle Mühe.«

      Carla setzte sich in ihren Wagen, weil sie dort am sichersten war, ließ aber die


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