Betrachtungen zu Grafik-Design. Thomas Biedermann
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Inhaltsverzeichnis
Kleinanzeigenmarkt
Verlagstätigkeit I
Verlagstätigkeit II
Verlagstätigkeit III
Agenturen
Verpackungen
Bildretusche
Neue Zeitschriften
Parteien, Verbände und Vereine
Konzerne
Internationale Tätigkeit
Neue Kunden
Haben Sie sich auch schon über Ihre Kunden geärgert? Weil Sie deren Entscheidung nicht nachvollziehen konnten? Oder einfach Ihre fachlich korrekte Meinung nicht beachtet wurde? Und sich Situationen ergaben, bei denen Sie sich nur die Haare raufen konnten?
Natürlich gibt es Kunden, an denen man nichts auszusetzen hat. Die darüber hinwegsehen, wenn man eine halbe Stunde zu spät erscheint. Die großzügig sind, wenn Sie Firmenequipment für eigene Zwecke verwenden wollen. Die auf Ihre fachliche Meinung hören, weil Sie der Fachmann sind. Und die – last but not least – pünktlich zahlen.
Es geht nicht um Schwarzweißmalerei nach dem Motto „guter Kunde, böser Kunde“. Sie erleben in Ihrem Geschäftsalltag sicherlich auch Situationen, die Sie nur noch den Kopf schütteln lassen. Die Sie in Erinnerung haben – auch wenn es 15 Jahre her ist. Und die Sie als Warnung – mit einem Hinweis, wie man es hätte vermeiden können – weiter erzählen.
Darum geht es in diesem kleinen Buch, in dem ich meine persönlichen Erfahrungen als Grafik-Designer schildere.
Hamburg, im November 2007
Thomas Biedermann
Anzeigenzeitung
Das Arbeiten für Kleinanzeigenmagazine ist ähnlich wie Fastfood: schnell, billig und uneffektiv. Da zählt die schnelle Quote, das schnelle Setzen und „Runterhacken“ der Anzeigen, denn Zeit ist Geld. Ansprüche auf gutes Design sind völlig fehl am Platz. Da hört keiner zu. Geschweige denn, dass jemand Anregungen entgegen nimmt. Der Stundenlohn als freier Mitarbeiter liegt sicherlich noch unter dem Mindestlohn – sollte er für die Branche vereinbart sein. Man ist Hungerlöhner in diesem Bereich.
Kleinanzeigenmagazine haben nicht nur reinen Fließtext als Anzeigen, der schnell gesetzt werden muss. Sie enthalten auch mehr oder minder gestaltete Anzeigen, wenn der Kunde zahlt. Aber es kommt so oft vor, dass man als Grafiker und Setzer den Vorgesetzten anspricht und ihn auf falsche Orthografie, falsche Farben oder Fehler in den gelieferten Dokumenten hinweist. Vergebliche Bemühungen! Das Einzige, was als Antwort kommt, ist vermutlich, dass man sich nicht so viele Gedanken über die Anzeige machen soll. Sonst wird das alles zu teuer. Der Kunde hat das so freigegeben, also soll man es so setzen. Ob da Rechtschreibfehler drin sind, ist unwichtig. „Arbeiten Sie zügig weiter!“ Also, Augen zu und durch. Was anderes ist nicht möglich. Sie haben keine Chance, das zu ändern.
Anfängerpech
Die erste Herausforderung und der erste große Auftrag: die Gestaltung von Buchumschlägen in einem kleineren Verlag. Natürlich zu Preisen, die einen Grafik-Designer nicht am Leben erhalten. Aber zu den damaligen Gegebenheiten und als Lebensunterhalt für ein Studium erschien dies akzeptabel und machbar.
Das Handbuch zur grafischen Software FreeHand arbeitete ich in einigen Tagen schnell und komplett durch. Erstaunlich, dass ich sofort alles begriff – aber es lag mir einfach. Auch das Kapitel zur Überfüllung, das ja schon einiges an grafischen und drucktechnischen Kenntnissen erfordert, verstand ich sehr schnell.
Die ersten Buchumschläge liefen sehr gut. Der Umschlagtext – Farbe auf schwarzem Hintergrund – wurde überfüllt, der Proof ergab keine Fehler.
Dann aber geschah Folgendes: Der Verleger wählte das Graustufen-Foto eines Musikers als Bild für das Cover. Das Motiv war gut ausgesucht und fotografiert. Leider hatte der Musiker aber auf dem Bild eine weiße Stelle im Haar, die nicht ausgefüllt war. Was tun?
Da die Software Photoshop damals noch nicht so verbreitet und bekannt war – wir reden hier über die 90er Jahre und Softwareversionen von 2.0 und 3.0 –, entschied ich mich in meiner Not einfach dazu, einen kleinen schwarzen Kasten über die weiße Stelle in dem Graustufenbild zu setzen. Das konnte natürlich nie funktionieren, wie jeder Profi heutzutage weiß. Aber als Anfänger versucht man aus Unkenntnis mit solchen unprofessionellen Maßnahmen das Problem zu lösen.
Die Reaktion aus dem Belichtungsstudio, das die Proofs in Form eines Chromalins für das Cover herstellte, kam stante pede: „Welcher Idiot hat da einfach einen schwarzen Kasten über das Graustufenbild gesetzt?“ Im hochauflösenden Proof zeichnete sich das kleine schwarze Viereck natürlich deutlich gegenüber den grauen Abstufungen des Fotos ab.
Kleinlaut musste ich meine Verantwortung dafür eingestehen. Ich beschäftigte mich jedoch dann gleich damit, dies auf die richtige Art und Weise zu lösen. Ich korrigierte das Foto mit dem Stempel-Werkzeug in Photoshop, was mir auch auf Anhieb gelang. Ich hätte es gleich von Anfang an auf diese Weise tun sollen.
Manchmal ist man als Anfänger in verschiedenen Softwareversionen nicht so ganz versiert und kennt die grafischen und drucktechnischen Hintergründe nicht. Nur durch Einarbeitung in die Materie oder eine entsprechende Ausbildung lässt sich das beheben.
Auf alle Fälle habe ich damals mein Lehrgeld bezahlt – auch wenn ich in dem Verlag keine Lehre absolvierte. Aber es blieb mir in Erinnerung. Es hilft mir heute, ähnliche Fehler, die mir aufgrund von nicht vorhandenem Wissen unterlaufen könnten, von vornherein auszuschließen. Indem ich mich z.B. bei Kollegen informiere. Merke: Man lernt nie aus!
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