150. Die fälsche Braut. Barbara Cartland

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150. Die fälsche Braut - Barbara Cartland


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Befehl der Königin mein Leben auf den Kopf stellen, irrst du dich gewaltig. Ich bin nicht der einzige Mann, der gezwungen wurde, sich eine Fassade der Achtbarkeit zuzulegen! Nun gut, aber hinter dieser Fassade werde ich der bleiben, der ich bin, werde ich das tun, was ich tun möchte, und die Vergnügungen suchen, die mir Freude machen!«

      »Es ist meine Schwiegermutter, der wir dies alles verdanken«, stieß Lady Clementine wütend hervor. »Ich könnte sie umbringen, diese herumschnüffelnde alte Hexe. Ich weiß, daß sie unter den Kammerfrauen der Königin zwei dicke Freundinnen hat. Wie muß sie sich vor Schadenfreude die Hände gerieben haben bei dem Gedanken, uns beiden eins auszuwischen.«

      »Reg dich nicht auf!« beruhigte Sir Rupert sie. »Du bist doch noch glimpflich davongekommen. Der eigentliche Leidtragende bin ja wohl ich.«

      »Ja, du hast recht«, gab Lady Clementine mitfühlend zu. »Denn du muß nun zusehen, daß du möglichst bald eine passende Braut findest. Weiß der Himmel, was dich da erwartet. Plötzlich hast du irgendein linkisches, unreifes und zum Sterben langweiliges junges Ding am Hals. Armer Rupert, du bist zu bedauern und das unglückliche Mädchen nicht weniger. Stell dir vor, nichts wird sie dir recht machen, weder bei Tisch noch im Bett. Sie wird deine Nerven strapazieren und gleichzeitig unter deiner schlechten Laune leiden. Es wird die Hölle für euch sein!«

      »Nun mal den Teufel nicht an die Wand«, entgegnete Sir Rupert. »Ich werde sie Ihrer Majestät vorstellen und sie dann ein für allemal aufs Land abschieben. Und du solltest Sir Montagu unbedingt überreden, das Stadthaus in London wieder zu beziehen.«

      »Nichts leichter als das«, versprach Lady Clementine. »Er. haßt das Landleben, wie du weißt. In London hat er seinen Club, wo er nach Herzenslust trinken und spielen kann. Es war übrigens deine Idee, daß ich den Sommer auf dem Land verbringen sollte. Du warst der Meinung, daß wir uns hier leichter treffen könnten, ohne Gefahr zu laufen, von anderen gesehen zu werden und ins Gerede zu kommen.«

      »Ich weiß, ich weiß. Eine Überlegung, die sich als falsch herausstellte«, gab Sir Rupert zu. »Wir werden unsere Taktik also ändern müssen. In der Zwischenzeit...«

      Er brach ab.

      »In der Zwischenzeit?« fragte Lady Clementine, und ihre Stimme war dunkel vor Sehnsucht und Verlangen.

      Sie sah ihn aus ihren schrägen Augen an wie eine Verdurstende, und die roten Lippen waren halb geöffnet, als sie sich langsam zu ihm umwandte.

      Doch er beachtete sie nicht. Mit leerem Blick starrte er über den grünen Rasen hinweg in die Ferne.

      »Am besten, du suchst mit eine Frau«, sagte er endlich.

      »Rupert, wie kannst du mich nur um etwas Derartiges bitten?« rief Lady Clementine. »Ich versichere dir, ein Blick auf das Mädchen, das dich heiraten soll, würde genügen, es abgrundtief zu hassen. Und wenn ich merkte, daß es sich in dich verliebt hat - was ganz bestimmt der Fall sein wird - könnte ich für nichts mehr garantieren. Ganz gewiß würde ich ihr die Augen auskratzen.«

      »Na gut, dann muß ich mich selbst darum kümmern«, sagte Sir Rupert und zuckte die Achseln.

      »Nein, das kann ich auch nicht zulassen«, rief Lady Clementine in wilder Panik. »Ich könnte es vor Eifersucht nicht mehr aushalten.« Sie ballte die kleinen Fäuste und stampfte mit dem Fuß auf. »Wie entsetzlich das alles ist! Welch eine garstige Situation für dich - und für mich!« Sie schwieg einen Moment und blickte zu den Gästen auf dem Rasen hinüber.

      Plötzlich stieß sie einen Schrei aus. »Rupert«, rief sie, »ich habe es! Schau dort drüben, das Mädchen in dem pinkfarbenen Kleid und dem weißen Schal!«

      »Wo? Von wem redest du?«

      »Das Mädchen da drüben, siehst du sie? Das, mein Lieber, ist deine zukünftige Braut.«

      »Wen meinst du denn? Und wer ist sie?«

      »Die Tochter deines Gastgebers, Lady Elisabeth Graye«, erklärte Lady Clementine. »Ich kenne sie, seit sie ein kleines Mädchen war. Sie ist recht hübsch und - könnte ich mir vorstellen - nicht ganz dumm. Na, du kennst doch ihren Vater, Lord Cardon.« ,

      »Aber... aber...« Sir Rupert verstummte.

      »Nein, nein, mein Freund! Die Cardons werden begeistert sein. Ich weiß, sie stecken finanziell ziemlich in der Klemme. Im vergangenen Jahr mußten sie sogar einen ihrer Höfe verkaufen. Lord Cardon wird einen wohlhabenden Schwiegersohn mit offenen Armen empfangen. Und du, lieber Rupert, bist sogar sehr wohlhabend.«

      »Allerdings. Aber wie kommst du ausgerechnet auf dieses Mädchen?«

      »Weil sie alle Bedingungen erfüllt, die du an eine Braut stellen solltest, mein Lieber. Sie ist einfältig und sanftmütig, wohlerzogen und von tadellosem Ruf. Falls ich mich nicht sehr täusche, wird sie dich bereitwillig als Ehemann akzeptieren und dir eine gehorsame und leichtgläubige Frau sein.«

      Es entstand ein kurzes Schweigen, dann sagte Sir Rupert: »Es ist schlimm!«

      »Sehr schlimm sogar!« stimmte Lady Clementine zu. »Aber wie ich vorhin sagte, ich kenne Lady Elisabeth schon sehr lange, und ich glaube, sie ist das einzige Mädchen, dem gegenüber ich meine Eifersucht einigermaßen in Grenzen halten kann.«

      »Glaubst du wirklich, du müßtest auf meine zukünftige Frau eifersüchtig sein?» fragte Sir Rupert.

      »Aber natürlich«, erwiderte Lady Clementine, ohne zu zögern. »Der Gedanke, daß es eine Frau gibt, die deinen Namen trägt, in deinem Haus lebt und mit dir - wenn auch selten - das Bett teilt, wird mir unerträglich sein. Eine Folter, eine Höllenqual. Außerdem kenne ich deinen Ruf als Frauenheld, und ich bin fast sicher, daß die kleine Gans sich unsterblich in dich verlieben wird.«

      »Ich finde es reichlich unfair, mir Dinge vorzuhalten, die vor unserer Verbindung geschehen sind!«

      »Mein Lieber, glaub mir, deine Vergangenheit läßt mich kalt!« Lady Clementine lachte. »Es ist deine Zukunft, die mich beunruhigt, und das mit gutem Grund, Rupert. Du bist eben ein sehr beeindruckender und außergewöhnlicher Mann!«

      »Ich bin glücklich, daß du so denkst.«

      »Wirst du mir eine Frage beantworten? Offen und ehrlich?«

      Lady Clementines Stimme klang leise und unerwartet ernst.

      »Aber selbstverständlich!«

      »Sag mir eins, Rupert, liebst du mich wirklich?«

      »Guter Himmel, was für eine Frage, Clementine! Haben wir in den letzten Monaten nicht die meiste Zeit zusammen verbracht und - wie ich glaube - Augenblicke höchsten Glücks miteinander erlebt?«

      »Du hast noch nicht auf meine Frage geantwortet«, sagte Lady Clementine. »Aber vielleicht ist das auch unnötig. Jedenfalls habe ich das unbehagliche Gefühl, daß du mich nicht wirklich liebst. Nicht so, wie ich dich liebe.«

      »Was du da sagst, kommt mir sehr bekannt vor!« Sir Rupert lächelte.

      »Das überrascht mich nicht!« erwiderte Lady Clementine hastig und in kaum unterdrückter Erregung. »Viele Frauen mögen diese Worte schon zu dir gesagt haben, denn in Wirklichkeit bist du zu einer wahren Liebe gar nicht fähig, Rupert. Du liebst weder mich noch eine andere. Natürlich, du findest mich anziehend und begehrenswert, ich weiß. Ich wecke Leidenschaften in dir, Begierden und manchmal vielleicht auch Eifersucht. Aber die ganze Zeit über, in der wir zusammen waren, habe ich gefühlt, daß es keine Liebe ist, was du für mich empfindest. Ich habe alles getan, dich dazu zu bringen, Rupert. Aber es war umsonst. Eine schreckliche Erkenntnis für eine Frau, die liebt und einen Mann zu halten versucht.«

      Bei den letzten Worten war ihre Stimme zu einem Flüstern herabgesunken.

      »Clementine, meine Liebe, du regst dich nur auf. Außerdem... wie kannst du einen solchen Unsinn reden! Du weißt, daß ich dich liebe!«

      Lady Clementine holte tief Luft. Sie trat dicht an Sir Rupert heran und berührte seine Hand mit der ihren. Einen Augenblick lang waren ihre Finger weich und


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